Umblüht von Dahlien ohne Zahl: Kristian-Kraus-Büste im Park

Umblüht von Dahlien ohne Zahl

Kristian-Kraus-Büste im Park

Erinnerungen an eine liebenswerte Bad Neuenahrer Gestalt

VON HARRY LERCH

Die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler löste eine Dankesschuld ab an eine Persönlichkeit, an den Vater des Dahlienfestes. Als seine Büste enthüllt wurde, geschah es am Tag vor dem großen Blumenkorso. Erstaunlich war es und wiederum auch nicht, daß so viele Bürger sich um diese Büste versammelten. Es zeigte, wie sehr Kristian Kraus mit den Bürgern gelebt hat und sie mit ihm.

Mit der Prominenz war auch der Stadtgärtner Paul Priester mit allen Gärtnern da; denn sie haben Hand in Hand gearbeitet von den Ursprüngen dieses Gartens an. In ihm sind alle Blumenkinder um seine Büste. Ja, eine dieser vielhundert Dahlien trägt sogar seinen Namen: die rote Dahlie „Kristian Kraus“. Das ist schöner, sinnvoller, ehrenreicher als zehn Orden. Und, wie es solch eine Stunde will, es sang auch der Männerchor, und beziehungsvoll war sein Lied, Goethes Lied des Türmers: „Zum Sehen geboren, zum Schauen bestellt. Das war der Seele von Kristian Kraus zugeschrieben, der vom großen Berlin ins „kleine Bad Neuenahr kam und sein erster Verkehrsdirektor wurde.

Foto: Kreisbildstelle 
Kristian-Kraus-Büste

 So klang seine Lebensmelodie auf, und keinem der vielen Teilnehmer dieser Stunde blieb es verborgen. Bürgermeister Rudolf Weltken sagte, was Kristian Kraus für seine Stadt bedeutet hat, für das mühselige Neubeginnen nach dem Kriege (für ein paar Wochen ist er sogar so etwas wie der Kurdirektor gewesen …). Für alle Freunde, die Kristian Kraus zugetan waren, blätterte Dr. Walter Ottendorff-Simrock im Buch der Erinnerungen. Hatte ihn der Bürgermeister „Reich an Geist und Ideen“ gewürdigt, kam nun die heitere, die weltmännische und geisteskluge Persönlichkeit ins Bewußtsein. Er lebt für Bad Neuenahr auch weiter mit seiner kostbaren Bibliothek, in der sich das Lebensdreieck Berlin—Bad Neuenahr—Bagdad sammelt, denn dem Orient hat die Lebensfülle von Kristian Kraus ebenso angehört. Der Welt zugetan, das war Kristian Kraus, doch dann kamen auch stille Stunden in seiner Bibliothek. Von Aeschylos bis Handtke spannte sich sein Interesse. Zwischen den Erstausgaben von Shakespeare, Hölderlin und Tieck stand auch in Taschenbüchern die Literatur des Tages. Dies alles, die Jahresringe und die Lebenslinien des Geistes, „ins Bild“ zu bringen, war Aufgabe für die Bildhauerin Erna Deisel-Jennes. Ein Sockel von Mayener Tuff schwingt auf wie eine Woge. Auf ihr ruht dieser Kopf, der wahrhaft ein Kopf gewesen ist — es ist traurig, daß wir von Kristian Kraus immer in der Form der Vergangenheit sprechen müssen… Es ist eine nach innen und außen lebende Büste. Sie strahlt. Die Bildhauerin macht Lebenszüge sichtbar, sie verdeutlicht ein geisteskluge Persönlichkeit läßt die ideenreiche Konzeption sichtbar werden wie die hohe, Intelligenz, aber auch die Herzenswärme von Kristian Kraus. Alle Dahlien umblühen diese Büste als die Vergangenheit, als die Gegenwart von Kristian Kraus. Bedankt ist seine Fülle der Gedanken für Bad Neuenahr. Blumen um ihn — und das Schönste, in einer roten Dahlie ist sein Name Farbe und Blume geworden … Wenige wissen das von sich zu sagen: Blume gewordenes Leben.