Um die Erhaltung der Apollinariskirche
VON HERMANN COMES
Im Klostergarten der Apollinariskirche über Remagen, dieses bedeutendsten Bauwerkes der Neugotik, wird seit Anfang Mai 1965 wieder eifrig in der Bauhütte gearbeitet. Die Steinmetzen aus Niedermendig unterbrachen Ihre Arbeit während der Wintermonate, doch jetzt werden die Meißel wieder an die Steinquadern aus Obernkirchener Sandstein gesetzt, um aus den etwa vier Zentner schweren Steinblöcken die Kreuzblumen und Krabben für die beiden kleineren Türme der Kirche herauszuarbeiten. Wer die fertigen Krabben oder Blumen neben den noch unbehauenen Steinen sieht, muß bestätigen, daß die Arbeit mit den Spitz-, Kreuz-, Hohle- und Zahnmeißeln wahrhaft künstlerische Begabung voraussetzt. Die feinsten Meißel, mit denen die letzten Feinheiten herausgearbeitet werden, sind kaum dicker als ein Bleistift.
Die Franziskaner auf dem Apollinarisberg haben sich eine große und — von der finanziellen Seite her betrachtet — ungeheuer schwere Aufgabe gestellt. Nachdem die Gemälde der Kirche nach langjähriger und kostspieliger Arbeit restauriert worden sind, wird jetzt das durch Witterungseinnüsse sehr stark beschädigte Außenwerk erneuert. Die Initiative des derzeitigen Guardians des Klosters, Pater Karl Selzer, verdient es, besonders hervorgehoben zu werden. Die Gesamtleitung der Arbeiten liegt in den Händen von Architekt Johannes Urbach, Remagen. In einem Gespräch bezeichnete er die Beschädigungen des Außenwerkes als so schwerwiegend, daß ein gefahrbringender Zustand gegeben ist. Wesentliche und auch größere Teile des Beiwerkes, wie Kreuzblumen und Krabben, sind bereits herabgestürzt und stürzen ständig weiter nach. Die zwingend notwendigen Renovierungsarbeiten können wegen der ständigen Kosten nicht auf einen längeren Zeitraum verteilt werden, sollen vielmehr nach Möglichkeit in einem „Vierjahresplan“ durchgeführt werden.
Foto: Stang
Die gesamten Kosten für diese Renovierungsarbeiten, das heißt, für die Erhaltung des Heiligtumes auf dein Apollinarisberg dürfen mindestens 850000 Mark betragen. Man braucht nicht zu betonen, daß die Finanzierung dem Kloster erhebliche Sorgen bereitet. Im Jahre 1964 wurden von der Diözese Trier 50000 Mark und vom Land Rheinland-Pfalz 10000 Mark zur Verfügung gestellt. Ende Mai 1965 traf Ministerpräsident Dr. Peter Altmeier in Begleitung des Landtagsabgeordneten Dr. Grotmann, Sinzig, auf dem Apollinarisberg ein, um sich hier an Ort und Stelle ein Bild von den hier zu leistenden Arbeiten zu machen. Pater Karl und Architekt Urbach gaben einen Lagebericht, in dem auf die Dringlichkeit der Renovierung und auf die durch die umfangreichen Arbeiten entstehenden hohen Kosten hingewiesen wurde. Nun hofft man zuversichtlich, daß der Ministerpräsident sich für eine dem Umfang der Arbeiten entsprechende Unterstützung einsetzt, wie er es in diesem Gespräch auch zusicherte. Weitere finanzielle Unterstützung erwartet man aber auch, wie in einem Gespräch am 15. Februar 1965 von Generalvikar Dr. Paulus zugesagt, von der Diözese Trier. Zur Zeit wird an dem eingerüsteten Turm zur Bergstraße hin gearbeitet. Man hofft, die Arbeiten an dem Turm noch in diesem Jahr vollenden zu können. Wenn für die Ersatzteile Obernkirchener Sandstein gewählt wurde, so deshalb, weil er eine weitaus größere Härte als das bisher an der Kirche verarbeitete Sandstein- und Tuffsteinmaterial besitzt.
Die Hüter des Heiligtumes, die Franziskaner, sind in ihrem unermüdlichen Bemühen um die Erhaltung der Kirche auf dem Berg, die zum Bild dieser Landschaft gehört, nur zu bewundern. Wir wissen, daß zahlreiche Pilger sie bei ihren Wallfahrten mit ihrem Scherflein unterstützen. Doch damit ist das große Werk nicht allein zu schaffen. Der Appell richtet sich an Land und Diözese, nach besten Kräften dazu beizutragen, ein Kulturdenkmal am Mittelrhein zu erhalten, zu dem viele tausend Menschen von nah und fern jährlich pilgern, um die Fürbitte des heiligen Apollinaris zu erflehen.