Tropfenweise Zeit oder Totensonntagsspaziergang
TROPFENWEISE ZEIT ODER TOTENSONNTAGSSPAZIERGANGHelmut SchmelmerTropfenweise wäscht der Himmel Namen von bemaltem Holz, vor die Zeit gespannte Schimmel lecken Tränen fort und Stolz.Namen, die an Körpern klebten wie die Filmhaut auf Papier mit dem Lächeln der Entlebten, aufgereiht zur Heldenkür.Ausgeschickt und fortgeblieben in der ungesuchten Ruh, lächeln sie verwegen zu denen, die das Trauern übenund an reservierten Tagen des Gedenkens, karg und grau, zaghaft vor den Kreuzen klagen. Was wie Tränen glänzt, ist Tau.Frisches Wasser in die Schale, ein Gebet als letzten Sold . . . Und in braunes Laub gerollt liegt die Zeit am Ehrenmale.Des Geschundenen am Wege aufgestelltes Blutgesicht baut um unser Schmerzgehege einen Turm aus jungem Licht.Aus dem Lichtturm sprießen Tage, wuchern Jahre in das Land – bleichen stündlich eine Frage, einen Namen aus der Wand. |