„Selbst gewonnen, selbst gesponnen, selbst gemacht“ – Die Kleidertracht der Hocheifel

„Selbst gewonnen, selbst gesponnen, selbst gemacht“

Die Kleidertracht der Hocheifel

Anita Hoffmann

Die Literatur, die sich mit den Lebensgewohnheiten der Eifelbewohner befaßt ist vielfältig. Wird dabei die Kleidung näher beschrieben, so ist auch das Wort „Tracht“ zu lesen. Da heute in der Eifel keine Tracht getragen wird, stellt sich die Frage: Hat es keine typische Tracht für unseren hiesigen Raum gegeben?

Der Landfrauenverband hat sich dafür näher interessiert und Nachforschungen angestellt, inwieweit eine bestimmt Form der Kleidung im Raum Adenau üblich war.

Die Informationen, die wir einholen konnten, waren von der Aussage her nicht eindeutig.

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Um 1910 trug die Braut noch ein schwarzes Kleid

Beschreibungen einer Tracht findet man für den Raum Prüm, wo z. B. ganz präzise Informationen zur Kopfbedeckung, eine sogenannte Boak-kappe, bestehen. Ebenso wird die Maifelder Tracht näher beschrieben, desgleichen eine Tracht des Ahrtales. In Daun, so heißt es, fand 1922 eine Trachtenschau statt, aber leider ist heute laut Nachfrage bei der dortigen Kreisverwaltung keine nachweisliche Beschreibung vorhanden, um nachzuvollziehen, wie diese damals gezeigten Trachten ausgesehen haben.

Festzuhalten ist, daß in unserem Raum (Adenau und Umgebung) nicht von einer herkömmlichen Tracht zu sprechen ist, wie ein Text bezüglich der Kleidung der Eifelbewohner, vom Blankenheimer Museum herausgegeben, feststellt. Darin heißt es weiter: groß „in Mode“ waren blaubedruckte Leibchen, Trägerleibchen, und zu diesem anhängend ein buntgestreifter Rock aus dick gewebtem Tirtei (Tirtich). Diese Zusammenstellung könne am ehesten unter den Begriff Hocheifel-Tracht eingereihtwerden.

Die Kleidung bei Verheirateten war im Schnitt einfacher und in der Farbe dunkler gehalten. Daran kann sich die ältere Generation gut erinnern, denn das „gute Kleid“ war. wenn wir bis zur Jahrhundertwende zurückgehen, vielfach schwarz. Es bestand meist aus einer schwarzen hochgeschlossenen Bluse, verziert mit Samt-, beziehungsweise Satinbändchen und Spitze, dazu ein knöchellanger Rock. Ebenso sah die Brautmode bis in die vierziger und fünfziger Jahre dieses Jahrhundertsaus. Hinzu kam allerdings ein weißer Schleier mit Myrthenkranz.

An Sonntagen und bei besonderen Anlässen trugen die Frauen das sogenannte Schulteroder Brusttuch. Das Tuch – aus einem Quadrat zu einem Dreieck gefaltet -. dessen Spitze auf den Rücken fiel, wurde über der Brust gekreuzt und die Enden unter das Schürzenbund gesteckt.

Als Kopfbedeckung galt in der Eifel lange Zeit das Kopftuch. Adam Wrede stellt in seiner Eife-ler Volkskunde fest: „Der Kopftücher hatten Frauen und Bäuerinnen in der Eifel stets mehrere. Je wohlhabender diese waren, um so mehr, einfache und kostbare, je nach Alltag, Sonn-und Feiertag, Lebensstufen und Ereignissen. Die Einführung des Hutes in der Eifel ging nicht ohne Aufsehen und Widerstand vor sich; es gab Entrüstungen und manche Kämpfe, bevor in den Dörfern der Damenhut eingeführt war und nicht mehr als anstößig galt.“

Das zur Herstellung der Bekleidung verwendete Material war „selbst gewonnen und selbst gesponnen“. Eine wesentliche Rolle spielten das gewobene Leinen und die vom Schaf gewonnene Wolle. In vielen Bauernhäusern stand ein Webstuhl und der ganze Stolz einer Hausfrau galt einem ansehnlichen Stock an Wäsche. Adenau war bekannt für seine Tuchmacherei und Tuchfärberei. Es wurde ein Buch gefunden, in dem die Rezepturen zur Farbherstellung nachzulesen sind. Ebenfalls ist im Adenauer Heimatmuseum ein sogenannter Bauernkittel zu sehen. Dieser Bauernkittel stammt von der Jahrhundertwende und galt als gebräuchliche Form der Männerkleidung. Hergestellt wurde der Kittel aus einem blauen Stoff mit dünnen weißen Streifen. Stoffe dieser Art sind hier bekannt. Sie dienten zur Anfertigung von Kleidern, Schürzen und Röcken.

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In selbstgenähter Tracht: Die Landfrauengruppe im Festzug des Adenauer Heimatfestes 1992.

An diesem Stoff haben wir uns orientiert. Eine Gruppe interessierter Landfrauen hat damit begonnen, unsere Tracht zu nähen, bestehend aus einem knöchellangen Rock, ärmelloser Weste und einer weißen Schürze. Im Gespräch ist eine einheitliche weiße Bluse und zur Vervollständigung eine Kopfbedeckung.

Ursprünglich galt es, durch das Tragen einer Tracht, das Sprechen der gleichen Mundart sowie die Pflege der gemeinsamen Sitten und Bräuche die Zusammengehörigkeit eines Dorfes nach außen hin zu demonstrieren. Heute wird es zunehmend schwieriger, den „Lebensraum Dorf“ oder die Gemeinschaft eines Ortes oder Verbandes attraktiv zu gestalten. Mit unseren Bemühungen um die Eifeler Tracht wollen wir dem entgegenwirken.

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