Rot-gelbe Ritter der Lüfte – Hornissen im Kreisgebiet
Rot-gelbe Ritter der Lüfte Hornissen im Kreisgebiet
Christian Havenith
Im Sommer bevölkern Bienen, Wespen und Hornissen die Luft – und damit beginnen für einige von uns die Probleme: ein Nest im Gartenhäuschen, im Hochsitz, auf dem Speicher oder im hohlen Baum. Was tun? Ein Anruf bei der Feuerwehr hilft weiter. Für Honigbienen ist der örtliche Imker zuständig, für Wespen die Feuerwehr und für Hornissen? Hier ist seit 1992 ein Mitglied der Kreisgruppe des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Zusammenarbeit mit der Unteren Landespflegebehörde bei der Kreisverwaltung Ahrweiler tätig. Da die Hornissen (lat.Vespacrabo) immer seltener geworden sind, sind sie seit 1987 durch die Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) geschützt. Welchen Nutzen haben aber nun die Hornissen für den Menschen? Als Nutzinsekten vertilgen sie im Jahr mehr als 10 Kilo an „Forst- und Gartenschädlingen“, Schmeißfliegen, Bremsen, Mücken und Wespen. Durch die Ansiedlung eines Hornissenvolkes war es einem Ehepaar in Sinzig erstmals seit Jahren wieder möglich, ihre Obstwiese zu nutzen, da die Hornissen die Wespen wirksam bekämpften.
Optisch unterscheiden sich Hornissen und Wespen aufgrund ihrer Größe und Farbe. Hornissen sind auffällig groß mit rot-gelber Färbung und lautem Flug – Brummen, während Wespen kleiner und schwarz-gelb gefärbt sind.
Woran kann man die Nester der Hornissen und der kleineren Wespen unterscheiden?
Beide bauen ihre Papiernester aus zerkautem, morschen Holz, das Wespennest ist allerdings grau und das Hornissennest im Gegensatz dazu braun. Man findet Hornissennester in der Regel nur in oberirdischen Höhlungen, wobei sie aufgrund des Nistplatzmangels in der Natur immer häufiger auf die oben beschriebenen „künstlichen“ Nistplätze ausweichen müssen. Eine Begegnung mit dem Menschen ist hier unvermeidlich. Leider gibt es immer noch übertriebene Geschichten über die Giftigkeit und Aggressivität der Hornisse wie z. B. „7 Stiche töten ein Pferd und 3 einen Menschen“. Dies hat sich aber als völlig unhaltbar erwiesen. Sicher, man sollte im Umgang mit diesem Insekt Vorsicht walten lassen, aber im allgemeinen interessiert sich die Hornisse nicht für ihre menschlichen Nachbarn. Selbst unmittelbar vor dem Nest greift sie nicht ohne Warnung an. Die im Eingang sitzende Wächterhornisse umkreist den Eindringling mehrmals. Dringt dieser weitervor, läßt sie sich heftig, immer noch ohne Stich, gegen ihn prallen. Erst wenn er dann noch nicht zurückweicht, sticht sie zu. Völker, die immer wieder gestört werden, sind daher besonders leicht reizbar. Da sich die Nester über einen relativ langen Zeitraum entwickeln, kann man sich leicht darauf einstellen und die Stellen meiden. Auch die Hornissen gewöhnen sich schnell an die Menschen und umfliegen ihn elegant. Lediglich die plötzlich in den Sommermonaten entstehenden Ableger-Nester können hinderlich sein. Diese entstehen nur, wenn es im Stammnest zu eng wird und die Brut zur Aufzucht „ausgelagert“ wird. Vielfach finden sich diese Ableger dann in Rolladenkästen und Vogelnisthilfen.
Bergung und Umsiedlung eines Hornissennestes, 1995.
Wenn ein Ausweichen im Hausbereich nicht möglich ist, besteht im Ausnahmefall die Möglichkeit ein Stammnest fachkundig umsiedeln zu lassen. Das Nest wird dann in einen speziell gebauten Nistkasten umgepackt und an einem geeigneten neuen Platz aufgehängt. Dieser muß mindestens 5 Kilometer entfernt liegen, da sonst die Hornissen zum alten Nestplatz zurückkehren. Besser als das Umsiedeln ist aber immer das Verbleiben am Ursprungsort, denn ein Ersatznistplatz bleibt eben ein Ersatz. Auch sollte man selber in jedem Fall auf eigene Umsiedlungsaktionen verzichten, da die Hornissen leicht reizbar sind. Wird die Aktion nicht vom Fachmann durchgeführt, ist sie zudem rechtswidrig. Durch das natürliche Absterben der Nester und der Königin zu Beginn der ersten Fröste lösen sich viele Probleme von selbst.
Die Situation der Hornissen im Kreis Ahrweiler ist aufgrund des Nistschwerpunktes im Bereich Brohltal – Rheinschiene – Ahrtal sehr ungünstig. Die meisten der nur 32 Nester die 1994 (1993:14 Nester) im Kreis gemeldet wurden, lagen in diesem Bereich. Nur zwei Belege stammten aus der Hocheifel. Die ungleichmäßige Verteilung kann nicht nur auf klimatische oder strukturelle Faktoren zurückgeführt werden, da positive Zahlen aus den Kreisen Daun und Mayen-Ko-blenz vorliegen. Wichtige Faktoren fürdiegerin-ge Nestanzahl ist das immer noch weit verbreitete, strafbare Abbrennen von Hornissennestern bei Wespenbekämpfungsaktionen und der zunehmende Mangel an natürlichen Nistmöglichkeiten. Durch menschliche Eingriffe wurden Flußauen mit hohen alten Weiden, die ursprünglichen Lebensräume der Hornissen, ausgeräumt und alte, morsche Waldbäume im Rahmen veralteter Forstkonzepte beseitigt.
Durch die Nutzungsaufgabe in Streuobstwiesen ist auch dieser Lebensraum bedroht. Positiv ist aber die Bereitschaft vieler Nest-„Eigentümer“ zur Pflege und Sicherung „ihres“ Hornissennestes. Vielfach wurden bereits artgerechte Nistkästen zur Wiederansiedlung der überwinternden, im Frühjahr wiederkehrenden Junghornissen-Königinnen an geeigneten Standorten aufgehängt. Der dauerhafte Schutz dieser faszinierenden Großinsekten kann aber nur durch die Wiederherstellung der natürlichen Lebensräume und die Sicherung vorhandener Vorkommen erreicht werden.
Literatur:
Ripberger, R./C.P, Hutter; „Schützt die Hornissen“ Weitbrecht Verlag.