Römische Eisenverhüttung im Ahrweiler Wald
Fragt man in Ahrweiler nach römischen Funden, so ist die erste Antwort: die Römervilla am Silberberg. Nach längerem Nachdenken erinnern sich viele aber auch an einen Fund aus dem Ahrweiler Wald, um den es sehr still geworden ist. Vor fast 50 Jahren wurde hier eine römische Siedlungs- und Produktionsstätte von Archäologen ausgegraben, die weit über Deutschland hinaus bekannt wurde und für großes Aufsehen sorgte. Bis heute gilt die Fundstelle als die am besten erhaltene römische Eisenverhüttungsanlage nördlich der Alpen. In den 50er des vergangenen Jahrhunderts wurde sie von heimatkundlich interessierten Ahrweiler Bürgern entdeckt. Zwischen 1958 und 1965 wurde sie vom Institut für Vor- und Frühgeschichte der Universität Bonn im Rahmen einer Lehrgrabung durch Prof. Otto Kleemann wissenschaftlich untersucht. Nach Abschluss der Grabungen wurde die Anlage – ähnlich dem Silberberg – der Öffentlichkeit zur Besichtigung übergeben. Die von Otto Kleemann geplante Veröffentlichung der Grabungsergebnisse kam jedoch nicht mehr zustande. Dies und die etwas abgelegene Lage im Ahrweiler Stadtwald führte dazu, dass die Siedlung immer stärker in Vergessenheit geriet und verwilderte. Erst durch die Einrichtung eines neuen Wanderweges, des „Eisenweges“, gelang es, wieder Besucher für die Anlage zu interessieren. Die Siedlung im Ahrweiler Wald wurde im 2. Jahrhundert n. Chr. gegründet. Ihre wirtschaftliche Blüte erlebte sie im 3. Jahrhundert, in dem sie die auf dem abgebildeten Plan gezeigte Größe erreichte. Auch im 4. Jahrhundert bestand die Siedlung fort, wie das umfangreiche Fundmaterial aus dieser Zeit verdeutlicht. Jedoch konnte bislang kein Gebäude aus dieser Zeit entdeckt werden. Dies dürfte allerdings daran liegen, dass bislang nur ein kleiner Teil der Siedlungsfläche ausgegraben ist. Im 3. Jahrhundert war die gesamte Siedlung von einer Mauer umgeben. Es handelt sich dabei weniger um eine Verteidigungsanlage als vielmehr um eine Umfriedung, die den Besitz abgrenzte. Innerhalb der Mauern lagen mehrere Gebäudekomplexe. Die archäologischen Ausgrabungen zeigten, dass es sich bei ihnen jeweils um geschlossene Werkstattkomplexe handelte. In den Werkstätten standen mehrere Verhüttungsofen, mit deren Hilfe man aus Eisenerz und Holzkohle eine sogenannte Luppe gewann. Diese Luppe bestand nicht aus reinem Eisen, sondern enthielt noch sehr viele Verunreinigungen in Form von Schlacke. Die Luppen wurden in einfach gebauten Feuerstellen, sogenannten „Ausheizherden“ weiterverarbeitet. Durch Schmieden wurde das weiche und elastische Eisen von der harten und spröden Schlacke getrennt. Als Endprodukt erhielt man reines Eisen, das an die Schmieden in der Umgebung verkauft wurde. Das Erz stammt aus der unmittelbaren Umgebung der Siedlung, wie die zahlreichen Tagebauspuren um die Siedlung belegen. Der Holzkohlebedarf wurde – zumindest teilweise – ebenfalls aus der unmittelbaren Umgebung der Siedlung gedeckt. Ein weiterer wichtiger „Rohstoff“ für die Eisengewinnung war Wasser. Es wurde sowohl als Kühlmittel beim Schmieden, als Schlämmmittel für den Bau der Verhüttungsöfen und nicht zuletzt für den privaten Bedarf der Hüttenleute, der bei der schweißtreibenden Arbeit am Ofenfeuer sicher nicht zu unterschätzen ist, benötigt. So findet man in der Siedlung auch ein ausgeklügeltes Wassersammel- und Speichersystem aus vernetzten Teichen und Zisternen, die Oberflächenwasser sammelten und speicherten. Besonders ins Auge springen auch die großen Abfallhalden aus Schlacken, die eine rege Eisenproduktion belegen. Insgesamt fanden sich ca. 1000 t von diesen Verhüttungsabfällen. Dies ist jedoch nur ein Bruchteil dessen, was in der Anlage an Abfall angefallen ist. Wie sich anhand von Beifunden zeigte, stammt diese Schlackenmenge nur aus einem kurzen Zeitabschnitt im 4. Jahrhundert. Der übrige Abfall der Siedlung muss offenbar nach weiter weg abtransportiert worden sein. Wichtig ist die Schlackenmenge deshalb, weil man aus ihr zurückrechnen kann, wie viel Eisen produziert wurde. Bei der damaligen Technik fielen bei der Herstellung von einer Tonne Eisen und drei Tonnen Schlacke an.
Die Verhüttung des Eisens erfolgte in früherer Zeit nach einem grundlegend anderen Methode als heute. Sieht man von dem steigenden Einsatz der Elektrolichtbogenöfen einmal ab, so ist die Hochofentechnologie heute die gängige Methode. Hierbei wird das Erz geschmolzen und in flüssigem Zustand zu Eisen reduziert. Die Römer verhütteten das Erz jedoch noch nach dem Rennfeuerprinzip. Hierbei wird das Erz lediglich auf eine Temperatur von 1.200 Grad erhitzt.
Gesamtplan der Siedlungsfunde der Eisenschmelzanlage im Ahrweiler Stadtwald
Die Ausgrabungen im Jahre 1961 aus der Vogelperspektive
Bei dieser Temperatur schmilzt das Eisen noch nicht, sondern nur die Fund eines damals recht kostspieligen Bronze im Erz enthaltenen Gesteinsbeimengungen, die gefäßes zeigt, dass die Hüttenleute mit ihrer als Schlacke aus dem Ofen fließen. Gleichzeitig Arbeit ein gutes Auskommen hatten. wird das noch feste Erz zu Eisen reduziert. Als Endprodukt entsteht ein schwammiger Eisenklumpen, der noch mit Schlackeresten durchsetzt ist, die sogenannte Luppe. Diese muss anschließend, wie schon oben angesprochen, noch zu einem kompakten, schlackefreien Stück Eisen ausgeschmiedet werden. Die Siedlung war jedoch keine reine Produktionsstätte. Im Fundmaterial fand sich Gegenstände aus dem Küchen- und Hauswirtschaftsbereich, wie zum Beispiel Mühlsteine zum Mahlen von Getreide, Tafel- und Kochgeschirr, Teile von Webstühlen und Kleinfunde, die auch in jeder normalen Wohnsiedlung zu Tage treten. In unmittelbarer Nähe der Siedlung konnten die Archäologen ein Gräberfeld entdecken, in dem die Toten der Siedlung bestattet wurden. Die Qualität des Fundmaterials kann man als gehoben bezeichnen. Die gefundene Keramik war hochwertig und auch der
Eine mehrmeterhohe Schlackenhalde belegt die Bedeutung des Verhüttungsbetriebes.