Rech
Schon tobt der Sturm die lange Nacht
Und peitscht die schwarzen Wogen.
Die reißen fort mit grimmer Macht
Der Brücke stolze Bogen.
Da ruft’s im Dorf: „Das Wasser naht,
Verschlingt, wer noch verziehet!
Schon deckt’s die Wiesen, deckt den Pfad!
O, rettet euch; entfliehet!!“
Gefaßt ans Tor der Pfarrer tritt,
Hebt segnend seine Hände:
„Stirbt meine Herde, sterb‘ ich mit,
Daß letzten Trost ich spende.“
Voll Andacht kniet er nieder, fleht,
Daß sich der Herr erbarme;
Dann wieder er am Fenster steht,
Hält segnend hoch die Arme.
Ein lauter Krach! — Das Haus stürzt ein! —
— Verstummt des Frommen Beten! —
Er wird der Seinen Führer sein,
Vor Gott mit ihnen treten.
E. Trosse
Es ist die Überschwemmung vom 21, Juli 1804. — Der Pastor Mayer erteilte einigen seiner vom Tode bedrängten Nachbarn Generalabsolution, als das Haus fortgeschwemmt wurde. Die Leiche des Geistlichen fand man nach einem Jahre bei Marienthal im Schlamme vollkommen unversehrt. Die Franzosen ließen ein neues Pfarrhaus 1805 auf Staatskosten errichten.
Pfarrhaus Rech
Foto: Kreisbildstelle