Rauhreif (Gedicht)
Die Wälder standen kahl und grau,
die kalten Berge ragten blau
empor aus dunklen Tälern.
Doch über Nacht kam leichter Frost;
und als sich dann der Nebel hob
durch warmer Wintersonne Strahlen,
der Rauhreif wahre Märchen wob,
als wollt’ die Erde prahlen.
Da glitzert es auf Zweig und Blatt
wie winzige Brillanten,
und wer ein Aug’ zum Schauen hat,
sieht tausend Diamanten
und funkelnde Juwelen.
Kein Goldschmied mehr zu bieten hat,
man kann es nicht verhehlen.
Verzuckert weiß die Bergesgipfel,
bis Mittag hält die Silberpracht;
dann löscht die Sonn’ auf Wies’
und Wipfel
den schönen Traum der letzten Nacht.