Partner der internationalen Schiffahrt: Maschinenfabrik Bröhl GmbH in Brohl-Lützing

Rainer Kresse

„Sie haben eine der besten und schnellsten Monteurtruppen der Welt“. Auf dieses Kompliment eines Reeders ist man bei der Maschinenfabrik Bröhl GmbH in Brohl-Lützing mit Recht besonders stolz. Denn die Reeder wissen, was ihnen schneller Einsatz wert ist, bis zu 15000 Dollar kostet es sie nämlich, wenn ein Schiff wegen eines Defektes im Hafen liegen muß.

Als Anton Bröhl im Jahre 1895 seine Brohler Apparatebau-Anstalt gründete, war er wohl ein ehrgeiziger Handwerker und Konstrukteur, aber er konnte wohl kaum annehmen, daß diese Firma, die er damals aufbaute, heute zu den wichtigsten Partnern der Weltschifffahrt gehört.

Die Maschinenfabrik Bröhl, heute geleitet vom Enkel des Firmengründers, Anton Bröhl jun., von Werner Böckler, Karlheinz Gerbracht und Horst Löhr, hat sich vom kleinen Handwerksbetrieb zu einem Großbetrieb mit 130 Beschäftigten gemausert.

Während früher hier am Rhein Tankapparate und kleinere Winden für die Binnenschiffahrt gefertigt wurden, rüstet die Firma heute die größten Tanker, die auf den Weltmeeren kreuzen, mit Ankerwinden, Anker- und Verholwindenkombinationen, Ankerspille, Kettenstopper, Ladewinden, Schwergutwinden und ähnlichen voluminöse/1 Gerätschaften aus. Winden für Bohrinseln und Bohrschiffe,

komplette Hellinganlagen und Sonderanfertigungen für den Schiffsbau stehen ebenso auf dem Fabrikationsprogramm wie Windeanlagen für Eimerketten- und Saugbagger. Ausgestattet werden auf allen bedeutenden Werften der Welt Tanker mit Winden der Brohler Maschinenfabrik.

Von der Festigkeit der Ankerwinde hängt weitgehend die Sicherheit eines Schiffes ab, und Tanker bis zur Gewichtseinheit von 394000 dtw hängen an Ankerketten von einer Kettengliedstärke bis zu 152 Millimetern, die über Bröhl-Ankerwinden laufen.

Für die Herstellung solcher Geräte werden in den beiden Werken der Firma Bröhl hochmoderne Präzisionsmaschinen eingesetzt, die nicht nur selber über gewaltige Ausmaße verfügen sondern zum feil vollautomatisch arbeiten. Riesige Fräsen, enorme Bohrmaschinen und Drehbänke, auf denen Werkstücke bis zu zehn Meter Länge gefertigt werden können, beeindrucken allerdings nur mehr die Besucher.

Besonders stolz ist man bei Bröhl auf die hervorragende Monteurgruppe, die in nahezu allen wichtigen Häfen der Welt an Bord der Schiffe gerufen wird, um aufgetretene Mängel schnellstens zu beheben.

Die Monteure, die zum größten Teil aus dem hiesigen Bereich, vornehmlich aus dem Brohltal stammen, werden per Flugzeug an die Einsatzhäfen gebracht, erledigen die angefallenen Instandsetzungsarbeiten während der Liegezeit oder fahren bis zum‘ nächsten Hafen mit, wo sie wieder von Bord gehen.

Werkstücke bis zu zehn Metern Länge werden auf der riesigen Drehbank bearbeitet
Foto Döhrn

Allein 180000 Mark wendet die Firma an Flugkosten für ihre „harten Jungs aus dem Brohltal“ auf, um sie nach Ceylon, Japan, Frankreich, Persien oder zu südamerikanischen Häfen zum schnellstmöglichen Einsatz zubringen.

„Hervorragender Service ist das A und O in unserem Geschäft“, erklärt die Firmenleitung und verweist mit Stolz auf ihre Erfolge auf diesem Gebiet.

Die heute international führende Position in ihrer Branche hat die Maschinenfabrik Bröhl sich in langen Jahren hart erarbeitet.

Ursprünglich eher auf die Zulieferung für die Binnenschiffahrt ausgerüstet, entwickelte sich die Fabrik um 1964/65 zum Maschinenausrüster für die Hochsee- und besonders für die Tankschiffahrt.

Die große Nachfrage nach Bröhlschen Winden machte den Bau eines zweiten Werkes im Brohltal 1971 erforderlich.

Hervorragende Auftragslage eines internationalen Kundenkreises kommt der Prosperität des Betriebes permanent zugute.

Der Jahresumsatz wird von der Firmenleitung mit rund 20 Millionen Mark angegeben. Das Fertigungsvolumen ist mittlerweile so groß geworden, daß bereits Lohnaufträge an andere Unternehmen vergeben werden.

Die meisten der bei Bröhl hergestellten Maschinen wurden in der firmeneigenen Konstruktionsabteilung konzipiert. Eine beachtliche Reihe von Patenten wurde hier entwickelt und eine Vielzahl von Lizenzen nach USA, Südamerika und in andere Staaten vergeben. Natürlich werden die im Werk gebauten Maschinen auch hier getestet und ausprobiert. Eigens dafür wurde eine Dampfdruckanlage errichtet, denn aus Sicherheitsgründen werden Anker- und andere Winden auf den großen Tankern mit Dampfkraft oder Elektromotoren betrieben.

Kombinationswinden, eine der selbstentwickelten Spezialitäten des Unternehmens
Foto: Döhrn

Die Ausbildung von Fachkräften und Monteurnachwuchs wird bei der Maschinenfabrik Bröhl in enger Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer Koblenz betrieben. Auszubildende werden im ersten

Lehrjahr in der Industriewerkstätte der IHK Koblenz unterrichtet, bevor sie die nächsten zwei Lehrjahre in den Bröhl-Werken 1 und II weitere Kenntnisse erwerben.

Über Arbeitskräftemangel und fehlenden Nachwuchs braucht man sich bei Bröhl nicht zu beklagen. Relativ hohe Löhne, vielseitiges Ausbildungsprogramm und die Möglichkeiten die „große weite Welt“ der internationalen Häfen und Schiffe kennenzulernen, sind neben guten Sozialleistungen Anreiz genug.

Beeindruckende Dimensionen zeigt die Spindel an Die Vertiefungen haben die Größe eines einzigen Anker-Kettengliedes
Foto: Döhrn

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