Om@ und Op@ online – Die Senioren entdecken auch im Kreis Ahrweiler den Computer für sich

Über 3 Millionen Senioren sollen mittlerweile „im Netz“ sein, die Altersspanne zwischen 50 und 70 Jahren stellt nach seriösen Schätzungen die am schnellsten wachsende Nutzergruppe.

Was steckt hinter diesen Meldungen? Entdecken die Senioren auch hier bei uns im Kreis Ahrweiler das world wide web für sich? Ich habe drei Menschen jenseits der Siebzig befragt, wie sie und der Computer zusammen kamen.

Dr. Ilse Rhode hat den größten Teil ihres Lebens in Norddeutschland verbracht und dort als Sonderschullehrerin gearbeitet. Nach der Pensionierung und dem Tod ihres Mannes hat sie erneut studiert – an der Fernuniversität Hagen. „Beruf Witwe war mir zu wenig“, konstatiert die gebürtige Berlinerin trocken. Kurzerhand hat sie einen gebrauchten Computer angeschafft und für erweiterte Schreibarbeiten genutzt. Ohne Kursus hat sie alles mit Hilfe der Handbücher erlernt. „Man muss neugierig bleiben aufs Leben und alles, was damit zusammen hängt.“ Beim Umzug ins Augustinum schaffte sie sich ein Laptop an – aus Platzgründen. Sie führt ein elektronisches Adressbuch und verschickt E-Mails. Wie sieht’s mit Spielen aus? „Na klar jage ich das Moorhuhn“: Das Internet nutzt die Vierundsiebzigjährige zur gezielten Recherche. „In einem Chat-Room bin ich allerdings noch nie gewesen.“ Na ja, was nicht ist, kann noch werden.

Werner Müller (76) aus Bad Neuenahr hat über sein Hobby den Zugang zum PC gefunden. „Wir spielen Bridge, Turnierbridge, jede Woche mit 40 Personen.“ Da man dabei alles aufschreiben muss, ist der Computer – es gibt ein spezielles Programm dafür – mehr als nur eine wertvolle Hilfe: „Ohne geht es gar nicht.“ Vor fünf Jahren haben sich die Müllers einen PC angeschafft und sich alles selbst bei gebracht – learning by doing. Nun reicht es zum Briefeschreiben und Gestalten von Einladungen. Und zum nächtlichen Zeitvertreib: „Wenn meine Frau mal nicht schlafen kann, spielt sie Solitaire.“

Hans Friedrichs, der ebenfalls in der Kreisstadt lebt, bekam noch im Berufsleben die Anfänge der Datenverarbeitung mit, allerdings mehr am Rande. „Meine Sekretärin hatte eine elektronische Schreibmaschine.“ Um sich damit genauer auseinander zu setzen, besuchte der Ingenieur zunächst einen Schnupperkurs, bevor er sich dann tatsächlich – angestiftet von seinem PC-verrückten Schwiegersohn – vor fünf Jahren den ersten Computer anschaffte. Später stieg der Achtundsiebzigjährige auf ein internettaugliches Folgemodell um und ist seitdem „drin“. Zunächst setzte er das Gerät hauptsächlich für seine Hobbys (Briefmarken, Dias) ein. Dann kam die Ahnenforschung dazu, heute macht er gar die Steuererklärung damit. Und das, obwohl er im Word-Programm nach dem Attentats-Modus arbeitet: „Alle paar Jahre ein Anschlag…“

Der Bonner Hans-Joachim Schönenberg ist Dozent für Computerkurse an der Kreisvolkshochschule Ahrweiler. Er hat schon eine Menge von Senioren für die Arbeit im Netz geschult. Nach seiner Meinung kann man zwar von einem richtigen Boom noch nicht sprechen, der Zulauf ist jedoch vorhanden. Der Teilnehmerkreis an solchen Seminaren ist durchwachsen, sowohl altersmäßig als auch sonst. „Zu uns kommen die Aktiven, die eh’ schon Interesse haben an dem Medium“. Zwei Drittel Frauen, ein Drittel Männer im Schnitt. An den speziellen Internet-Kursen für Senioren nahmen allein im Jahre 2001 bei der Kreisvolkshochschule Ahrweiler 158 Personen teil, die 58 Jahre und älter waren. Bei den, EDV-Kursen liegt der Anteil der Seniorinnen und Senioren insgesamt bei rund 30%.

Bange machen gilt nicht. „Auch ein 85-Jähriger kann lernen, mit der Maus um zu gehen, wenn die Beweglichkeit der Hand noch vorhanden ist.“ Wie sieht es mit dem Erfolg aus? „Rund siebzig Prozent der Teilnehmer bleiben hängen, ein knappes Drittel fängt kein Feuer.“ Um den Übergang vom Berufsleben in das Rentnerdasein leichter zu machen, führt Schönenberg auch einen „Vor-Unruhestands-Kursus“ durch, speziell für Leute, die kurz davor stehen, in den Ruhestand zu gehen. Und für diesen neuen Lebensabschnitt einen neuen Inhalt suchen. Der Zugang zum Internet wäre einer davon. Man muss es nur versuchen. So werden aus Großmutter und Großvater vielleicht eines Tages www.om@-und-op@.de.

Hans Friedrichs (78) nutzt beim Surfen im Internet auch diverse Suchmaschinen.

Schulungsangebote

Die Kreisvolkshochschule führt diverse Kurse zum Thema Computer durch.

Das Angebot erstreckt sich vom Erlernen des Datenbanksystems Excel über das Präsentationsprogramm Powerpoint bis zur Internetschulung. Viele Kurse finden Vor- oder Nachmittags statt, sind also für ältere Menschen gut zu besuchen.

Links zum Thema:

www.seniorennet.de
www.seniorweb.uni-bonn.de
www.seniorentreff.de
www.die-online-senioren.de
www.seniorenansnetz.de
www.feierabend.com