Neues Schriftentum über den Kreis AW. Ausgewählte Neuerscheinungen und Besprechungen (Jürgen Haffke; Carsten Dirx/Hans G. Kuhn)
1. Ausgewählte Neuerscheinungen
Dieser Bericht schließt an den Bericht im Heimatjahrbuch 2005 (S.250-253) an.
Kreis Ahrweiler / Eifel
– Wolfgang Gückelhorn, Detlev Paul: V 1 – „Eifelschreck“. Abschüsse, Abstürze und Einschläge der fliegenden Bombe aus der Eifel und dem Rechtsrheinischen 1944/45. Dokumentation. Helios-Verlag, Aachen 2004.
– Wolfgang Gückelhorn: Das Ende am Rhein. Kriegsende zwischen Remagen und Andernach. Dokumentation. Helios-Verlag, Aachen 2005.
– Gerhard Knoll: Hexenjagd. Hexenverfolgung im Kreis Ahrweiler 1500-1660. Helios-Verlag, Aachen 2004.
– Wolfgang Spielmann: Geologische Streifzüge durch die Eifel. Gesteine prägen Landschaft und Architektur. Rhein-Mosel-Verlag, Alf
2. Aufl. 2005.
– Liebenswerter & lebenswerter Kreis an Rhein und Ahr. Verlagsbeilage des General-Anzeiger Bonn 13.05.2005.
– Der Standort Kreis Ahrweiler. Verlagsbeilage des General-Anzeiger Bonn 29.10.2004.
– Dieter Schewe: Königs- und Klosterweine der Rhein-Ahr-Region. Weingeschichte 643 – 1257. Verlag Geschichtsforschung Rheinlande, Sinzig 2005.
Verbandsgemeinde Adenau
– Katja Kerschgens: Geliebte Eifelbilder. Das Adenauer Land am Nürburgring. Adenau 2004.
Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler
– Gisbert Stenz: Ahrweiler Mundarten-ABC. Neues Ahrweiler Mundartwörterbuch. NBT-Verlag, Bad Neuenahr-Ahrweiler 2005.
– Rudolf Schneider: Bad Neuenahr-Ahrweiler im Spiegel alter Ansichtskarten. Edition Lempertz, Bonn 2004.
– Hans-Georg Klein: Ahrweiler. Gaasteland Verlag. Düsseldorf 2005.
Stadt Remagen
– Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Die Apollinariskirche in Remagen. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2004. (Forschungsberichte zur Denkmalpflege in Rheinland-Pfalz, Bd.7)
– Ludwig Renard, Karl Züllighofen: Chronik 950 Jahre Bandorf 1054 – 2004. Remagen-Bandorf 2004.
– Festchronik Kripp 1705 – 2005. Remagen-Kripp 2005.
– Einhundertzehn Jahre aus der Geschichte der Remagener Schützengesellschaft 1843 – 1953. Remagen o.J.
Stadt Sinzig
– Heimatmuseum Schloss Sinzig (Hrsg.): Die letzten Tage. Kriegsende in der Goldenen Meile. Internationaler Museumstag 8.Mai 2005. Sinzig 2005.
– Ernst-Edmund Keil: Bad Bodendorfer Gedichte 2000 – 2005. Meissner Verlag, Remagen 2005.
– Anne Schunicht-Rawe, Stephan Pauly: St.Peter in Sinzig. Rheinischer Verein, Köln 2004. (Rheinische Kunststätten Hf. 484)
– 40 Jahre Spielmannszug „Blau-Weiß“ e.V. Bad Bodendorf 1965 – 2005. Sinzig-Bad Bodendorf 2005.
– Hans-Peter Floter (Hrsg.): 25 Jahre Karnevalszeitung Närrischer Bube. Wegweiser durch den „Senzije Fastelovend“. Sinzig 2005.
2. Besprechungen
Gerhard Knoll: Hexenjagd. Hexenverfolgung im Kreis Ahrweiler 1500 – 1660. Helios-Verlag, Aachen 2004.
Der Name Gerhard Knoll bürgt für Qualität. Wer sich näher für die Geschichte von Stadt und Land im Kreis Ahrweiler interessiert, stößt immer wieder auf die Erträge seiner Forschungen, sei es nun über die Wüstung Edighoven (1975), fünf Beiträge in den Heimatjahrbüchern 1977-1980 und 2005, das Erzbergwerk bei Kirchdaun (1981), Löhndorf (1983), St. Willibrord in Neuenahr-Beul (1990) oder Pützfeld (1993). Das vorliegende Werk „Hexenjagd“ erschließt eine Vielzahl bisher unbekannter Quellen des 16. und 17.Jh. aus den ehemaligen Territorien, die heute den Kreis Ahrweiler bilden. Die Zersplitterung der Herrschaftsverhältnisse und die allein quantitativ sehr unterschiedliche Überlieferung der Akten machen die Bearbeitung eines solchen Themas sehr schwierig, worauf G. Knoll eingangs auch hinweist. Was er aber dann an Erkenntnissen aus diesem Quellenstudium gewinnt, das verdient großen Respekt. 1993 hat der Koblenzer Archivar Dr. Walter Rummel in seinem Beitrag für „Der Kreis Ahrweiler im Wandel der Zeit“ (S.112-119) eine erste Skizze zum Thema Hexenprozesse im Kreisgebiet geliefert. G. Knoll hat jetzt ein detailreiches Bild der Jahre 1500 – 1660 entworfen, das zunächst die allgemeinen Aspekte der Hexenverfolgung beleuchtet (Hexenbegriff, Anklage, Ermittlung, Prozess und Urteilsvollstreckung) und dann in einem regionalen Teil alle Territorien auf die dort herrschenden Verhältnisse prüft. Im Vordergrund stehen immer die lokalen Quellen, die gelegentlich durch Informationen aus anderen Regionen ergänzt werden. Dieser unmittelbare Bezug zum Heimatraum macht die Stärke des Buches aus: Wer hier zuhause ist, kann sich nicht dem bedrückenden Gefühl, dem fassungslosen und ungläubigen Staunen entziehen, das bei der Lektüre unweigerlich aufkommt. So etwas hat es in meinem Dorf, meiner Stadt gegeben? Verleumdungen der Mitbewohner standen zumeist am Beginn der Verfolgung; fast immer traf es Frauen (ca. 80%); Neid, Missgunst und Vorteilsnahme wurden mit religiösem Eifer im Zeitalter der Gegenreformation kaschiert; Folter gehörte zum Prozessalltag; das Urteil: in der Regel Tod; und die beträchtlichen Prozesskosten hatten die Hinterbliebenen zu tragen. Über 200 Hinrichtungen kann G. Knoll für das Kreisgebiet nachweisen. Er schätzt, dass es tatsächlich etwa die doppelte Anzahl gegeben hat.
Zu Recht verweist G. Knoll auf die im 16.Jh. verbreitete Endzeitstimmung in den Gesellschaften Mitteleuropas, die religiöse Verunsicherung nach der Reformation und die „Kleine Eiszeit“ mit ihren Missernten und Hungersnöten, die einen Hintergrund der Verfolgung bieten, aber keine Legitimation. Gerade seine Darstellung über das Kreisgebiet belegt eindrucksvoll die Bedeutung der politischen Verhältnisse: Das zum Erzstift Köln gehörende Ahrweiler erlebte durch die bischöfliche Duldung der Hexenverfolgung üble Zeiten, während das zum Herzogtum Jülich gehörende Neuenahr davon fast unberührt blieb. Der Herr von Olbrück wütete in seinem Umfeld, der Herr von Landskron nicht, und beider Territorien überschnitten sich. G. Knolls Arbeit zeigt nachdrücklich, wie vielschichtig das Thema „Hexenjagd“ allein schon im Kreis Ahrweiler ist. Da liegt die Frage nahe, wie es sich denn damit in anderen Landstrichen Deutschlands und Europas verhalten hat. Dazu zwei Tips: Als Buch „Hexenwahn. Ängste der Neuzeit. Hrsg.v. Rosmarie Beier-de Haan, Rita Voltmer und Franz Irsigler. Berlin / Wolfratshausen 2002.“ Und im Internet: www.uni-trier.de/hexen. Gerhard Knolls Vorschlag (S.107), dem 1629 als Hexer hingerichteten Ahrweiler Bürgermeister Nikolaus Stapelberg einen Straßennamen zu widmen, sollte aufgegriffen werden, aber das Gleiche sollte auch für zahlreiche als Hexen gerichtete Frauen geschehen, in Ahrweiler ebenso wie in vielen anderen Dörfern des Kreisgebiets. Jürgen Haffke
Wolfgang Gückelhorn: Lager Rebstock. Geheimer Rüstungsbetrieb in Eisenbahntunnels der Eifel für V 2 Bodenanlagen 1943 – 1944. Helios-Verlag, Aachen 2002.
Wolfgang Gückelhorn, Detlev Paul: V 1 – „Eifelschreck“. Abschüsse, Abstürze und Einschläge der fliegenden Bombe aus der Eifel und dem Rechtsrheinischen 1944/45. Dokumentation. Helios-Verlag, Aachen 2004.
Wolfgang Gückelhorn: Das Ende am Rhein. Kriegsende zwischen Remagen und Andernach. Dokumentation. Helios-Verlag, Aachen 2005.
Wer seit 2002 drei gewichtige Text- / Bildbände über unseren Heimatraum mit Themen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs vorlegen kann, der muss schon gut recherchiert haben. Die bisherigen Ausführungen darüber sind eher spärlich. Die Grundlage bildet noch immer Leonhard Jantas „Kreis Ahrweiler unter dem Hakenkreuz“ von 1989, das wichtige Impulse gegeben hat. Manchen Aspekt sieht man inzwischen klarer
– durch einige Aufsätze in den seitdem erschienenen Heimatjahrbüchern und u.a.
– durch die Arbeiten von Warnecke (1998) über die Juden im Kreis Ahrweiler und Menacher/Reiffen (1996) über Juden und Christen in Sinzig,
– die Bücher von Riemenschneider (1991) über den Calvarienberg/Ahrweiler zwischen Anpassung und Widerstand, Bürger (1992) über Niederzissen in der NS-Zeit, Gillig (1992) über Antweiler und seine Umgebung im Zweiten Weltkrieg, Brüne/Weiler (1993) über Remagen im März 1945, Wensky/Schick (1994) über Königsfeld, Krahforst (1995) über „Bomben auf Ahrweiler“, Raussen (1995) über eine „Jugend im Eifeldorf“ Adenau 1937-1945, Weiland (1996) über Waldorf während des Zweiten Weltkriegs und Schmalz (2005) über das Kriegsende in Sinzig,
– sowie die Beiträge von Grohs (1993), Kleemann (1994) und Reiffen (1994) über das Rheinwiesenlager Remagen/Sinzig und Jungbluth (2000) über „Wunderwaffen im KZ ´Rebstock` Dernau/Marienthal.
Der Blickwinkel, aus dem Gückelhorn die (Schluss-)Jahre des Zweiten Weltkriegs im Kreisgebiet betrachtet, erhebt nicht den Anspruch einer alle Aspekte umfassenden Umschau, die dann in eine tiefgehende Reflexion übergehen könnte. Er konzentriert sich auf militärgeschichtliche Vorgänge und Ereignisse, die er möglichst minutiös dokumentieren will. Eine Fülle von Daten, Diensträngen und Dokumenten prägen den Lese- und Betrachtungseindruck aller drei Bände. Und so mag er hoffen, dass sich eine Be-, besser eine Ver-Urteilung des Geschehens dann bei jedem schon von selbst einstellen wird. Dieser Ansatz erscheint mir bei seinen reich bebilderten Büchern über die V 1 und das Kriegsende vertretbar, da er genügend Quellen gefunden hat und auch publiziert, welche Täter- und Opferperspektive widerspiegeln und die Vielschichtigkeit in der Wahrnehmung von Ereignissen vor Augen führen. Seiner Darstellung des Lagers Rebstock, einer Außenstelle des KZ Buchenwald, sollte allerdings unbedingt die Lektüre von Uli Jungbluths „Wunderwaffen im KZ ´Rebstock`“ vorausgehen, der vornehmlich die Opfer des Lagers sprechen lässt, so weit das überhaupt möglich ist. Erst dann erschließt sich die Döppelbödigkeit der zahlreichen Bild- und Text-Dokumente zur Produktion der „Vergeltungswaffe 2“, die Gückelhorn bietet, im Gegensatz zu den ganz wenigen Dokumenten des Leidens und Sterbens im unmittelbaren Zusammenhang mit dieser Waffenfabrik für den „Endsieg“. Allein betrachtet, ohne die Kenntnis der Arbeit Jungbluths, ergibt sich ein Missverhältnis bei Gückelhorn: etwa 3 Seiten über die Opfer, über 100 Seiten zu den anderen Aspekten, was von Gückelhorn sicherlich nicht beabsichtigte Verzerrungen der geschichtlichen Bewertung dieses üblen, aber nicht zu verleugnenden Kapitels unserer Heimatgeschichte begünstigen könnte. In jedem Falle verdanken wir Jungbluth und Gückelhorn eine beträchtliche Aufhellung dieses Themas, das in Jantas „Kreis Ahrweiler unter dem Hakenkreuz“ 1989 aufgrund unterdrückten Wissens der Staatsschutzbehörden noch nicht einmal eine Seite (S.289) füllt. Die Nutzung des früheren „Lagers Rebstock“ im System des Atom-Schutzbunkers der Bundesregierung (1960-1998) ließ den Behörden die Veröffentlichung solch heikler historischer Vorgänge damals nicht opportun erscheinen.
Dagegen sind die beiden Werke Gückelhorns über die V 1 (eine Art früher Marschflugkörper) und das Kriegsende am Rhein wesentlich ausgewogener, zumal sie sich deutscher und alliierter Quellen verschiedener Ebenen bedienen: Den offiziellen Dokumenten aus den Militärarchiven in Deutschland, Großbritannien und USA stehen Propagandatexte, Tagebuchauszüge und Erinnerungen von Zeitzeugen gegenüber. Diese demonstrieren in erschreckender Weise, wie sich Schreibtischstrategien und -phantasien beider Seiten in Elend, Not und Tod für Soldaten und Zivilisten verwandeln, und das alles nur an Beispielen aus der Eifel und am Unteren Mittelrhein. Gückelhorn selbst berichtet im Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2005 (S.228-230) kurz über die Feuerstellungen der V 1 im Raum Wershofen. Sein Buch geht aber weit darüber hinaus, so dass die Gedanken der Militärs im Dienste des Unrechtsstaats nachvollziehbar werden, aber auch klar wird, warum die den Feuerstellungen nahen Bewohner vom „Eifelschreck“ V 1 sprachen: Nur zu oft waren sie selbst die Opfer von Fehlstarts geworden. Die Geschichte des Kreises Ahrweiler erfährt ihren größten Erkenntnisgewinn durch Gückelhorns neuestes Werk über das Kriegsende zwischen Remagen und Andernach. Die militärischen Ereignisse um die Brücke von Remagen und der amerikanische Einmarsch in Andernach spielen hier textlich nur eine Nebenrolle, da sie ja z.B. von Brüne/Weiler (1993) s.o. und Heyen (1988) in der Andernacher Stadtgeschichte schon ausführlich dargestellt worden sind. Im Kern geht es jetzt um Niederbreisig mit seinem Hinterland an Vinxt- und Brohlbach und das rechtsrheinische Hönningen / Rheinbrohl. Weil Gückelhorn die lokalen Geschehnisse des Winters/Frühjahrs 1945 aber anschaulich in den Gesamtzusammenhang des Vorrückens der alliierten Armeen gegen die Bemühungen der Wehrmacht, das zu verhindern, einordnet, profitiert unser Verständnis des Kriegsverlaufs im gesamten Kreisgebiet. Die Auswahl der Karten-, Bild- und Textquellen ist gelungen, auch wenn nicht alles, aber doch sehr vieles erstmals erscheint. Mit dem Schwerpunkt „Militärische Zeitgeschichte“ hat der Helios-Verlag, Aachen, eine ganze Reihe gut ausgestatteter Bücher auf den Markt gebracht, die der regionalgeschichtlichen Forschungsarbeit ihrer Autoren ein gutes Forum bieten (s. im Internet: www.helios-verlag.de) und einer breiten Öffentlichkeit einen fundierten Zugang zu den Kriegsereignissen im rheinischen Raum vermitteln. Wolfgang Gückelhorns Bücher passen genau in dieses Konzept und liefern weitere Bausteine zur Geschichte im Kreis Ahrweiler. Jürgen Haffke
Rudolf Schneider: Bad Neuenahr-Ahrweiler im Spiegel alter Ansichtskarten. Edition Lempertz, Bonn 2004
Bildbände mit Photographien vornehmlich aus der Zeit vor 1950 gibt es auch für Städte und Dörfer des Kreises Ahrweiler schon seit längerem. So lassen sich zahlreiche vergangene Ortsbilder z.B. entlang des Ahrlaufs gut dokumentieren, wie folgender Überblick zeigt: Wershofen und Umgebung (Weber 1983), Mayschoss (Schmitz 1986), Ahrweiler (Leisen/Schuld 1993), Bad Neuenahr-Ahrweiler (Lindlahr 1984 u.1996), Sinzig (Koll 1982, Seel/Schmalz 2001), Remagen (Pauly 1985, Peters 2000). In den Werken tauchen immer mal wieder einzelne Ansichtskarten auf, aber keines setzt so konsequent auf diesen Typ von Bildern wie die Neuerscheinung über Bad Neuenahr-Ahrweiler von Rudolf Schneider. Dahinter steht ein seit Jahrzehnten gepflegtes Hobby, eine Sammlung derartiger Karten über bestimmte Orte oder Regionen anzulegen. Rudolf Schneider ist ein solcher Sammler, der vergleichbare Bildbände auch über den rechtsrheinischen Bonner Raum (Beuel, Vom Ennert zur Sieg) vorgelegt hat. Über 200 Ansichtskarten aus den Jahren zwischen etwa 1890 und 1953 überliefern Landschafts-, Orts- und Gebäudebilder aus allen Stadtteilen Bad Neuenahr-Ahrweilers. Wie bei einem Rundgang sind die Karten angeordnet: In Marienthal geht es flussabwärts los, natürlich gibt es Abstecher nach Ramersbach wie auch nach Kirchdaun und Gimmigen und der Weg endet in Lohrsdorf. Natürlich bilden Ahrweiler und Bad Neuenahr den Schwerpunkt. In einigen Fällen stellt Schneider den historischen Ansichten aktuelle Photos gegenüber, was erst recht die Veränderungen verdeutlicht. Verglichen mit den eingangs erwähnten Bildbänden zeigt sich bei Schneiders Konzept, sich auf Ansichtskarten zu beschränken, der Vorteil: Die frühen Photos der professionellen Photographen, denen ja fast immer derartige Ansichtskarten zu verdanken sind, sind einfach qualitativ den Aufnahmen der Gelegenheitsphotographen überlegen. Die Bildzeilen neben den Karten liefern nicht nur eine Datierung, sondern auch kurze Informationen über Geschichte und Gegenwart des Motivs. Insgesamt ist das Buch vom Konzept her, seiner inhaltlichen Gestaltung nach und auch drucktechnisch vorbildlich. Dem geduldigen Sammler Rudolf Schneider sei Dank, mit diesem Buch jedermann ein Stück weit Einblick in seine Schatzkammer zu gewähren.
Jürgen Haffke
Die Straßen von Neuenahr. Häuser und Menschen in Gegenwart und Vergangenheit. Hrsg.v. Eifelverein, Ortsgruppe Bad Neuenahr e.V., u. Geschichtsfreunde Bad Neuenahr. Selbstverlag, Bad Neuenahr-Ahrweiler 2004.
Annähernd 500 Seiten mit zahllosen Informationen und beinahe 1000 Abbildungen aus vergangener und heutiger Zeit ausschließlich den Straßen von Neuenahr zu widmen, das muss ein ungewöhnliches Buch ergeben. Und das ist es auch geworden. Mir ist weit und breit kein vergleichbares Werk, das ähnlich gut ausgestattet und dabei so preiswert ist, bekannt. Wenn auch die zwei einführenden Kapitel über die Stadtgeschichte insgesamt sehr knapp und inhaltlich zu oberflächlich ausgefallen sind, was dann folgt ist allemal lesenswert. In alphabetischer Reihenfolge wird Straße für Straße nach einem festen Schema bearbeitet: Lage, Baugeschichte, Hinweise auf einzelne Bewohner, Erklärung des Straßennamens, alte und neue Photos. So kommen die unterschiedlichsten Aspekte der Neuenahrer Geschichte an manchmal völlig überraschenden Stellen zum Vorschein. Das macht die Lektüre sehr unterhaltsam. Man wird das Buch wahrscheinlich häppchenweise lesen, eine Straße nach der anderen. Auch alteingesessene Neuenahrer werden auf Neues stoßen und sich über die Anstöße zur eigenen Erinnerung freuen. Eigentlich sollte man alle Straßen vor oder nach der Lektüre einmal begehen. Der Weg erstreckte sich dann auf 32 Km. Neubürger erhalten im besten Sinne des Wortes einen „Zugang“ zu ihrem neuen Wohnsitz, der so vielleicht leichter auch zu einer neuen Heimat werden kann. „Die Straßen von Neuenahr“ bieten ein buntes Kaleidoskop, das vielen Lesern und Betrachtern Freude bereiten wird. Die gebotene Vielfalt darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass mit diesem Buch noch immer keine Stadtgeschichte vorliegt. Aber die wollten die Autoren auch gar nicht schreiben. Mit ihrem Werk wird jedoch umso deutlicher, dass die anekdotenhafte Darstellung der Vergangenheit dringend der Ergänzung durch eine tiefer reflektierte Aufarbeitung der geschichtlichen Vorgänge und Hintergründe in Wadenheim, Beul und Hemmessen bedarf, die sich einst entschlossen, Neuenahr, dann Bad Neuenahr und mit vielen anderen zusammen Bad Neuenahr-Ahrweiler zu werden. Den Autoren des vorliegenden Buches gebührt jedenfalls besondere Anerkennung für ein schlüssiges Konzept und eine gelungene Präsentation ihrer jahrelangen Forschungen. Jürgen Haffke
Kostenloser Service für Heimathistoriker. Hinweis der Rhein. Landesbibliothek.
Welcher Heimatforscher hat sich nicht schon einmal gefragt, ob es denn zu seinem Spezialgebiet schon Publikationen gibt, die ihm weiterhelfen könnten. Die ‚normalen’ Bibliothekskataloge verzeichnen nur ganze Bücher, nicht aber Aufsätze aus Sammelbänden oder einzelne Artikel aus Zeitschriften, z. B. Artikel zur Landtagswahl 2001, Bergbau im 16. Jahrhundert, Festschriften des lokalen Sportvereins, Brauchtum im 19. Jahrhundert, Amtsdruckschriften der Landesministerien oder Informationen zum ‚Welterbe Oberes Mittelrheintal’ und ‚Weltkulturerbe Limes’.
Diesen Service bietet die Rheinland-Pfälzische Bibliographie (RPB). Sie verzeichnet seit 15 Jahren Titel zu unserem Bundesland. Daran arbeiten im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur die wissenschaftlichen Stadtbibliotheken in Mainz und Trier und das Landesbibliothekszentrum mit seinen Landesbibliotheken in Koblenz und Speyer. Dabei werden Medien jeder Art erfasst, vor allem Artikel aus über 1300 Zeitungen und Zeitschriften.
Die Internet-Recherche [http://www.rpb-rlp.de] in der RPB ist kostenfrei und wird jedes Jahr mehrere tausend Male genutzt. Gegen Entgelt können auch Artikel zur Lieferung direkt nach Hause bestellt werden.
Neben der RPB kann über dieselbe Website auch in Bibliographien zu Rheinland-Pfalz recherchiert werden, die vor allem für den Bereich Trier teilweise bis zurück ins 19. Jahrhundert zurückreichen. Carsten Dirx/Hans G. Kuhn