Neue Aspekte zur Stadtbefestigung Ahrweilers
Über die Stadtbefestigung Ahrweilers ist bislang kaum geschrieben worden. Lediglich in den Kunstdenkmälern des Kreises Ahrweiler1) haben sich die Autoren mit der Stadtbefestigung befasst, allerdings fast ausschließlich unter kunsthistorischen Aspekten. Im Deutschen Städtebuch Land Rheinland-Pfalz und Saarland ist dann folgendes zu lesen: „Die Stadt wurde gesichert durch den bis 30 m breiten und bis 6 m tiefen Wassergraben, die 812 m hohen Mauern mit Toren und Zugbrücken. Auf der Innenseite der Stadtmauer war jeweils noch ein Erdwall. Stadtmauer, Tore und Gräben gut erhalten … Anfang 19. Jh. wurden auf dem eingeebneten inneren Walle Häuser an die Stadtmauer gebaut.“2) Es ist unschwer zu erkennen, dass sich dieses Thema keiner großen Beliebtheit bei Historikern und Heimatforschern erfreut hat. Neuere Quellenarbeit stellt aber die im Städtebuch gemachten knappen Aussagen erheblich in Frage. Erstbelege für Graben (12613)), Stadttore (12974)) und Mauer (12985)) lassen sich relativ früh finden, ohne dass die Wehranlagen spezifiziert werden. Später treten viele Belege für den Aus-, Umbau und die Unterhaltung dieser Anlagen auf. Diese sollen aber hier nicht weiter verfolgt werden.
Bestandserfassung
Die Altstadt von Ahrweiler wird heute noch fast vollständig von der 1800 Meter langen Stadtmauer umfasst. Vier Toranlagen gaben und geben noch immer Einlass. Der Stadtgraben ist zwischen Obertor, Adenbachtor und Niedertor z.T. noch erhalten. Das ummauerte innerstädtische Areal beträgt ca. 18 ha. Neben den vier Stadttoren sind noch drei Wehrtürme zu sehen. Damit ist die Bestandsaufnahme des heutigen Zustandes der mittelalterlichen Wehranlage Ahrweilers schon erschöpfend dargestellt. Die Behauptung mancher Stadtführer, die mittelalterliche Befestigungsanlage sei komplett erhalten, ist deshalb zu hinterfragen.
Der Stadtgraben
In den ältesten Stadtrechnungen6) Ahrweilers tauchen Ausgaben für Maurerarbeiten im Faulengraben auf. Dieser Satz lässt uns zweimal stutzen. Maurerarbeiten im Graben? Was war der Faulengraben? Zunächst ist zu berichten, dass es den Stadtgraben offensichtlich nicht gab. Der Stadtgraben oder was man bisher dafür hielt, war in vier Abschnitte geteilt: Vom Obertor bis zum Adenbachtor reichte der Jeuchengraben, vom Adenbachtor bis zum Niedertor der Weilergraben, vom Niedertor bis zum Ahrtor der Faulengraben und vom Ahrtor bis zum Obertor der Bitzengraben.
Zeichnung des Stadtgrabens
Zur Benennung der Grabenteile nur soviel: Bitzen-, Jeuchen- und Weilergraben haben ihren Namen nach der jeweils dort liegenden Flur. Beim Faulengraben ist das fehlende Gefälle zwischen den beiden Stadttoren zu beachten. Den Namen wird sich dieser Grabenteil durch sein durchweg stehenden Wasser verdient haben. Die Vierteilung des Stadtgrabens hat topographische und wasser-bautechnische Gründe, denn Wasser läuft bekanntlich nicht bergauf. Wenn wir uns die Höhenpunkte7) (in Meter über NN) der einzelnen Tore anschauen (Obertor 106,2; Adenbachtor 109,2; Niedertor 103,7; Ahrtor 103,9 ), wird auch dem Laien klar, dass ein einheitliches Wasserniveau des Grabens technisch nicht möglich war. Dazu darf nicht vergessen werden, dass der Mühlenteich die Stadt und somit den Graben querte. Dieser Mühlenteich war gleichzeitig der Hauptwasserspender des Stadtgrabens. Der Einlauf am Obertor und der Auslauf am Niedertor waren für die technische Ausstattung des Grabens bzw. der genannten Grabenteile von ausschlaggebender Bedeutung. Diese Stellen waren mit Gittertoren gegen Eindringlinge geschützt8). Die einzelnen Grabenteile hatten also jeweils ein eigenes Wasserniveau. Sie waren von einander mit Sperrmauern und Klausen getrennt, sodass im Eventualfall die Klausen gehoben und die Grabenteile zum Mühlenteich oder zum Bitzengraben hin auslaufen konnten. Hier an der tiefsten Stelle war ein Überlauf zur Ahr hin vorhanden9). Bei der jährlichen Ablassung des Mühlenteiches wurde auch der Stadtgraben 14 Tage lang trocken gelegt und wie der Mühlengraben ausgebessert. Dabei ist anzumerken, dass der Graben nur in Kriegszeiten mit Wasser gefüllt war. Die Kriegszeiten dauerten allerdings so lange, dass zeitweise Fischzucht im Stadtgraben möglich war. In Friedenszeiten dienten die Grabenteile als Heuwiesen, ja sogar als Weingärten. So verpflichtete Salentin Graf von Isenburg im Jahre 1583 Bürgermeister und Rat der Stadt Ahrweiler, diese Gräben wegen des Kölner Krieges wieder mit Wasser zu füllen und nicht als Weingärten und Heuwiesen zu gebrauchen.10) In der Heimatgeschichtsschreibung und auch wie berichtet, im Deutschen Städtebuch, wurde immer wieder behauptet, der Aushub des Grabens sei stadteinwärts geschafft, um so nach Wassergraben und Mauer noch mal einen Erdwall als Schutz zu haben. Dafür gibt es keine Belege. Die technische Unmöglichkeit, eine Mauer dieser Größe und Länge zwischen Wall und Wassergraben zu errichten, lässt diese Behauptung zur illustren Illusion werden. Die weitere Untermauerung dieser abstrusen These, die dortigen Straßenteile hätten seit undenklichen Zeiten „aufm Wall“ geheißen, da müsse also ein Erdwall gestanden haben, wird vollends obsolet, wenn man weiß, dass „Wal“ im Mittelhochdeutschen die Bedeutung von Ringmauer hatte1).
Die Stadtmauer
Wie schon erwähnt hat die Stadtmauer eine Gesamtlänge von 1800 Meter. Sie steht nicht auf einem durchgehenden Fundament, sondern ist auf Bögen und Pfeilern gegründet. Diese Konstruktion hat nicht nur ökonomische (Materialersparnis), sondern in erster Linie statische Gründe. Die Mauer als Ganzes wird so elastisch und kann eventuelle Erschütterungen leichter auffangen. Man denke nur an die Erdbeben, die bisher der Stadtmauer nicht geschadet haben. Die Pfeiler selbst ragen nur 75 – 80 cm tief ins Erdreich.12) Die Bögen haben eine Höhe von 50-100 cm13) und eine Sehnenlänge von 3,60 cm. Diese Bögen waren, das wird viele Leser überraschen, offen. Heute sind sie notdürftig ausgemauert, weil viele Anwohner dahinter ihre Keller haben. Zum Schutz gegen Eindringlinge waren sie natürlich durch „Gebück“ gesichert. Unter Gebück verstand man undurchdringliches Gestrüpp meistens mit Dornen und Stacheln versehen. Bei einer Höhe von 6 – 8 m verjüngt sich der Mauerfuß bis zur Mauerkrone von unten 1,20 m auf oben 0,90 m.
Wehrgang mit Hurde
Rüstlöcher in der Ahrweiler Stadtmauer, Zustand 2006
Auf der Strecke zwischen dem Ahrtor und dem Niedertor fallen dem Betrachter regelmäßig wiederkehrende (im Abstand von 140-150 cm) Löcher (Größe 25×30 cm) in der Stadtmauer auf. Diese Löcher liegen 3 bis 3,50 m über dem Erdboden. Durch diese „Rüstloch“ genannten Löcher gin-Wehrgang mit Hurde gen die „Kragbalken“. Diese wiederum stützten den auf der Mauerkrone sitzenden hölzernen Wehrgang ab. Diese Sonderform des Wehrganges, Hurde oder Hurdengalerie, lässt sich mit Bestimmtheit für den Abschnitt des Faulengraben, aber vermutlich auch für den Bereich des Weilergrabens, wo diese „Rüstlöcher“ nur noch vereinzelt zu sehen sind, nachweisen. Im Bereich des Bitzengrabens, zwischen dem Obertor und dem Wohnhaus Smolenski, kann der aufmerksame Beobachter auf der Mauerkrone noch eine Brustwehr oder Brustmauer erkennen. Diese war eine vereinfachte und weniger aufwendige Variante eines Wehrganges. Sie bot Deckung und ermöglichte von der Mauerkrone aus die Bekämpfung der Feinde aus beherrschender Höhe. Einen idealtypischen Wehrgang, wie man ihn beim Wiederaufbau nach der Zerstörung des Ahrtores und der angrenzenden Mauerabschnitte errichtet hat, gab es offensichtlich an der Ahrweiler Wehranlage nicht. Interessant ist ein Satz aus der Stadtordnung von 1516, in der es im 24. Abschnitt heißt: „Niemand darf in den Graben, über die Ringmauer oder unter der Ringmauer durch steigen. Wenn sie es tun, soll der Rat die Täter strafen, wie er es für richtig hält.“14)
Stadttore und Wehrtürme
Neben den Wahrzeichen Ahrweilers, den vier erhaltenen (bzw. rekonstruierten) Stadttoren sind noch (von Osten nach Westen gezählt) der Kanonenturm, der Bitzenturm und der Schlösschenturm zu nennen. Zur Benennung nur soviel: Nach dem Zweiten Weltkrieg haben Bitzenturm und Schlösschenturm ihre Namen getauscht. Dieser kuriose Namenstausch ist kaum zu erklären. Aber der heutige Bitzen- und ursprüngliche Schlösschenturm hatte seinen Namen nach dem hinter ihm liegenden „Schlösschen“, einem Klinikgebäude der von-Ehrenwallschen Klinik. Dieses „Schlösschen“ wurden durch einen Bombenangriff total zerstört. Die Namen aller drei genannten Wehrtürme sind historisch nicht belegt. Quellenmäßig sind uns aus der Zeit nach 1487 (= Beginn der Rechnungsüberlieferung der Stadt) die Gisemer Portze (Obertor), die Adenbach Portze (Adenbachtor), die Nidderste Portze (Niedertor) und die Arportze (Ahrtor) überliefert. Es werden uns allerdings aus dieser Zeit noch eine Reihe anderer städtischer Befestigungsanlagen überliefert: (Calcktoirn (1487 – jeweils Erstnennung), Sintziger Toirn15) (1495), der Thorn gegenüber Orsbecks Haus (1603), der Thorn gegenüber Hambachs Johanns Haus (1603), Prümer Wijchuis (1492), Wijchus in der Arhoiden (1508). Ein solches Wichhaus – auch Scharwachturm genannt – war ein kleiner, vorkragender Wach- und Aussichtsturm an der Ecke oder Biegung der Stadtmauer. Es diente als Beobachtungsturm und war manchmal auch Standplatz für einen Schützen. Über die genaue Lage der beiden Wichhäuser kann nur spekuliert werden. Fest steht, dass das Prümer Wichhaus im Bereiche des Jeuchengraben in der Adenbachhut und das Ahrhuter Wichhaus in der Nähe des Ahrtores stand. Beim Turm gegenüber Johann Hambachs Haus handelt es sich um den heutigen Bitzenturm. Johann Hambachs Haus gehörte zwar zur Oberhut, auf dem genannten Turm hatte aber die Ahrhut die Wache zu halten.15a) Der Turm liegt nahe der damaligen Hutengrenze, wo der Weg „auf der Rausch“ auf die „Schützbahn“ trifft. Der Turm gegenüber Orsbecks Haus ist der heutige Kanonenturm, da der Orsbecksche Hof der spätere Bourscheider (Büllesheimer) Hof war.15b) Der heutige Schlösschenturm muss also ehemals der Calcktoirn gewesen sein, der in der genannten Wachtordnung als in der Oberhut gelegen beschrieben ist.
Zweifelsfrei ist auch der Sinziger Turm zu lokalisieren. Dieser Turm – 1603 Metternicher Turm genannt – ist in der Karte von Galibert 1775 im Weilergraben zu erkennen. Alle diese Türme waren als nach der Stadtseite hin offene Halbschalentürme konstruiert, wie man es noch beispielhaft am heutigen Bitzenturm verfolgen kann. Um 1500 waren auch das Adenbach- und das Obertor als Dreimauertore ausgelegt. Auch sie waren deshalb stadtseitig offen.
Wichhaus
Die gesamte Befestigungsanlage Ahrweilers hatte ihre große Bewährungsprobe 1474 zu bestehen, als die Stadt während der Erzstiftischen Fehde für einige Wochen vom 14. April an von den Truppen des Erzbischofs Ruprecht eingeschlossen und berannt wurde. Unter dem Kommando der Feldhauptleute Eberhard von Arenberg und dem Grafen Dietrich von Manderscheid wurden schwere Waffen gegen die Befestigung eingesetzt. Allein der Manderscheider stellte seinem Auftraggeber nach dem Abzug am 12. Mai acht Tonnen Pulver und eine Tonne Armbrustpfeile in Rechnung. Die erzbischöflichen Truppen mussten „mit schanden upbrechen“, wie die Koelhoffsche Chronik berichtet, aber die Schäden an den Wehranlagen müssen doch sehr bedeutend gewesen sein. Die älteste überlieferte Stadtrechnung von 1487 berichtet uns noch 13 Jahre nach dem Ereignis von ausgiebigen Reparaturarbeiten an den Türmen, Toren und Mauern. Die Schäden – besonders an der Hauptangriffseite – am Ahrtor, müssen beträchtlich gewesen sein. Der damalige Kurmeister spricht 1487 sogar von einem neuen Ahrtor. Maurer-, Zimmermanns-, Dachdecker- und Schlosserarbeiten waren über Jahre nötig, um die Tore wieder in den Verteidigungszustand zu setzen. Dabei mussten auch die Vortore, über die jedes Stadttor verfügte, saniert werden. 1487 wurde alleine am Vortor des Ahrtores 19 Tage lang gearbeitet. 1493 mussten in Münstereifel 58 Malter Kalk für die Maurerarbeiten gekauft werden. Von Mendig wurde der Steinmetz Johann engagiert, der über 24 Tage mit seinen Gesellen das Obertor reparierte und umbaute. In Mendig und in Kempenich mussten dafür „Hausteine“ gekauft und aus dem Steinbruch am Heckenbach Mauersteine herbeigeführt werden. Im Zuge dieser Reparatur wurde das Obertor von der Stadtseite her zugemauert. Die Fugen sind heute noch zu sehen.
Die Armierung der Stadtbefestigung
Über die Armierung der Ahrweiler Wehranlagen fließen zunächst nur spärliche Nachrichten. Die erste Erwähnung eines Geschützes findet sich zu 1495 in den Stadtrechnungen: „Item alß uf der understen portzen dass thorngen gemacht worden darauff dass geschutz ist verordnet dazu einen schwardt gethan kost 1 gld“. Wir erfahren also auch nebenbei, dass am Niedertor ein kleiner Geschützturm errichtet wurde. Bereits 1487 werden in der ältesten Stadtrechnung Hakenbüchsen erwähnt. 1495 erhält der Stadtbote Paul ein Quart Wein, weil er die Hakenbüchsen auf die Stadttürme trug. Bei diesen Hakenbüchsen handelte es sich um eine Frühform des Vorderladers, der auf Grund seines Gewichtes nur stationär verwendet werden konnte. Ferner wird über Pulverkäufe bzw. über den Bau einer eigenen städtischen Pulvermühle berichtet. Ob es sich dabei um die 1637 an Sylvester Heckenbach verlehnte Pulvermühle im Weilergraben17) gehandelt hat, bleibt ungewiss. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts werden dieAngaben präziser. So berichtet ein Übergabeprotokoll des städtischen Baumeisters Hubert Hansmann 1632 über Geschütze, Hakenbüchsen, Musketen, Pulver und andere der Stadt zugehörige Stücke. Im Turm des Ahrtores, dem Zeughaus der Stadt, standen damals drei große Feldschlangen18) auf Lafetten, ferner 11 Doppelhakenbüchsen19) mit Laden20), zwei Halbhakenbüchsen ohne Lade und sieben Kammerbüchsen. In der Pulverkammer waren drei Tonnen Pulver und ein kleines Fässchen mit wenig Pulver, etliche gegossene Kugeln, etwas Blei und ein Bodem Salpeter. Im Niedertor befanden sich zwei messige bocksstücker, zwei Doppelhakenbüchsen mit Laden und vier Hakenbüchsen. Zu dieser Zeit war der 30-jährige Krieg schon acht Jahre im Gang. Zwar war das Rheinland bisher glimpflich davon gekommen, aber von einer Aufrüstung zur Verteidigung der Stadt und Schutz der Bürger kann keine Rede sein.
Stadttor mit Vortor und Zwinger16)
Das Ende der sinnvollen Stadtbefestigung
Der Dreißigjährige Krieg verschonte das Ahrtal nicht. Ende 1632 rückten schwedische Truppen unter dem General Baudissin ins Ahrtal. Ahrweiler wurde belagert und musste sich ergeben. Am 11. Dezember 1632 rückten die Schweden in die Stadt ein. 1642 zogen Hessen und Weimaraner unter dem Marschall Guebriant in Ahrweiler ein. Ob es vorher zu Kämpfen und vor allem zur Beschießung der Stadt gekommen ist, kann auf Grund der mangelhaften Quellenlage nicht gesagt werden. Aus diesem Jahr existieren weder ein Ratsprotokoll noch Ratsrechnungen. Auch der Chronist des Calvarienberges schweigt. Vier Jahre später schlossen die Franzosen unter Turenne mit 14 Geschützen die Stadt ein. Auch hier kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden, ob sich die Stadt kampflos ergab. 1673, am 4. November, waren die Holländer da. 1688 lagen die Franzosen in der Stadt, die beim Abzug ein Jahr später die Stadt in Flammen aufgehen ließen. Als Fazit dieser Eroberungen innerhalb kurzer Zeit ist festzustellen: Die mittelalterliche Befestigungsanlage ist wegen des Fortschritts in der Kriegstechnik, vor allem der Weiterentwicklung des Geschützwesens, nicht mehr zeitgemäß. Reichere Städte haben ihre Wehranlage durch einen zeitgemäßen Festungsbau ersetzt. Das kam in Ahrweiler wegen der hohen Kosten und der beengten Tallage nicht ins Frage. Seit dem Dreißigjährigen Kriegs werden die Vortore zu den Stadttoren nicht mehr erwähnt. Ebenso wird von keinen Reparaturen an den Wehrgängen berichtet. Die Gräben wurden nie mehr geflutet. Sie haben ihren Sinn und Wert verloren. Einzig die Mauer und die Stadttore werden von der Stadt gepflegt und unterhalten, um – vor allem nachts – unerwünschte Personen (Bettler, Zigeuner etc.) aus der Stadt fernzuhalten und in die Stadt einziehende Personen kontrollieren zu können.
Anmerkungen:
1 | Die Kunstdenkmäler des Kreises Ahrweiler, bearb. von Joachim Gerhardt, Heinrich Neu, Edmund Renard, Albert Verbeek, S. 110-117, Düsseldorf 1938, in der Reihe: Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, hrg. von Paul Clemen. Ferner über die Stadttore: Udo Mainzer, Stadttore im Rheinland, S. 212-215, Neuss 1976. |
2 | Erich Keyser, Deutsches Städtebuch, Städtebuch Rheinland-Pfalz und Saarland, Stuttgart 1964, S. 46 ff.). |
3 | Quellen zur Geschichte der Stadt Ahrweiler, Band I, Bous/Klein, Bad Neuenahr-Ahrweiler 1998, Nr. 89 (= QAW I). |
4 | QAW I Nr. 136. |
5 | QAW I Nr. 140. |
6 | Abgedruckt in: Quellen zur Geschichte der Stadt Ahrweiler, Band 3, bearbeitet von Hans-Georg Klein, Bad Neuenahr-Ahrweiler 2006. |
7 | Die Messung der Höhen Oberkante Straße erfolgte auf das neueste geodätische Festpunktsystem – Stand 21.01.2006. Ich danke dem Ingenieurbüro Hermann Terporten für die freundliche Mitteilung. Zu beachten ist natürlich, dass sich das Niveau seit dem Mittelalter etwas geändert haben kann. Allerdings müssen die beachtlichen Höhenunterschiede schon immer bestanden haben. |
8 | StaA A 201, S. 268 |
9 | Klaus Flink, Ahrweiler unter dem Krummstab, S. 110, Oberbettingen 2003. Wie technisch diffizil die ganze Anlage war, zeigt das Hochwasser des Jahres 1598, das die gesamte Grabenanlage mit seiner Technik so zerstörte, dass die Bürger noch einige Jahre später mit den Reparaturarbeiten beschäftigt waren (StaAW A 201, S. 108). |
10 | QAW II Nr. 467. |
11 | Matthias Lexers, Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 37. Auflage, Stuttgart 1986, S. 306. |
12 | Von mir anlässlich eines Erdaushubes nachgemessen. |
13 | Alle gemessenen Werte sind Circa-Werte mit erheblicher Toleranz. Eine Normung ist nicht zu erkennen. |
14 | Originaltext abgedruckt in: Klaus Flink, Ahrweiler unter dem Krummstab, S. 186, Oberbettingen 2003. |
15 | Wobei der Sinziger Turm 1636 umgebaut gewesen sein muss, denn in diesem Jahr werden zwei Ahrweiler Bürger zur Straferschwerung auf diesen Turm geschickt. Normalerweise mussten die Delinquenten zur „bürgerlichen Strafe“ auf dem Ahrtor einsitzen. |
15a | Siehe dazu Wacht- und Rottenordnung vom 25. Februar 1609, StaA A 202, S. 38-48, und vom 2. August 1609, StaA A 202, S. 113. |
15b | Laut Erbvertrag vom 25.10.1642 erbte Maria von Orsbeck oo Dietrich von Braunsberg zu Burgbrohl, Tochter des Engelbrecht v. O. den Ahrweiler Hof. Die Tochter Anna Elisabeth v. B. heiratete 1635 Caspar von Bourscheid zu Büllesheim. Über die Lage des Orsbeckschen Hofes, eines Prümer Lehens, neben dem Steinfelder Hof gelegen, gibt uns auch ein Kaufvertrag mit der Stadt Ahrweiler Aufschluss. Die Stadt verkauft dem Hof ein kleines nicht mehr benutztes Gässchen hinter dem Orsbeckschen Hof. Die Lage des Verkaufsobjektes ist genau beschrieben (StaA A 202, S. 159). |
16 | Umzeichnung des Rosstores in Aachen, aus: Udo Mainzer, Stadttore im Rheinland (Rekonstruktion nach Bertram), Abb. 6, Neuss 1976 |
17 | Ratsprotokoll von 1637, StaAW A 209, S. 417. Dabei ist auch zunächst nicht zu klären, wie die Pulvermühle im Weilergraben angetrieben werden konnte. In die Überlegungen mit einbeziehen muss man auch den kleinen Adenbach, der am Adenbachtor in den Weilergraben floss und heute noch fließt. Die technische Möglichkeit der Mühlenbetreibung im Graben auszuloten, ist für einen Wasserbautechniker eine schöne Herausforderung. |
18 | Diese Feldschlangen haben ein achtseitiges geschmiedetes Rohr aus Eisen, sind 2,67 m lang und verfügen über ein Kaliber von 6,7 cm. Sie sind heute noch zu besichtigen. |
19 | Große Hakenbüchsen werden als Doppelhakenbüchsen bezeichnet. Sie dienten in erster Linie zur Verteidigung von Festungsanlagen. Bei den halben Hakenbüchsen handelt es sich um kleinere Feuerwaffen. |
20 | Lade wurde das Gestell für die Büchse genannt. |