Mister S. aus Ceylon kam in die Eifel
Mister S. aus Ceylon kam in die Eifel
Erinnerungen an einen exotischen Besuch
VON HEINZ ZIMMERMANN
Es war eine lange Flugreise für Mister S. K. K. Suviavachchi, die ihn von Colombo (Ceylon) über Madras, Kalkutta, Kairo, Rom, Frankfurt (Main) nach Düsseldorf brachte. Mit einer kleinen ceylonesischen Studiengruppe kam er nach Bonn, um von hier aus bestimmte Gebiete der Bundesrepublik kennenzulernen. Wer war nun Mister „S.“, der zum zweitenmal in Westdeutschland weilte? Der Ceylonese stammt aus Kelaniya, einem durchweg ländlichen Bezirk, wo neben Englisch vorwiegend Singhalesisch gesprochen wird. Als Lehrer und Erzieher hat er das Vertrauen seiner Landsleute, die ihn als Vertreter ihrer Anliegen ins Parlament von Ceylon entsandten. Aus dieser Stellung heraus fiel ihm die Aufgabe zu, in der Bundesrepublik ländliche Bezirke zu bereisen, um soziale pädagogische und hygienische Einrichtungen der westdeutschen Landbevölkerung zu studieren. Wie kam nun Mister S. in die Eifel? Nicht zufällig führte die Fahrt des ceylonesischen Gastes ins Eifelgebiet, und sein besonderes Interesse galt den Höhendörfern.
Was Wunder, daß Mister S. in seinem exotischen Äußeren den Eifelbewohner besonders ansprach. „Wo mag dieser braune Mann herkommen?“ mag der eine oder andere gedacht haben. Aber schnell war die Situation geklärt; denn ein Dolmetscher verstand es, mit Freundlichkeit den Konnex zwischen Eifel und Ceylon herzustellen.
Ein Gang in die Dorfkirche… Da gibt es eine Fülle von Sehenswürdigkeiten: wertvolle Skulpturen, kunstvolle Geräte und interessante Bilder. Zwar ist der Ceylonese kein Christ, aber seine sittenreine buddhistische Religion (Streben zum. „Nirwana“) begegnet in vielen Dingen der christlichen Weltanschauung. Vielleicht mag dies ihn bewogen haben, der Dorfkirche einen Besuch abzustatten.
Und nun die Eifelschule: Mädchen und Jungen — mit mannigfachen Aufgaben dörflicher Bil-dungsaufgabcn betraut, arbeiteten im heimatlichen Raum für und aus der Praxis. Anschauung und Selbsttätigkeit werden mit Betonung gepflegt.
Mister S. findet viele Dinge der Eifelpraxis denen seiner Heimat ähnlich, Jedes Dorf hat seine staatliche Schule, die von Buddhisten,
Moslems und Andersgläubigen besucht wird. „Natürlich fehlen uns noch viele Einrichtungen“, meint der Gast aus Ceylon und weist darauf hin, daß sein Land noch in der Entwicklung begriffen ist
Wie steht es um das Wohl des Eifelbauern? Um dies zu erkunden, besucht Mister S. ein Eifel-bauernhaus, geht in die Stallungen, fragt nach der Feldbestellung, prüft die Maschinen und läßt sich über viele Dinge des ländlichen Bauerntums berichten. Besonders interessant findet er die Mechanisierung der Kleinbetriebe im Gegensatz zu seiner Heimat, wo der Bauer noch einfach arbeitet.
Ceylon kennt kein Genossenschaftswesen. Jeder Bauer gestaltet seine Arbeit nach seinem Ermessen, d. h. auf sich selbst angewiesen. Zuweilen gibt es staatliche Subventionen oder Entwicklungsgelder, die aber keinesfalls den großen Bedarf decken.
Um so verständlicher war das Interesse von Mister S. für ein ländliches Gemeinwesen im Eifeldorf, das fortschrittlich und zukunftsbetont arbeitet.
Ein Schlachthaus mit Vorkühl- und Tiefgefrieranlage gehört heute zu einem aufgeschlossenen Eifeldorf. Fleisch und andere verderbliche Sachen können unbegrenzt aufbewahrt werden. Jeder Dorfbewohner kann an dieser modernen Einrichtung teilhaben. „Ich wäre froh, wenn meine Heimat auch über diese Dinge in den Dörfern verfügen würde“, sagte Mister S.
In vielen Eifeldörfern bedeutet die Ansiedlung von Industrie eine zusätzliche Arbeitsmöglichkeit. Dadurch wird auch das Pendlertum ausgeschaltet. Diese positive soziologische Entwicklung findet bei dem ceylonesischen Gast starke Beachtung.
Viel Freude herrscht in einem Schullandheim. Vierzehnjährige Schülerinnen waren erstaunt über den plötzlichen Besuch eines exotischen Mannes. Aber schnell war der Kontakt hergestellt : die Kinder sangen für den Gast und unterhielten sich mit ihm in englischer Sprache.
Was lag näher, daß Mister S, etwas aus seinem Heimatlande erzählen mußte.
Er sprach von der altindischen Scholle des Dekhan, wozu Ceylon gehört, vom Klima» vom Monsun, dem wahren Lebensspender der Insel, vom Dschungel mit seinen wilden Tieren, von Teegewinnung und Kautschukerzeugung, Lobend äußerte sich der Gast über die reizvolle Landschaft der Eifel, die manches Ähnliche mit seiner hochwelligen Ceylon-Heimat habe. Natürlich gibt es in Ceylon noch mannigfache Aufgaben zu bewältigen. So ist auch seine Hoffnung zu verstehen, daß die Bundesrepublik in starkem Maße an der Aufbauarbeit in Ceylon beteiligt ist. Er lobte die deutsche Gründlichkeit und den Fleiß.
Mit einem Gedicht des indischen Dichters Tiruwalluvar nahm der ceylonesische Gast Abschied.Content-Disposition: form-data; name=“hjb1972.29.htm“; filename=““ Content-Type: application/octet-stream