Landleben
Weit weg von den Zentren und ihren aufdringlichen Tagesordnungen. Das Gewesene abwracken wie ein nicht mehr seetüchtiges Schiff. Vergangenes entrückten Hafenlichtern gleich.
–
30 Autominuten zwischen Provinz und Großstadt. Zyklen, Rhythmen, Gesetzmäßigkeiten werden bewusst. Die höchste Stelle der hügeligen Straße erreicht, von wo die Weiden des Tals zu überblicken sind. Das ist der Kick.
–
Jenseits der Wege, Pfade, Durchgangsstraßen noch versiegelte Schneedecken. Die Region getränkt durch ihre Zitzen. Tropfnass verabschiedet sich der Winter aus dem Nadelwald. Schweißige Milde überall. Es sollte regnen. Dann wär’s endlich Frühling.
–
Neben dem Kachelofen, vor der stets offenen Küchentür, der langgezogene Tisch. Hier werden die Mahlzeiten eingenommen, hier wird jedes anfallende Thema besprochen, hier wird zusammen gelacht. Hier weiß jeder, dass er aufmerksame Zuhörer hat. Eine hilfreiche wie kritische Gemeinschaft. Die Weisheit des Alltags zur Zwischenmahlzeit – vor dem Melken. Oder nach der Stallarbeit.
–
Landsommer 2001: Einander vertrauen dürfen. Aufeinander verlassen können. Umeinander bemühen. Ungezwungene Offenheit. Gemeinsame Erinnerungen. Zunehmende Lebenserfahrung wandelt Kumpanei zur Freundschaft. Oder: Wir sind Freunde. Weil wir uns so selten sehen.
–
Spannung zwischen Ideal und Wirklichkeit. Zwischen Dahinleben und Forderung. Fährnis der Selbstvergessenheit. Giftiger Dorfrauch überm Fluss. Chiffren des Stadtlebens allgegenwärtig.
–
Hier gibt es sie, gemeinnützige Nachbarn. Ihr Wissen, ihre Zeit, ihr Geschick opfern sie unegoistisch. Nie sprechen sie davon, sie sind das funktionierende Miteinander.