Industrie in Schalkenbach
Schalkenbach
Foto: Kreisarchiv Freigegeben unter Nr. 355-3 Bezirksregierung für Rheinhessen
VON ANTON MEIER
In der Gemeinde Schalkenbach, Flur 3, „In den Dellen“, erhebt sich ein großer Hügel. Teilweise wird er genutzt als Ackerwiese, teilweise als Holzung. Dieser Hügel muß eine Abraumhalde von einer Eisenschmelze sein, die dort vor Jahrhunderten in Betrieb war. In der Holzung liegen viele Abfallschlacken, die in das Gehölz befördert wurden, als die Halde und angrenzenden Äcker der landwirtschaftlichen Nutzung wieder dienstbar gemacht wurden. Der Boden der anliegenden Äcker ist. noch mit zahlreichen kleineren Schlackenresten durchsetzt. Die Schlacken sind noch stark eisenhaltig, was ihr entsprechendes Gewicht besagt. Dieses alles deutet darauf hin, daß dort ein sogenannter Rennofen in Betrieb war. Die Schmelzöfen waren im Mittelalter in Gebrauch und konnten jene Hitze nicht entwickeln, wie die später technisch besseren Blasöfen und die heutigen Hochöfen. Die Rennöfen wurden mit Holzkohle geheizt, während die Hochöfen mit Koks befeuert werden. Das Eisenerz ist mit großer Wahrscheinlichkeit etwa 500 m entfernt geschürft worden. Es war Brauneisenstein. Man nennt diesen Flurdistrikt „Auf der Eisenkaul“. Diese Flur gehört zur Gemeinde Dedenbach, ist aber Eigentum von Gut Schirmau. Das Gut Schirmau besteht etwa seit dem Jahr 1905.
Um diese Zeit hat Freifrau von der Leyen das einzige von fünf Gehöften, welches noch Landwirtschaft betrieb, mit Land und Wiesen usw. aufgekauft, außerdem noch Ländereien von Bauern aus den Gemeinden Schalkenbach, Dedenbach und Oberdürenbach. Es waren auch Wiesen im Schirmauer Tal im Besitz der Bauern der umliegenden Dörfer. Die Schalkenbacher fuhren das Heu auf einem Weg entlang des Baches, der oberhalb der Schirmauer Wiesen in den Wiesen entspringt. Der Bach schlängelt sich zwischen der Eisenkaul und dem Hühnerbuschberg hindurch und mündet in den Schalkenbach, einige Minuten oberhalb, wo in einem Hang auf dem schon erwähnten Hügel die Eisenschmelze gestanden hat. Auf dem schon genannten Weg wird das Erz zu der Schmelze transportiert worden sein. Bei Untersuchungen ist festgestellt worden, daß die Schlacken aus der Zeit um 1000—1500 stammen. Bei Bachregulierungen ist von Arbeitern des Gutes Schirmau der „Weg zwischen Eisenkaul und Hühnerbusch beseitigt worden. Im Mittelalter gehörte die Gemeinde Schalkenbach mit Vinxt und Schirmau zur Herrschaft Königsfeld. Die Grenze zwischen Schalkenbach und Dedenbach verlief östlich von Schalkenbach über einen Höhenrücken, genannt „Stucks“, anschließend Burglay. Es wird angenommen, daß die Burglay eine Fliehburg der Kelten war, denn Reste einer mittelalterlichen Burganlage, wie Mauerring oder Bergfried sind nicht vorhanden. An der Burglay ist ein Grenzstein gefunden worden, dessen Foto im Jahrbuch des Kreises Ahrweiler von 1965 ist. Von der Burglay verlief die Grenze durch den Hainseifen, dann weiter südlich der Eisenkaul entlang zum Westende der Schirmauer Wiesen. Nachdem Schalkenbach, Vinxt, Schirmau und das Heckenbacher Ländchen unter Landeshoheit von Landskron gekommen waren, entstanden zwischen Dedenbach und Schalkenbach Grenzstreitigkeiten. Eine Kommission setzte die heutige Grenze fest, die der Schirmaubach und der Schalkenbach bis etwa gegenüber, wo die Eisenschmelze gestanden hat, bilden. Die Neufestsetzung wurde am 29. Mai 1724 von einem Notar im Weiler Schirmauwl beurkundet. Es – ist möglich, daß die Walboten von Bassenheim als Landesherrn von Dedenbach den Landskronern das Schürfrecht entzogen. Wahrscheinlicher ist, daß Mangel an Erz oder die abgelegene Lage zur Stillegung der Eisenschmelze geführt haben. Eines steht fest, daß schon vor Jahrhunderten in Schalkenbach eine Eisenindustrie bestanden hat.
Seit dem Jahre 1958 ist eine Werkzeugmaschinenfabrik in Schalkenbach ansässig. Sie wurde von Friedrich Klopp im Einvernehmen mit der Gemeinde errichtet. Verwaltungsgebäude nebst zwei Werkhallen sind im Jahrbuch des Kreises Ahrweiler vom Jahre 1970 als Foto zu sehen. Aus Anlaß der Grundsteinlegung am 12. März 1958 wurde Herr Klopp sen. bei einer Feier in Würdigung seiner Verdienste zum Ehrenbürger ernannt. Das Werk fertigt Schnellhobler und Fräsen an. Das Rohmaterial wird vom Hauptwerk Solingen-Wald, wo die Firma beheimatet ist und auch eine Eisengießerei besitzt, von der Transportfirma Konrad Gasper, Schalkenbach, befördert. Der Vertrieb der Maschinen wird durch Klopp — Handelsgesellschaft mbH Bad Neuenahr getätigt. Die Firma plant eine Vergrößerung von Werk IV. Im Jahre 1962 verstarb im betagten Alter, leider zu früh, Herr Klopp sen. Seine Erben, Friedhelm Klopp jun. und Tochter, vermählt mit einem Herrn Lessenich, übernahmen die Leitung der Klopp-Werke. Das Werk IV beschäftigt etwa 70 Angestellte und Arbeiter. Die Beschäftigten sind vornehmlich aus der Gemeinde Schalkenbach und den umliegenden Dörfern. Sie werden von einem Autobus aus den Dörfern bis zum Werk und nach Hause gebracht. Bei den heutigen gewaltigen technischen Umwälzungen der Agrarstruktur ist die Ansiedlung der Klopp-Werke eine begrüßenswerte soziale Tat von Werk- und Gemeindeverwaltung. Als weitere Industrie bzw. Gewerbebetriebe sind die Firma Anton Müller mit Landesprodukten, Kanal- und Wegebau zu nennen und das Bauunternehmen Bruno Müller. Im Ortsteil Vinxt befindet sich noch ein Sägewerk, das verbunden ist mit dem Dachbau-Unternehmen Rudolf Meier.