In der Trümmerstraße erfolgt die Ausbildung realistisch
Neue Katastrophenschutzschule des Bundes in Bad Neuenahr-Ahrweiler
Karl HoItz
Die Trümmerstraße Im Übungsgelände Foto: Kreisbildstelle
In Anwesenheit führender Persönlichkeiten aus den Bereichen Zivilverteidigung, Zivilschutz, Katastrophenschutz und Selbstschutz des In- und Auslandes wurde die neue Katastrophenschutzschule in Bad Neuenahr-Ahrweiler am 24. Oktober 1975 eingeweiht. Hier werden nun Führungskräfte aus den verschiedenen Hilfsorganisationen ausgebildet. Dazu gehören Technisches Hilfswerk (THW), Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Malteser Hilfsdienst (MHD), Johanniter-Unfallhilfe (JUH), Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und Feuerwehren.
Marienthal an der Ahr war die erste Ausbildungsstätte des Technischen Hilfswerkes,“ in der 1953 begonnen wurde. Dort wurde 1960 die erste zentrale Ausbildungsstätte des Bundes für den Luftschutzhilfedienst und das THW eröffnet, die durch den ständig steigenden Bedarf an Spezialisten und Führungskräften notwendig war. Im Jahre 1965 wurde in das Barackenlager an der Ramersbacher Straße über Ahrweiler um-
gezogen. Als 1968 die fachtechnische Schule der Bundesanstalt THW in Moers aufgelöst wurde, übernahm die Schule in Ahrweiler deren Aufgaben. Obschon die hier durchgeführten Lehrgänge sowie die Lehrmethoden im In- und Ausland einen guten Ruf erworben hatten, war diese zentrale Ausbildungsstätte ein Provisorium. Der Bund genehmigte 1971 den Neubau der Katastrophenschutzschule, die 1974 bezogen wurde und 1975 bereits den Lehrbetrieb aufnahm.
Auf dem fast 22 Hektar großen Gelände südlich der Stadt stehen nunmehr moderne Lehrgangsgebäude, Unterkünfte, Speise-und Aufenthaltsräume, ein Haus für die Verwaltung und Ausbildungsanlagen zur Verfügung. Die bauliche Gestaltung ist zweckmäßig und harmonisch der Landschaft des Ahrtales angepaßt. Die Gesamtbaukosten belaufen sich auf 21 Millionen DM.
Das Lehrsaalgebäude ist zweigeschossig und hat zwölf Lehrsäle und Planspielräume. In Marienthal hatte man nur 40 Betten, im alten Barackenlager etwa ein Kilometer unterhalb der neuen Schule waren es 160 Betten. In der neuen Schule können in 42 Ein- und 91 Zweibettzimmern sowie vier Gästezimmern 228 Personen untergebracht werden. Weibliche Gäste können im Haus separat beherbergt werden. Die als Schutzräume ausgebauten Kellerräume dienen zur Durchführung größerer Planspiele bei der Schulung der Führungskräfte des Katastrophenschutzes. Für die Betreuung wurden im Kasino ein großer Speisesaal, ein Kaffeeraum mit Fernsehen, ein Gästeraum, eine modern ausgerüstete Küche und die üblichen Arbeits- und Vorratsräume eingerichtet. Die Kapazität der Küche ist auf die Bereitung von 500 Portionen angelegt. Im Verwaltungsgebäude befinden sich Bekleidungskammer, Schneiderei, Schumacherei, Zeichen- und Lichtpausräume, Bibliothek mit Leseraum, Büros und die Schulleitung. Dieses Gebäude ist dreigeschossig. Im technischen Bereich sind zwei große Kraftfahrzeughallen mit 14 Toren und 1 500 qm Stellfläche, Fernmeldewerkstatt, alle anderen Werkstätten, Gerätelager und Schweißerübungshalle.
Katastrophenschutzschule des Bundes In Bad Neuenahr-Ahrweiler: Die Kugel symbolisiert die weltumspannende Hilfe der humanitären Kräfte In Krieg und Frieden Foto: Kreisbildstelle
Die Fernheizzentrale ist auf Erdgas eingestellt, eine eigene Tankstelle ist vorhanden. Das Übungsgelände (Trümmerstraße usw.) liegt in unmittelbarer Nähe der bebauten Teile der Schule. Die Übungsanlage der Katastrophenschutzschule wurde bereits vor Jahren angelegt, als noch das Barackenlager bestand. Durch diesen Standort sind heute keine weiten Anmarschwege mehr nötig. Hier können Einsatzübungen größerer Verbände ebenso durchgeführt werden, wie die vielen Lehrgänge in der realistisch wirkenden Trümmerkulisse der Anlagen. Die Helfer aller Fachdienste, wie Brandschutz, Versorgung, Sanitätsdienst, Rettung, Bergung, Fernmeldedienst, können hier mit wirklichkeitsnahen Verhältnissen vertraut gemacht werden. In einem Jahr wurden über 7 000 Personen in der Katastrophenschutzschule theoretisch und praktisch ausgebildet. Diese Schule nimmt im Rahmen des bestehenden Ausbildungssystems eine zentrale Stellung ein, die vornehmlich das Führungswissen vermittelt, das notwendig ist, um bei Gefahren auch größere Einheiten fachlich geschulter Helfer zur Schadensbekämpfung sinnvoll und geordnet einsetzen zu können. „Die Bereitschaft zum Einsatz für das Gemeinwohl ist kein Relikt einer verflossenen Zeit, sondern Ausdruck einer echten staatsbürgerlichen Gesinnung“, sagte Staatssekretär Dr. Fröhlich vom Bundesinnenministerium in Bonn; bei der Eröffnungsfeier. Die Fach- und Fortbildungslehrgänge, die Arbeitsund Informationsseminare, Sonderlehrgänge in 24 Lehrgangsarten ‚und der Instandsetzungsdienst tragen zu einer bundeseinheitlichen Ausbildung der Führungskräfte der Einheiten und Einrichtungen des Katastrophenschutzes bei. Die Trümmerstraße steht auch dem Selbstschutz und allen Einheiten, die oben genannt wurden, zu Wochenendübungen zur Verfügung. Schulleiter ist Karl-Heinz Muncke. Der Personalbestand beträgt etwa 90 hauptamtliche Kräfte, von denen 33 Lehrkräfte sind. Im Jahre 1975 hatte die Schule 6,5 Millionen DM an Haushaltsmitteln zur Verfügung, die zum größten Teil im Kreise Ahrweiler verbleiben, so daß dieser Einrichtung auch ein bedeutender Wirtschaftswert zukommt.