Im Spiegel alter Ansichtskarten:
Die Bunte Kuh bei Walporzheim
Rudolf Schneider
Die „Bunte Kuh“, ein merkwürdig vorspringendes Felsstück in der Form eines Rinderkopfes an der Ahr oberhalb von Walporzheim, hat die Neugier der Menschen offenbar immer schon angeregt.
Dies kann man aus bekannten Reisebeschreibungen ersehen, aber auch aus einer Vielzahl von Ansichtskarten, die seit nunmehr rund 100 Jahren mit Abbildungen eben dieses schönen Motivs in alle Welt verschickt oder aber einfach für ein Sammelalbum mitgenommen wurden, was ja bis auf den heutigen Tag geschieht.
Bereits in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden Ansichtskarten in viele Gebiete des Deutschen Reiches ebenso wie ins Ausland verschickt, die auf den damals üblichen Lithografien neben einem Gasthof in Walporzheim auch eine Abbildung der Bunten Kuh zeigten.
Blick talabwärts auf die Bunte Kuh um 1900
Bunte Kuh mit Blick zur Fischley um 1920
Sehr beliebt war die Ansicht der Felsecke vom Restaurant Felsidylle aus mit der Eisenbahnbrücke, der Katzley rechts im Hintergrund und der Ahr vorne.
Viele Verleger aus Ahrweiler und Köln, aus München, Dresden und Luxemburg, um nur einige Städte zu nennen, stellten Karten her. um an diesem sicherlich lukrativen Geschäft beteiligt zu sein.
Man sieht die Bunte Kuh weiter in einer kunstvollen Jugendstilumrahmung von 1912, als Spiegelung in der Ahr nahe der Heckentalbrücke um 1920, aber auch des öfteren zusammen mit den beiden Ahrbrücken im Vordergrund und dem Blick zur Fischley.
Manche Sagen haben sich um die Bunte Kuh gerankt und später natürlich auch die Phantasie der Ansichtskartenhersteller angeregt. Dies hat uns auch eine Menge lustiger Karten eingebracht, auf denen der Felsen als riesige Kuh mit großen roten Augen im Dunkeln zu sehen ist oder aber in Verbindung mit Rittern, jungen Mädchen, Kobolden und vielen Weinseligen. Eine Karte zeigt eine Kuh mit zwei Männern. Dabei versucht der eine, den Schwanz des geduldigen Tieres als Fischangel zu nutzen. der andere bemüht sich darum, aus dem Euter Rotwein „abzuzapfen“.
Die Kulisse der Bunten Kuh mußte ferner ebenso herhalten für die Motive der „lustigen Mädels“ und der „durstigen Burschen“ wie auch des „wunderbaren Wanderns“ an der Ahr. Verschiedene Maler haben dazu beigetragen. daß die Bunte Kuh auch als Künstlerkarte mehrfach vertreten ist. Besonders dramatisch wirkt eine Karte von C. Weisgerber jr., die den Felsen in den tobenden Fluten der 1910 ein schlimmes Hochwasser führenden Ahr zeigt. Schließlich sehen wir unsere berühmte Felsformation noch aus der Ferne zwischen Rebstöcken, mit Liedern und Gedichten, sowie einer englischsprachigen Künstlerkarte einer Bad Neuenahrer Mineralbrunnengesellschaft, die hiermit auf die Schönheiten der Umgebung ihres Brunnens hinweisen wollte.
Lithographische Karte mit der Bunten Kuh und Altenwegshof um 1898