„Ich hann do jet fonne!“

Anekdote von Wilhelm Knippler

Lebten da in Aremberg vor fünfzig Jahren einige ältere Bauern, die sich oft mit ihrem Lehrer zusammensetzten und von den alten Zeiten ihrer Heimat sprachen. Manches Schriftstück aus der Scheffenkiste wurde vom alten Kolle (Peter Luxen) in Erinnerung gerufen. Er kannte viele Aktenstücke und Verordnungstexte aus Herzogs Zeiten auswendig. Der alte Mauren (Hartmanns) wußte viel zu erzählen, war doch sein eigener Großvater in schwerer Obergangszeit um 1800 Bürgermeister gewesen. Von diesem Altbürgermeister Hartmann besaß er sogar noch ein Kassenbuch, das interessante Einblicke gestattete in die“ Zustände jener Tage.“ Alle Unterhaltungen, ernste und heitere, kreisten um die Heimat. Und das trug Früchte! Eines Abends gesellt sich auch der alte Karols (Josef Udelhofen) zum Kreis der Senioren. Beinahe heimlich und verschämt zieht er unter dem Rock ein vergilbtes Aktenbündel hervor und meint leise zum Lehrer: „Hier hann ich jet fonne! Et log oppem Spicher. Ob Ihr et bruche könnt, det möt Ihr selber wissen!“

Und ob ich es brauchen konnte! Ich schlug die erste Seite des Schriftstückes, das 38 Seiten umfaßte, auf und konnte meinem Nachbarn nicht nur beweisen, daß die Akte‘ damals dreihundert Jahre alt war, sondern auch, daß sein eigener Hausname gleich zweimal im Texte vorkam! Nebenbei: Die von damals — anno 1926 — brauchten nicht, wie heute manchmal abfällig bemerkt wird, „auf der Nostalgiewelle zu reiten“, um zu fruchtbaren Ergebnissen zu gelangen. Sie taten es noch aus Bauernstolz und aus einfacher Liebe zur Heimat!

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