Ich bin ein Burgbrohler – Erinnerungen an eine Jugend im Brohltal
Ich bin ein Burgbrohler -Erinnerungen an eine Jugend im Brohltal
P. Drutmar Cremer OSB
Am 1. Oktober 1993 wurde in der Kaiserhalle in Burgbrohl das von Kurt Degen in jahrelanger akribischer Sammelarbeit zusammengestellt Mundartwörterbuch „Rheinisch Mundart in Burgbrohl – ein Wörterbuch“, der Öffentlichkeit vorgestellt. Pater Drutmar Cremer, Prior der Benediktinerabtei Maria Laach, hieltzu diesem Anlaß einen Vortrag, den wir hier etwas gekürzt veröffentlichen. (Die Red.)
Als mein Vater im Jahre 1934 als einer der jüngsten Bürgermeister des Rheinlandes in Burgbrohl seinen Dienst antrat, war politisch eine wirklich schwere Zeit angebrochen. Erselbst war kein Anhänger des Naziregimes und er versuchte, der auftretenden Schwierigkeiten in der Verwaltung Herr zu werden und vor allen den bedürftigen Mitbürgern und Mitbürgerinnen zu dienen. Er suchte auch Kontakt zur Abtei Maria Laach, die auch damals ein großes Vertrauen unter den Menschen der Umgebung besaß. Es war die Zeit, in der Konrad Adenauer als abgesetzter Bürgermeister von Köln in Laach lebte. Die Nähe, die unser Vater zu den Menschen des Brohltales suchte, übertrug sich auch auf uns Kinder. Wir erlebten eine glückliche und für unser Erleben auch weithin unbelastete Kindheit in einem großen Haus, in dem unten die ganze Verwaltung der Amtsbürgermeisterei untergebracht war und uns oben eine große Wohnung zur Verfügung stand. Dazu ein beachtlicher Garten mit vielen Obstbäumen und reichlichem Platz für viele kindliche Spiele. An den ersten Kontakt kann ich mich heute noch erinnern. Ich fragte als kleiner Knirps von 4 Jahren ein groß gewachsenes, hübsches Mädchen über die Lücke in der Nachbarmauer unverhohlen:
„Mädchen, willst Du mit mir spielen?“ Es war Edeltrud Müller, heute Frau Kauth, die Jahre später als sogenanntes Pflichtjahrmädchen bei uns lebte und vor allem meine jüngeren Geschwister Martin und Maria großziehen half.
Der Ort – damals
Der Ort Burgbrohl war damals klein und in ein enges Tal gepreßt. Den mit schönen Häusern bebauten Sonnenwinkel am „Burechbrooler Baahnhoff – bi me su söht -“ gab es noch nicht, statt dessen wuchsen dort die sauren Reben eines heruntergekommenen Weinberges. Die von-Brule-Straße existierte nur als Feldweg und den Hühnerberg gab es nur als Flurnamen, heute weit ausgebaut und auch in der berühmten „lrele“standen eigentlich nurwenige Häuser im Vergleich zu heute. Aber das war das Schöne: Es herrschte eine ruhige bürgerliche Gemütlichkeit. Jeder kannte jeden. Und alles sprach sich normalerweise blitzschnell herum und wenn es nicht bekannt war, dann wurde es durch Thiels Christ, den Gemeindediener und Totengräber, ausgerufen und weitergetragen. Er war – natürlich aus echtem Gemeinsinn – neugierig und er wußte alles Neue. Und er war so etwas wie eine lebendige Zeitung. „Haste et schon jehürt? Datt kann ech de hoeklään verzolle!“ Das Dort war im Grunde dreigeteilt. Man sprach, von Brohl kommend, vom „Onnedorf“. Von den Rhodius-Werken an, die heute noch vielfach als „Fällebue“ bezeichnet werden, bis hin zur wohlbekannten „Buddingsjass“, in vornehmen Deutsch auch Kirchgasse genannt. Dann kam et „Metteidort“. Es begann bei Brenks Eck‘ oder näherhin mit dem Tante-Emma-Laden der guten, alten Frau Maassen. Hinter ihr der Grossist Heuft & Ott. Jean Heuft war eine bekannte Persönlichkeit in Burgbrohl. Jahrzehntelang ging er sonntags zum Hochamt mit dem Klingelbeutel herum, und er war stolz auf seine eigene Kaffeerösterei, die zeitweise das halbe Dort mit guten, würzigen Kaffeegerüchen reklamewirksam schwängerte. Ihm gegenüber Salentins Metzgerei – vormals Friesen -, dann Dietzlers Gärtnerei, ihr gegenüber befand sich der Frisör Peter Simon, der für jeden Bubenhaarschnitt 10 Minuten brauchte und dafür 50 Pfennige kassierte. Dann folgte Schuster Kierich mit Schuhhandel, dann die „Mutter Degen“, ein uraltes Burgbrohler Schreibwarengeschäft, wo viele Burgbrohler ihre nötigen Utensilien einkauften. Zur Fastenzeit konnte man dort auch Pappnasen, Knallerbsen und Luftschlangen beziehen. Ihr schloß sich der Installateur Finkelberg an, dann kam Stumpfs Kolonialwarengeschäft, der Bäcker Zenz, die Kolonialwarenhandlung Hennen, Weidenbachs Metzgerei und schließlich die Post. Verborgen zwischen den Häusern lag noch „Stommels Schmitt“ mit Mutter Stommel, dem fleißigen Rosinchen. Vor Strangs lag die Stoffhandlung Netz, „bo mer awer ooch Botze-knöpp und Hoenoodele kaafe könnt“. „Et Metteidort“ – nach meinen Darlegungen wohl ein Mittelpunkt des bürgerlichen Wirtschaftslebens -endete dann am Josefsplatz, genannte nach der Josefssäule aus dem 18. Jahrhundert und setzte sich dann fort „em Owwerdort“, von Strangs Metzgerei an bis an die Gemarkung des Nachbarorts Weiler, dort, wo gleichsam zum Übergang die Industrieanlage von „Stein + Ton“ ihren Sitz hatte. Etwas links unterhalb der mächtigen Burg lag die achtklassige Schule in zwei Gebäuden, nach heutigen pädagogischen Gesichtspunkten ein etwas handgestricktes Unternehmen und doch sind wir alle ganz tüchtige Leute geworden.
Burgbrohler Dreivierteisherren
Das Bewußtsein und das wie selbstverständlich ablaufende Lebensgefühl der Burgbrohler in jenen Jahren ist mit der Charakterisierung „Drei-viirelshääre“ treffend beschrieben. In Burgbrohl lag in jenen Jahren schon der wirtschaftliche, kulturelle und verwaltungstechnische Schwerpunkt des Brohltals. Der Rückgang der Landwirtschan zeichnete sich schon ab. In Burgbrohl lebten Beamte, Handwerker, Industriearbeiter und wenige Bauern insoengerTuchfühlungmit einander, wie die Waren in einem der typischen „Tante-Emma-Läden“, die auch in Burgbrohl noch existierten, etwa bei der guten Frau „Möhler“-Degen, oder bei der alten, weißhaarigen Frau Hennen. In Burgbrohl war das im 19. Jahrhundert wohl noch sehr ärmliche, dörfliche Dasein inzwischen mit leicht städtischen Akzenten versehen. Es gab ein kleines Krankenhaus mit frommen Nonnen, die in allen kleineren Krankheiten mit tüchtigen Ärzten Linderung verschaffen konnten und auch die Frauen des ganzen Brohltales konnten dort entbunden werden. Gab es doch neben dem gütigen Dr. Breuer auch einen etwas rauhbeinigen Chirurgen, Dr. Wachendorf. Das Krankenhaus hatte seine Lage neben der relativ neuen Pfarrkirche. Die „aal Kerech“ war Kindergarten und Kochschule. Wer hatte solches noch anzubieten im Brohltal? Die Ortschaft war schon um 1900 mit einer Wasserleitung versehen und kanalisiert, was in den umliegenden Dörfern noch längst nicht gegeben war. Die heute schon wieder restaurierte „Kaiserhalle“ funktionierte als gesellschaftliche Begegnungsstätte, obwohl sie schon in den frühen 30er Jahren dem Verfall preisgegeben wurde, trotz ihrer bautechnischen Besonderheit. Es gab auch schon in den 30er Jahren einen richtigen Kurpark, der heute typischerweise überbaut ist mit einem Supermarkt. In Burgbrohl wurde bald auch ein Schwimmbad erbaut mit einem Planschbecken für die Kinder, einem 3m-Brett mit einem echten Bademeister. Wir haben als 8 -10jährige Kinder dort schwimmen gelernt. Die hygienischen Einrichtungen des Schwimmbades würden heute zumindest alle grün-orientierten Politiker unserer Zeit in helle Verzweiflung stürzen. Sie waren recht einfach. Nach heutiger Sicht der Dinge ist die Frage erlaubt: Wie kommt es, daß wir noch leben? In Burgbrohl wurde schon in den 30er Jahren ein echtes Kino im Hotel „Krone“ eingerichtet. Bisweilen hatte man allerdings den Eindruck, als werde der Filmstreifen im Hintergrund mit der Hand gekurbelt und-es könnte jeden Augenblick eine bleibende Dunkelheit eintreten. Unterbrochen wurden die typischen Provinzkopien sowieso mehrfach. Ich erinnere mich noch lebhaft an die harmlosen Louis-Trenker-Bergfilme, die es zu sehen gab und als 11jähri-ger gelang es mir – man höre und staune – mich mit Hilfe einer älteren Mitschülerin, nämlich „Hennens Mieche“, in einen Revuefilm hineinzuschmuggeln. Marika Rökk trat auf und warf ihre berühmten Tanzbeine fast bis zur Decke. Dabei sang sie das damals entstandene Chanson „In der Nacht ist der Mensch nicht gern alleine!“ Mit dem Refrain. „Einerseits und andrerseits und -außerdem“. Der Titel des Films: „Die Frau meiner Träume!“ Meine Damen und Herren, was sollte ein 11 jähriger unter der „Frau seiner Träume“ verstehen und was unter dem Refrain:
Blick auf Burgbrohl (1994)
„Einerseits und andrerseits und außerdem?“ Aber es war spannend, einen Film gesehen zu haben, der nicht unbedingt jugendfrei war. Die einzelnen Titel der atemberaubenden Filme wurden übrigens wöchentlich vom „Möhler Däjen“ auf die Rückseite alter Tapeten gepinselt und aufgeklebt. Burgbrohl auf dem Weg zur Großstadt. Ist es unverständlich, wenn die Burgbroh-ler ab und zu in Versuchung gerieten, sich für etwas Besonderes der erlesenen Extraklasse zu halten? Die „Dreiviirelhääre“ taten gern so als hätten sie. Aber sie hatten in Wirklichkeit nicht wie sie taten und blieben hinter ihren eigenen Ansprüchen zurück. Der Volksspott traf dann und die Einwohner von Burgbrohl suchten sich zu verteidigen mit dem wohl stechenden Argument, die Burgbrohler „Herren“ beherrschten vielleicht nur den Dreivierteltakt aber die Damen hätten dafür 5/4 Niveau. Und ob dieses Ausweges warfen sie sich flugs wieder neu in die Brust. Die Burgbrohler in jener gutbürgerlichen Kleinwelt wirkten nicht selten wie frisch ernannte Kleinstädter, denen man die Eierschalen des Dorfes noch anmerkte. Spitze Zungen behaupteten, die Herren trügen an den Festen regelmäßig feine Hemden, die vorne wunderbar gesteift, auf dem Rücken aber gar nicht vorhanden waren, Wehe, die Herren hätten unbedacht, beim Tanz etwa, ihre Jacketts ausgezogen! Wenn also die Burgbrohler „Dreivi-irelshäären“ hin und wieder „e bissje stronze – bi me such söht“, so hat das einen menschlich und lokalkulturellen Hintergrund.
Burgbrohler Gestalten und Erlebnisse
Die Zeit, von der ich spreche, vor und im 2. Weltkrieg, war gewiß keine ganz leichte Zeit und wir sind versucht, aus den Erfahrungen heute, die Abläufe damals zu verklären. Aber es war eine Zeit, die durch Kriegsnöte bedingt, engeren menschlichen Zusammenhang aufwies. Die größere Geschlossenheit und Erlebnisdichte in Kirche und Gesellschaft hielt die Menschen mehr zusammen. In diesem Fluidum des menschlichen Alltags konnten sich Persönlichkeiten entfalten und Originale entwickeln, die eigenständig waren und z. B. noch nicht normiert und festgelegt durch die Zwänge der modernen Medienwelt. Wer erinnert sich heute noch an die einfachen aber köstlichen Gestalten unserer Burgbrohler Straßenfeger, Zabbei’s Köbes und Schwaaze Gottfried, wer weiß noch, wer eigentlich „Bab’sches“ waren „em Metteidorf“? Wer denkt noch zurück an Nikolaus Gügel, den Hauptpolizisten und gewichtigen Ordnungshüter im Brohltal insgesamt, der durch sein massige Erscheinung Autorität ausstrahlte und Streitigkeiten auf seine Weise beendete? Wer erinnert sich aber auch, daß er sich zugleich als Schwimmlehrer betätigte und Freischeine zur Benutzung des Kettenkarussells auf dem Josefsplatz bei der Kirmes vermittelte? Das Pfarrleben wurde von einflußreichen Pfarrern gelenkt, dem alten Dechant Hammes und seiner sprichwörtlichen Zerstreutheit. Was würde er sagen, wenn er heute die veränderte kirchliche Situation auch im Brohltal kennen würde? Dechant Hammes führte auch die einzelnen Jahrgänge persönlich zur Erstkommunion mit seiner patriarchalischen Erscheinung mit seiner Überdosis an frommen Ermahnungen. Er verteilte eine Kinderzeitschrift, die den Titel „Das Kommunionkind“ trug, ganz im Stil der Zeit. Am Tage selbst aber wirkten wir alle wie Engel in Taschenformat, angezogen mit weißen Kleidchen und Kränzen und die Buben ausgestattet mit Kieler Anzügen und langen, schwarzen Strümpfen. Natürlich fehlten auch nicht die weißen und schwarzen Handschuhe, die mit Rosenkränzen umwickelt waren und wir zogen mit so frommen Gesichtern in die Kirche ein als seien wir dem Erzengel Gabriel höchstpersönlich vom Heiligenschein gerutscht und wir trugen zugleich unsere Kerzen so andächtig und staatssteif vor uns her, als würden wir unseren je persönlichen Heiligen verehren. Dechant Hammes verdankte ich selbst die frühe Karriere meiner geistlichen Berufung, da er mich schon als 7jähriger ministrieren ließ, weil ich ihm lückenlos das zungenzerbrechende „Suscipiat“ aufsagen konnte. Das vorsichtige Schellen und das fromme Gesicht beim Ministrieren und alle notwendigen Riten dazu lehrte mich meines Wissens damals Alfons Blümeling, den wir„Mikki“ nannten und Karl Degen, den wir mit Spitznamen „Duppes“ bezeichneten. Wer weiß noch um den gefährlichen Einsatz von Kaplan Hansen bei der Jugendarbeit im Dritten Reich? Er hatte viele Jahre hindurch bei den Burgbrohlern ein gutes Andenken. Ich glaube, unvergessen ist bis heute die geistliche Persönlichkeit von Pfarrer Neumann in den Jahren des 2. Weltkriegs. Welch köstliche und urwüchsige Erscheinung aber war das Ehepaar Minna und Josef Strang mit ihrer Metzgerei und Wirtschaft, menschenfreundlich, liebenswürdig und teilweise höchst originell! Mein Bruder Rolf hatte einmal auf dem Weg zum Kindergarten ein schweres Motorrad bestiegen, das vor dem Hotel „Krone“ stand, um Rennfahrer zu spielen. Natürlich fiel er mit der schweren Maschine um und lief so schnell er konnte davon. Aber er war beobachtet worden und der „aale Strang“ – wie er hieß -erfuhr von dem Vorgang. Er lachte so herzlich und amüsiert, daß er als Folge hindurch jeden Samstag kostenlos einen Schweineschwanz für den „Rennfahrer“ wie er sagte, meiner Mutter spendierte, – eine echte Bereicherung für die Dicke Suppe, die es in jenerZeit beinahe in allen Familien samstags gab. In dieser Welt lebten wir. Wir spielten Spiele, die teilweise vergessen sind: etwa „Höppches“, ein Hüpfspiel mit flachen Steinen innerhalb einer Kreidemarkierung. Oder wir versuchten „met de Schmeck Dilldöpp-che“. Natürlich spielten wir im ganzen Tal und auf den Bergen Indianer oder auch zeitweise Soldaten, „de Rammele erop und de Rammele eronne“, am „Nonnsdeuwel“, am „Eselswääch erop nach Lötzinge“, im „Paffedaal“, „om Kalle-bärech“ und in „de Wasseneje Holl“ – un bo emme“. Zu bestimmten Zeiten gingen wir „och Krutte fange am Dräckweier“. Das war die Mülldeponie der „Dreiviirelshärre“, die immer stank und qualmte. Nach den heutigen Gesichtspunkten wären dem Minister Töpfer Schweißperlen auf die Stirn getreten „esu deck be Kleckere“. Ganz beliebt war Fußball. Er hatte seine frühe Tradition schon bald nach dem 1. Weltkrieg mit einer legendären Mannschaft. Dazu gehörten die beiden Brüder Rick, Willi Finkelberg, Schmitte Fritz und im Tor Strangs Fritz, der nach dem Krieg abgelöst wurde von Toni Marino. Dieser war einer der größten Originale der letzten Jahrzehnte, rauhbeinig, vital und weichherzig zugleich, im ganzen Brohltal beliebt. Er hatte für alles seine eigene, originelle Meinung und war für seine drastischen Sprüche bekannt. Er ging gern mit zu einer Beerdigung und hat kurz vor seinem eigenen, plötzlichen Tod noch erklärt:
Beerdigungen seien schön und schwer, am schwersten aber sei die eigenen Beerdigung:
„Me es am Daach dono esu kabott!“ Fußball spielten auch wir in der berühmten „Trasskaul am Baahnhoff“, in Ermangelung echter Fußbälle aus Leder während des Krieges vielfach mit einfachen Gummibällen. Als Schienbeinschoner steckten wir uns in die Kniestrümpfe Schulhefte oder – wie Kurt Degen einmal behauptete
– die „Stadt Gottes“. Wenn meine Mutter aus dem Küchenfenster eine Rauchwolke über der Trasskaul hochsteigen sah, ließ sie schon einmal das Badewasser in die Wanne laufen, anders war hier keine Rettung mehr möglich.
Wir Buben lebten das ganze Leben des Dorfes in allen Veranstaltungen mit, die Kirmes auf dem Josefplatz, die kirchlichen Festtage, den Sport, die Erstkommunion, die Schützenfeste, die Adventfeiern, Theater „en de Aal Kerech“. Mein Vater hatte in den 30er Jahren einmal eine große Tagung des Eifelvereins organisiert und nahm mit meiner Mutter und den Honoratioren des Vereins den Festzug im Vorgarten des Rathauses entgegen. Und was sah er: Die Gruppe Bitburg wurde von seinem Ältesten angeführt, der das Schild vorantrug mit der Bezeichnung „Bitburg“ und ein paar Schritte weiter sah er in gleicher Funktion meinen Bruder Rolf mit dem Schild der Stadt Daun. Tageseinnahme:
20 Pfennig. Damit hatten wir unser Kirmesgeld um glatte 100 % aufgebessert.
Neue Zeiten
All dies änderte sich Ende des Krieges unter Fliegeralarm und dem vielen Leid in den Familien, erst recht als die Amerikaner im März 1945 einzogen und Quartier machten. Es begann deutlich ein neuer Zeitabschnitt: Die Nachkriegsperiode. Ein neues, verändertes Bewußtsein in Gesellschaft und Kirche entwickelte sich, viele unserer Kameraden und Freunde verließen durch Heirat oder Beruf den Ort. Ein neuer Horizont dämmerte auf. Die Bundesrepublik Deutschland wurde geboren mit allen Sorgen und Fragen, aber auch mit allen Möglichkeiten eines neuen Anfangs und Aufstiegs. Das zu schildern, führte hier zu weit, aber es gibt wohl viele, die sich an jene versinkenden Zeiten mit all ihrem Charme in Freude erinnern. Und auf diesem Hintergrund darf ich dann zum Schluß sagen: „Ich sen enn Lööche Pate, awwe ech sein och enn Burechbrööle un datsol esu bleiwe – bi me su söht! Ech danken och!“