Hundert Jahre Krankenhaus „Maria Stern“ in Remagen – Glänzender Stern über dem Haus verhalf zur Namengebung
Hundert Jahre Krankenhaus „Maria Stern“ in Remagen
Glänzender Stern über dem Haus verhalf zur Namensgebung
Hermann Josef Fuchs
Auf eine hundertjährige Tradition im Dienst des Nächsten, Kranken und Verletzten blickt das Krankenhaus „Maria Stern“ in Remagen. Aus kleinen Anfängen entwickelte sich in der Rhein-und Römerstadt eine Einrichtung, die heute aus der Region nicht mehr wegzudenken ist. „Maria Stern“ ist ein Krankenhaus der Grundversorgung mit 75 Betten für die chirurgische Abteilung, 75 Betten für die Innere Medizin, 20 Betten für die Gynäkologie (Belegabteilung) und weiteren fünf Betten für die interdisziplinäre Abteilung Anästhesie und Intensivmedizin. Das Krankenhaus verfügt über modernste Einrichtungen auf dem medizinisch-technischen Sektor und ist getragen von einer „Krankenhausphilosophie“, die den ganzen Menschen im Blick hat und sich zur Aufgabe macht.
Eine Stiftung stand am Beginn der Entwicklung vor gut einhundert Jahren. In den Jahren vor der Jahrhundertwende wohnten in Remagen die bekannten, geachteten und wohlhabenden Eheleute Dr. medicinal Bernhard Wilhelm Hubert Apollinar Harling, königlicher Oberstabsarzt der Landwehr und praktischer Arzt, und Auguste Harling, geborene Dumont. Die Grabstätte der Familie befindet sich auf dem alten Friedhof in Remagen. Da ihre Ehe kinderlos war, nährten sie den Gedanken, einen Teil ihres Vermögens wohltätigen Zwecken in Remagen zu überlassen.
Die Anfänge von „Maria Stern“
Auguste Harling setzte kurze Zeit nach dem Tode ihres Ehemanns das Vorhaben in die Tat um. Sie schenkte der katholischen Kirchengemeinde ihr an der Sinziger Chaussee gelegenes Wohnhaus und Gelände mit dem Wunsch, das Haus als Damenstift und Zufluchtsstätte für Kranke und Notleidende einrichten zu lassen.
Krankenhaus „Maria Stern“, Remagen, vor 1960
Remagen zählte um diese Zeit 2600 Seelen. Auguste Harling wünschte die Anstalt von den Franziskanerinnen von Nonnenwerth geleitet zu sehen und wandte sich an die damalige Generaloberin Camilla Schweden. Nach einigen Verhandlungen wurde das Haus 1892 von den Franziskanerinnen übernommen. Auguste Harling äußerte den Wunsch, das Heim unter den Schutz der heiligen Jungfrau zu stellen, und da man bei klarem Sternenhimmel häufig bemerkt hatte, daß über dem Haus ein besonders schöner Stern glänzte, sollte es den Namen „Maria Stern“ tragen. Der Bitte der Stifterin wurde entsprochen. Am 8. September 1892 wurde das Haus eingesegnet und die ersten vier Schwestern zogen ein. Seit diesem Tage sind in der sogenannten „Harling’schen Stiftung“ die Franziskanerinnen von Nonnenwerth tätig.
Im Jahre 1904 wurde ein Erweiterungsbau notwendig. Die Zahl der Kranken war von sechs im Jahre 1892 auf 102 angestiegen. Im gleichen Jahr wurde die ambulante Pflege aufgenommen. Am 19. November 1906 wurde der Erweiterungsbau eingeweiht. 1907 vermerkt die Chronik des Hauses die Pflege von 242 Patienten. Ab 1897 wirkte Sanitätsrat Dr. Faßbender als zweiter und ab 1908 Dr. von Coellen als dritter Arzt in Maria Stern.
Im Ersten Weltkrieg, 1914 bis 1918, ist Maria Stern Schwerverwundeten-Lazarett und im Zweiten Weltkrieg von August 1941 bis September 1944 Reservelazarett. Bei den Bombenangriffen auf Remagen trug das Haus große Schäden davon. 1945, mühsam hergerichtet, nimmt das Haus wieder seinen Krankenhausbetrieb auf. 1949 wird aus dem Belegkrankenhaus ein Krankenhaus mit zwei stationären Fachabteilungen, Chirurgie und Innere. Die Geburtshilfe wird weiter als Belegabteilung betrieben.
Der Neubau des Krankenhauses
1958 begann Architekt Hermann Schorn mit der Planung für ein neues Krankenhaus. Die rund 100 Jahre alten Gebäudeteile sollten abgebrochen und ein Bettenhaus für 120 Patienten errichtet werden. Der über 60 Jahre alte Baukörper sollte für die Unterbringung der Funktionsräume umgebaut werden. 1959 wurde der Neubaubeschluß gefaßt. Bei Anlauf der Bauarbeiten gab es eine Veränderung durch Vergrößerung des Bettenhauses auf 150 Krankenbetten und Planung eines Wohnhauses für die Schwestern. Im Jahre 1962war das Bettenhaus bezugsfertig. Im gleichen Jahr starb Architekt Hermann Schorn. Die Weiterführung der Planung wurde dem Architekten Diplom-Ingenieur August Schabram übertragen, dem Architekt Konrad Schauff zur Seite stand, der bereits bei der Planung und Bauleitung des ersten Bauabschnittes mitgearbeitet hatte.
Krankenhaus „Maria Stern“, Remagen, heute
Seit der ersten Planung waren die an ein Krankenhaus gestellten Anforderungen gestiegen. Das neu aufgestellte Bauprogramm mit 180 Krankenbetten, Kinderstation, Personalwohnheim bedingte weitere Funktionsräume. Hieraus ergab sich die Notwendigkeit, das alte Gebäude ganz niederzulegen, um auch im 1963 begonnenen zweiten Bauabschnitt einen vollständigen Neubau zu errichten. 9,5 Millionen Mark kostete die gesamte Neubaumaßnahme. Am 24. November 1966 wurde das neugebaute Krankenhaus „Maria Stern“ durch den damaligen Landesinnenminister August Weiter eingeweiht. Seit 1963 hat das Krankenhaus eine Krankenpflegeschule mit 45 Plätzen.
Neue Erkenntnisse auf dem Gebiet der Krankenpflege und Technik, vor allem im OP-Be-reich, gingen am Krankenhaus „Maria Stern“ nicht vorbei. Im September 1983 begannen im Haus umfangreiche Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen. Bund und Land haben je 3,6 Millionen Mark zusammengelegt, um das Krankenhaus „Maria Stern“ nach neuesten Erkenntnissen der Krankenhaustechnik auszurüsten. In zeitlicher Reihenfolge wurden nacheinander mehrere Einzelmaßnahmen durchgeführt. Kernstück bildete die Generalsanierung der OP-Säle mit einem Kostenaufwand von über vier Millionen Mark.
„Maria Stern“ heute
Die Ausrüstung der Operations- und Behandlungsräume läßt die Behandlung fast aller Krankheiten und Verletzungen zu. Nur schwerste Fälle von Hirn- und Schädelverletzungen müssen per Hubschrauber in Fachkliniken transportiert werden.
„Maria Stern“ verfügt über ein Bewegungsbad, das eine umfassende physikalische Therapie ermöglicht. Sämtliche Kneippschen Anwendungen sind hier möglich. Zu den modernen Einrichtungen des Hauses zählt ferner ein Bildschirm-Kamera-Gerät zur Behandlung von Knieleiden. Mit Hilfe dieses Gerätes kann der Chirurg mit einem stricknadeldünnen Hilfsmittel direkt in das Knie des Patienten eingreifen und die beschädigten Stellen auf dem Bildschirm betrachten. Je nach Schwere der Verletzung kann das Knie an Ort und Stelle operiert werden. Diese Art der Behandlung erweist sich als besonders gelenkschonend.
Auch für die Unterhaltung der Patienten ist gesorgt. An jedem Bett steht ein Telefon. Jeder Patient hat die Möglichkeit, sich ein Fernsehgerät oder Bücher zu leihen. Über die Unterbringung, ärztliche und pflegerische Leistungen und alle mit einem Aufenthalt im Krankenhaus „Maria Stern“ stehenden Fragen informiert eine Broschüre.
Damals wie heute steht das Remagener Krankenhaus in der Trägerschaft der Franziskanerinnen von Nonnenwerth. Die Hausoberin, Schwester Edeltraut, gehört mit zum vierköpfigen Direktorium. Mit den Ordensschwestern sind rund 200 Kräfte der verschiedensten Bereiche tätig, um kranken und verletzten Menschen Hilfe, Heilung und Wohlergehen zu vermitteln. Für die Betreuung ist ein Fachärzteteam zuständig. Hinzu kommen Belegärzte, die außerhalb des Krankenhauses praktizieren und im Krankenhaus „Maria Stern“ ihre Patienten stationär unterbringen.
Bei aller positiven und erfreulichen Entwicklung, die „Maria Stern“ in den zurückliegenden einhundert Jahren verzeichnete, gab es zum Jahresende 1988 einen Rückschlag in der Tradition des Hauses. Im Kreissaal gingen die Lichter aus. Die Geburtshilfestation wurde nach den Weisungen des zuständigen Ministeriums unter anderem mit Blick auf die Zielplanungen für Krankenhäuser im Lande Rheinland-Pfalz geschlossen, geblieben ist die Abteilung Gynäkologie.