Hilfe in Sachen Tischtennis – Sportler aus Bad Neuenahr-Ahrweiler nehmen Partnerschaft mit dem Kreis Artern ernst
Hilfe in Sachen Tischtennis
Sportler aus Bad Neuenahr-Ahrweiler nehmen Partnerschaft mit dem Kreis Artern ernst
Hubertus Kischkewitz
Die Jahrestour eines Vereins innerhalb Deutschlands ist allemal nichts Besonderes. Jetten doch Kicker der Kreisklasse längst nach Mallorca, buchen andere Freizeitsportler Ziele in Südtirol, auf Ibiza oder in Frankreich. Was also, bitteschön, ist da schon Heldrungen? Heldrungen, jener Flecken in Thüringen mit kaum mehr als 1 000 Einwohnern?
Für Tischtennisspieler der Spielgemeinschaft TuS/PSV Bad Neuenahr-Ahrweilerbedeutet Heldrungen viel. Liegt der Ort doch im Kreis Artern. Jenem Kreis, der seit 26. Oktober 1990 Partnerkreis des Kreises Ahrweiler ist. Und sind die Zelluloid-Artisten aus der Kreisstadt doch seit dem 14. Juni 1991 ihrerseits Partner von Kollegen der 1-SG 80 Oberheldrungen und somit »Pioniere« des Ahrkreises.
Nur knapp drei Tage weilte ein 20köpfiges Team um Wolfgang Poppelreuter damals in Heldrungen. Das reichte, um Entwicklungsgeist zu wekken und zu der Erkenntnis zu führen, daß direkte und persönliche Hilfe, Unterstützung von Verein zu Verein, noch viel bewirken kann, trotz aller Milliarden, die seit der Wiedervereinigung in die ehemalige DDR geflossen sind.
Der offizielle Akt: Die Übergabe des Wimpels durch Wolfgang Poppelreuter dokumentiert die Partnerschaft der beiden Sportvereine aus Bad Neuenahr-Ahrweiler und Heldrungen.
„Als wir zum Match in der alten Turnhalle antraten, betraten wir eine andere Tischtenniswelt«, erzählt Poppelreuter – und meint völlig veraltete Platten aus dünnem Sperrholz, mit solchem »Gefälle«, als müsse Regenwasser abfließen können. Er meint Schläger der 60er Jahre, mit ausgefransten Belägen, völlig veraltet. Kaum noch vorstellbarfür »Wessi-Tischtennisspieler«, die in der Regel nach 60 Stunden Spielzeit die Beläge beider Seiten auswechseln, um die kleinen Bälle so spielen zu können, wie sie es wollen, und nicht eine Schwachstelle des Schlägers.
Die Frage, wie kann man helfen, stellte sich nach offizieller Wimpelübergabe und einem herzlichen gemütlichen Teil (Poppelreuter: »Ich schätze, daß beim nächsten Besuch alle mitwollen«) nicht lange. Schon im Januar wird ein kleiner Transporter gen Thüringen rollen. Im Laderaum zwei gebrauchte Tischtennisplatten aus Bad Neuenahr-Ahrweiler, auf denen die Heldrunger künftig spielen sollen. Was hier nach einem bestimmten jährlichen Rhythmus ausgemustert wird, ist dort herzlich willkommen. Deshalb verzichtet die SG gern auf den Erlös, der nach dem sonst üblichen Verkauf der Tischtennisplatten die Vereinskasse auffüllt.
Keiner der Tischtennisspieler dürfte gewußt haben, daß sie mit ihrem Entschluß im Juni sozusagen bereits einen Wunsch erfüllt haben, den die Landräte beider Kreise Monate später, am ersten Jahrestag der Wiedervereinigung öffentlich äußerten: »Wir müssen die Kontakte zwischen beiden Kreisverwaltungen verstetigen. Wir müssen aber insbesondere versuchen, andere Gruppen und Personenkreise verstärkt miteinzubinden«. Hier gehe es um menschliche Kontakte, aber auch darum, die touristischen Attraktionen beider Kreise mit einzubeziehen.
Auch letzteres können die SGIer bereits für sich verbuchen. Erinnern doch viele Fotos an die Besuche des Kyffhäuser-Denkmals hoch über Bad Frankenhausen oder an die Barbarossahöhle und das mächtige Bauernkriegspanorama.