Hie Ziest! – Hie Mohn!
Fotomontage von Toni Eich
Hie Ziest! – Hie Mohn!
VON TONI EICH
Den Heilziest kümmerts nicht, auf sonndurchgluter Halde,
einschichtig, des kurzen Lebens sich zu freun.
Der Glockenblumen Schar, rotzüngig, den blassen
Mund dem Drang der wilden Hummel willig bietend,
glockt Frieden in die stille Runde.
Doch, da! ein Mohn klatscht mäulig weit sein feurig Rot
dem ach so schlichten Ziest entgegen:
Was frommt dein kläglich Blühn aus purpurfahlen Lippen!
Schau her! — wie ich erblüh in feurig wildem Glühn!
Der Wind, verschlafen gähnend im Gesträuch,
vernahm die lästerliche Red‘ und fuhr dem Mohn
stracks in sein klatschend Maul.
Papieren sank der Blütenzungen glutend Pracht
im Nu am zittrig-dürren Stengel nieder.
Da seht! — wie kümmerlich es ist, der Schönheit sich zu preisen.
Ein rächender Wind — und aller Tand ist jäh verflogen!
Zufrieden lispelt da der Ziest: ich bleib bescheiden — schweige
und sing der Armut ein beglückend Lied.
Und Glockenblümchens wiegend Sang
umklang der still verklärten Eintracht Frieden.