Haus des Waldes. Zukunftsprojekt Wald in Adenau
Der Kreiswaldbauverein Ahrweiler arbeitet seit mehr als 50 Jahren für die Belange der Privatwaldbesitzer im Kreis Ahrweiler. Seine 1.800 Mitglieder bewirtschaften mehr als 8.000 Hektar Wald. Seit dem Jahr 1952 liegt der Vorsitz des Vereins in den Händen von Philipp Freiherr von Boeselager, der diesen freiwilligen Zusammenschluss der Privatwaldbesitzer mit großer Umsicht und fachlicher Kompetenz leitet und ihn zu einem der größten Waldbauvereine des Landes ausgebaut hat. In den vergangenen 50 Jahren wurden u.a. mehr als 4.400 Hektar durch Erstaufforstungen und Niederwaldumwandlungen in Hochwald überführt; durch intensive Jungbestandspflege sind 2.250 Hektar Wald stabilisiert; 105 Kilometer neu gebauter Waldwege erschließen die Privatwälder unseres Kreises; 60 neu beschaffte Seilwinden unterstützen die Arbeit der Waldbesitzer; 7.800 Hektar Privatwald wurden gekalkt, um der weiteren Versauerung der Waldböden entgegen zu wirken.
Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft
Ein Blick in die Waldgeschichte zeigt, dass der Wald seit seinem Bestehen stets auch ein Spiegelbild der Geschichte und der Kulturen unseres Landes war und dass er sich bis heute einer ständigen Auseinandersetzung mit dem Menschen stellen muss. Unsere Wälder spiegeln sehr deutlich die einstige und die heutige Nutzung durch unsere Gesellschaft wieder. Aus der Sicht der Bevölkerung verändern sich Wälder mit ihren langlebigen Bäumen vergleichsweise langsam. Tatsächlich unterliegen jedoch alle Waldökosysteme außer dem ständigen natürlichen Wandel auch einer ständigen Anpassung an die von Menschen geprägte Umwelt. Die Aufgabe der Forstwirtschaft, wie wir sie heute verstehen, liegt darin, die Nutzungsfähigkeit der Wälder nachhaltig für kommende Generationen zu sichern und gleichzeitig daskomplexe Ökosystem Wald in seinen vielfältigen Funktionen zu schützen und weiter zu entwickeln. „Nachhaltigkeit“ ist jedoch kein naturwissenschaftliches Merkmal des Waldes oder eine Rechengröße des Forstplanung, sondern eine Verhaltensnorm für den verantwortungsbewussten Umgang der Menschen mit den Ökosystemen. Die Forstwirtschaft in Deutschland definiert Nachhaltigkeit wie folgt:
- Dem Wald nur so viel Holz zu entnehmen, wie nachwächst
- Freigewordene Flächen durch natürliche Verjüngung oder Pflanzung unverzüglich wieder zu bewalden
- Im Einklang mit der Natur zu wirtschaften
- Die Bedürfnisse auch der nachfolgenden Generationen zu berücksichtigen Wer Wald besitzt, hat also einen Generationsvertrag besonderer Art geschlossen: Er verwertet die Bäume, die seine Vorfahren vor mehr als hundert Jahren gepflanzt haben und er pflanzt die Bäume, die seine Nachfolger in über hundert Jahren nutzen werden.
Haus des Waldes:
Diesen Generationsvertrag vor Augen entschloss sich der Vorstand des Kreiswaldbauverein Ahrweiler Anfang 2004 die Planung eines „Haus des Waldes“ gemeinsam mit dem Architekturbüro Monreal, Hönningen, voranzutreiben.
Die rasant fortschreitende Strukturreform der rheinland-pfälzischen Forstverwaltung mit der Zusammenlegung von Forstämtern und der Vergrößerung der Forstreviere veränderte zudem die Aufgabenstellung der Kreiswaldbauvereine.
Auch die Wende auf dem Energieholzmarkt, die Ansprüche der Holzindustrie und deren Forderung nach Konzentration und Mobilisierung der Holzmengen im Privatwald, erforderten bessere und zukunftsfähige Arbeitsbedingungen und –möglichkeiten in einem neuen „Haus des Waldes“.
Neben den vorhandenen Eigenmitteln des Waldbauvereins sorgten finanzielle Zuwendungen des Landes, des Fonds zur Entwicklung ländlicher Räume, der Kreissparkasse Ahrweiler, der Stadt Adenau und weitere private Spenden in Höhe von insgesamt 70.000 €, für einen raschen Baubeginn in unmittelbarer Nachbarschaft des Forstamtes in Adenau. In Anwesenheit von Staatssekretär Hendrik Hering und Landrat Dr. Jürgen Pföhler erfolgte der „erste Spatenstich“ im Oktober 2004.
Das „Haus des Waldes“ wurde in Holzständer-Bauweise errichtet, Dachstuhl und Außenverkleidung aus heimischem Douglasienholz gefertigt. Im Innenausbau finden u.a. die Holzarten Fichte, Eiche, Lärche und Thuja Verwendung. Geheizt werden die beiden Büros sowie der Schulungsraum selbstverständlich mit einem Holzpelletofen. Im benachbarten Forstamt ist zudem ein Werkraum für Motorsägenlehrgänge untergebracht, die sich derzeit einer großen Nachfrage erfreuen.
Am 2. April 2006 wurde das „Haus des Waldes“ offiziell eröffnet und mehr als 500 Besucher hatten Gelegenheit zu einem Besuch und zu zahllosen Fachgesprächen. Staatssekretärin Jacqueline Kraege vom Ministerium für Umwelt und Forsten, die 1. Beigeordnete des Kreises Ahrweiler Ingrid Näkel-Surges und Hermann-Josef Romes, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Adenau, lobten in ihren Grußworten das private Engagement des Kreiswaldbauverein Ahrweiler und stellten den großen Nutzen des Hauses und seiner Angebote für die Bevölkerung des Kreises Ahrweiler, insbesondere für junge Menschen und Ausbildungswillige, in den Vordergrund. Philipp Freiherr von Boeselager, Vorsitzender des Waldbauvereins, dankte allen Beteiligten für die geleistete Hilfestellung bei der Finanzierung sowie beim Bau des Hauses und versprach eine intensive und nachhaltige Arbeit im Sinne der Privatwaldbesitzer und ihres Waldeigentums.
Künftige Nutzung „Haus des Waldes“
Neben seiner Funktion als künftigem Sitz des Waldbauvereins und des „Forstrevier Hocheifel“ Privatwaldbetreuung, soll das „Haus des Waldes“ u.a. folgenden Zwecken dienen:
Das „Haus des Waldes“ bei Adenau
Das „Haus des Waldes“ bietet sich u. a. für Tagungen an
- Schulungs- und Informationszentrum für Kleinprivatwaldbesitzer
-Motorsägenlehrgänge für Waldbesitzer, für Angehörige der Feuerwehren und anderer Hilfsorganisationen
-Sicherheitslehrgänge – Einsatz von Seilwinden und Spaltgeräten
-Kurse in Jungbestandspflege, Erst- und Wiederaufforstung, Forstschutz, Waldbau, Wegebau sowie steuerrechtlichen Fragen der Waldbesitzer - Ausbau einer Wald- und Brennholzbörse
- Systematische Weiterentwicklung der Agenda 21 und des Nachhaltigkeitsgedankens -Kurse im Rahmen der bestehenden Ganztagsschule und des Ganztagsunterrichts -„Wasser global und regional“, Bachpatenschaftsprojekt, Wassertage in Adenau, Themen der weltweiten Bedeutung des Wassers -Streuobsttage und Kurse für Baumschnitt
-Informationen zu den Themen Bodenmanagement, Ökokonto, landespflegerische Maßnahmen, Vogelschutz- und Flora-Fauna-Habitate - Entwicklung von Vermarktungsstrategien für heimische Produkte – Produkte aus Land-und Forstwirtschaft
- Fortführung und Erweiterung der „Adenauer Holzschnitzertage“
- Regelmäßige Seminarangebote u.a. zu den Themen
-Holz-Energieträger der Zukunft -Bauen mit Holz; Symposien für Architekten und Bauherren -Wald als Fotoobjekt; Kurse für herkömmliche und digitale Fotografie -Wild im Kochtopf; Dekorationen aus dem Wald -Geologie der Hocheifel; Pilzkunde; Wald-und Forstgeschichte - Vorträge in Zusammenarbeit mit der Kreisvolkshochschule Adenau/Ahrweiler
- Regelmäßige wald- und naturkundliche Wanderungen und Führungen (auch mehrsprachig) in Zusammenarbeit mit dem Forstamt Adenau. Einbindung des Waldlehrpfads Adenau und Zusammenarbeit mit der örtlichen Gastronomie.
Dies sind nur einige Beispiele für eine sinnvolle, nachhaltige und an der Zukunft ausgerichteten Nutzung unseres „Haus des Waldes“ in Adenau, das seine Arbeit inzwischen aufgenommen hat.
„Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeit künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.“
(Weltkommission für Umwelt und Entwicklung)