Hans Löffler als Pionier des Weinbaues in Nordperu
Hans Löffler, geb. 1926 als Sohn von Lehrer Paul Löffler aus Bachern, zog mit seiner Frau Mathilde geb. Steinheuer aus Heimersheim im Jahre 1953 nach Peru, das südlich des Äquators an der Küste des Großen oder Stillen Ozeans liegt. Hier wurde er im Städtchen Lambayeque ein Pionier des Weinbaues und der Weinbereitung. So ließ er einen Weinkeller genau nach dem Muster des Weinkellers des Bachemer Winzervereins errichten. Lehrer Paul Löffler, der sich ein ganzes Jahr lang mit seiner Gattin in der Familie seines Sohnes aufhielt, erstattet folgenden Bericht: „Eine peruanische Karte für Bodenbenutzung aus dem Jahre 1958 zeigt lediglich im Süden des Landes Weinbau. Heute treffen wir ihn fast an der ganzen 2300 km langen peruanischen Küste des Stillen Ozeans in anbaufähigen Lößböden. Die Hauptanbaugebiete liegen im Süden, weniger in der Mitte, in zunehmendem Maße wieder im Norden Perus. In den letzten fünf Jahren wuchsen die Anbaugebiete von 6430 ha auf 8950 ha, also um 39 Prozent. Der Löwenanteil entfällt davon auf Nordperu.
In unseren deutschen Weinbaugebieten fallen jährlich bis zu 600 mm Niederschläge; in Nordperu an der Küste dagegen etwa 24 mm. Sie kommen für die Vegetation kaum in Frage. Das Wasser liefern Flüsse aus den Anden und mit großen Kosten gebohrte 120 bis 150 m tiefe Brunnen. Mächtige Pumpen fördern 100 bis 150 Sekundenliter. Das Wasser ist klar und von einem leicht salzigen Geschmack; es wird im Haushalt dem gereinigten Flußwasser vorgezogen. Die Stöcke werden drei- bis viermal im Jahre 20 cm hoch mit Wasser versorgt. Am meisten treffen wir Drahtanlagen und Zapfenschnitt auf drei Augen. Diese Arbeit erfolgt in den Monaten August, September und Oktober, die Traubenlese im März, April und Mai. Da die klimatischen Verhältnisse das Jahr hindurch nicht wesentlich verschieden sind, könnte durch Schnitt, Bewässerung und Düngung die Traubenreife beliebig gelegt werden; erfahrungsgemäß entfallen aber auf die angegebenen Monate die besten Ernten. Als Spielerei wird den Stöcken auch schon eine zweimalige Ernte abgerungen; sie geht aber stark auf Kosten der Reben und der Trauben. Als Hauptdünger braucht man Guano, Vogelmist von Inseln an der peruanischen Küste. Zur Pflanzung dienen Blind- und Wurzelreben, die bereits nach zwei bzw. eineinhalb Jahren Trauben liefern. Die Reihenabstände betragen 4 m, die Stockweite in der Reihe zweieinhalb m. Da die Tragfähigkeit der Stöcke schon mit etwa 12 Jahren nachläßt, werden die „Weinberge“ mit 15 Jahren wieder ausgehauen. Diese Verfahren finden unsere Winzer lächerlich, stehen doch in unseren Weinbaugebieten Rebflächen mit einem Alter von 70 und mehr Jahren. Als Schädlinge treten Oidium, weniger Pero-nospora auf. Sie werden mit Schwefel bzw. Kupferpräparaten bekämpft. Im Süden Perus trat öfter die Reblaus auf, bis heute blieb der Norden davon befreit. Die Trauben tragen blaue oder weiße Beeren, so groß, wie wir sie bei uns in den Schaufenstern der Obsthandlungen sehen. Sie haben ein Mostgewicht von 120 bis 140 Grad Oechsle, bringen also einen Alkoholgehalt von 12—14 g in 100 ccm; in Volumenprozent ausgedrückt etwa 15—17 Prozent. Die Weine sind für unsere Begriffe außerordentlich schwer und die Trauben bei einem Zuckergehalt von rund 30 g in 100 ccm Most übersüß.
Die Rebsorten stammen aus Spanien, Italien und Frankreich. Ich selber konnte Trauben, angeblich von Burgunderstöcken, probieren. Ihr Geschmack war aufdringlich, wild; sie sind für die Weinbereitung nicht zu gebrauchen. Aus den anderen roten Trauben entsteht ein Wein von dunkelroter, fast schwarzer Farbe mit der passenden Bezeichnung vino tinto.
Um die Säure zu erhöhen, wurden Verschnittversuche mit peruanischem Weißwein gemacht. Sie führten zu einem guten Erfolg und ergaben einen ausgezeichneten Wein, ähnlich unserem Frühburgunder mit normal roter Farbe und einem Säuregehalt von 3—3,5 r mille. Zuckerung ist bei den hohen Graden nicht nötig und allgemein streng verboten.
Ungefähr drei Wochen nach der Gärung erfolgt der erste Abstich in leicht geschwefelte Fässer, dem noch weitere vier in gleichen Abständen folgen. Die Fässer liefert die deutsche Firma August Zink in Lima. Jugoslawien und Deutschland sind die Hauptlieferanten des dazu benötigten Eichenholzes. Gewöhnlich sind Fuder im Gebrauch, doch werden auf Bestellung auch Fässer von 5000 bis 8000 Liter geliefert und meist für Pisco, einen 45prozentigen aromatischen reinen Weinbrand, verwandt. An deutschen Kellereiartikeln traf ich in der Remise meines Sohnes noch Seitz-Filter mit Seitz-Schichten, Entrappmaschine, Einweichapparat, Füllmaschine, Kelter und Weinpumpe. Die Brennerei stammt von der Firma Braun & Schmitt, Hamburg. Die Schläuche tragen das Zeichen Continental.
Hans Löffler (mit Tropenhelm, sitzend) mit seinen Kellereiarbeitern
In Nordperu kennt man fast nur den Verkauf der Weine in Flaschen von 0,665 !• Der Preis beträgt nach unserem Geld 3,80 bis 4,— DM.
Für Fisco in gleichgroßen Flaschen bezahlt man 5,— DM. Das weinreiche Chile dagegen bringt billigere Weine auf den Markt. Ihr Konsum erstreckt sich fast nur auf Lima und Südperu.
Die Peruaner zeigen großes Interesse nicht nur für deutsche Autos und vielerlei deutsche Maschinen, auch die Kellereiartikel aus de: Heimat nehmen einen ersten Platz ein, und man hört gerne von den Einheimischen immer wieder großes Lob über deutschen Fleiß und deutsche Technik, über Qualitätsarbeit und vorzügliches Material.“