GRABMAL EINER HOHEN FRAU
Die Tumba der Gräfin Katharina von der Marck in der Mayschosser Kirche
Eine der berühmtesten Frauen von der hohen Saffenburg hat ein Grabmal gefunden, das ihres Lebens würdig ist und ihres Liebreizes. Es ist von einer Vollendung, die ihm einen Namen gegeben hat in der rheinischen Kunstgeschichte.
Wer war Katharina von der Marck? Ihre bürgerliche Herkunft ist verbürgt. Katharina wuchs auf in Blankenheim, von Schönheit ausgezeichnet und makellosem Wuchs, von einer gleichsam irdisch-unirdischen Schönheit, die der jungen Magd wohl anstand. Sie kam nach Schieiden, und da entzündete sich das Herz des regierenden Grafen von der Marck. Er bat sie zur Frau. 1641 wurden sie vermählt, die Ehe wurde 1649 durch die höchste kirchliche Instanz bestätigt und die Nachkommen legitimiert. Am 30. Oktober 1645 ist die junge Frau gestorben als ein vielverehrtes Bild der Schönheit und Zuneigung zu den Armen — betrauert von dem Grafen, der ihr ein Grabmal gewidmet hat, in dem sein Schmerz und seine Huldigung, aber auch die Huldigung der Landschaft und ihrer Menschen eingegraben ist. Eines Meisters Hand hat das bewirkt. Eines Meisters Hand hat das Grabmal aus schwarzem belgischen Marmor geschaffen, das in seiner Harmonie und im Verlebendigen jenes Ansehens die steingewordene Antwort ihres Lebens ist. Die Tumba des Grabmals hat, vielgewandert und einmal leichtfertig zerstückelt, jetzt ihren Platz im südlichen Querschiff der Mayschosser Kirche. Das Grabdenkmal hat die Maße von 1,16 m Höhe, 1,26 m Breite und 2,45 m Länge, geschliffene Seitenwände, Profile und Gesimse von ausladender Profilierung. Das Schimmern und Glänzen des schwarzen Steines wechselt von Schritt zu Schritt, schimmernd und glänzend tritt die Schönheit dieser Frau auf den Deckplatten im Relief auf. Die Gestalt ruht auf einem mit Quasten verzierten, weichen Kissen. Das Gesicht ist von offenem Haar schmeichelnd umwellt, sie trägt einen Hermelinmantel, um den Hals eine doppelte Kette, am Mieder eine Schleife wie um den Gürtel, und Schleifen reihen sich nun hinab am Kleid bis zum Saum. Die Hände ruhen übereinander, die Gestalt setzt die Füße auf einen Jagdhund, das Wappentier der Treue.
Still ruhende Schönheit einer königlichen Frau
Foto: Jakob und Helena Steinborn
Die Fußseite der Tumba ist reichgeschmückt, von schwellender, ausladender Profilierung des Hauptreliefs. Zwei Putten halten den Saffenburgischen Wappenstein — jenes Wappen, das auf kirchlichen Gegenständen wiederkehrt, die offensichtlich früher auf der Burg in der Kapelle gewesen sind. Das auf der Spitze stehende quadratierte Wappen hat einen Löwen und die gräfliche Krone darüber. Ebenso reich an Voluten ist das Kopfstück der Tumba. Im ornamentierten Feld ist die Inschrift eingegraben: ILLUSTRIS-SIMUS DOMINUS D. ERNESTUS COMES MARCKHIAE ET SCHLEIDAE BARO IN LUMAY . . ., die diese hohe, liebenswerte Frau verherrlicht: „Der erlauchte Herr, Herr Graf Ernst von der Marck und Schleiden, Baron von Lumay und Sereni, Herr in Kerpen und Saffenburg etc., Erbvogt der Grafschaft etc., hat der erlauchten Herrin, der Gräfin Katharina von der Marck, seiner geliebtesten und treuesten Gemahlin, die ebenso sehr durch den Glanz ihrer Tugend wie durch ihre Lieblichkeit ausgezeichnet, einst am 30. Oktober 1645 zur größten Trauer aller gestorben ist, dieses Denkmal errichten und vollenden lassen im Jahre des Heiles 1646.“
Das Hochrelief der Tumba ist, wir sagten es schon, künstlerisch dieser Liebe ebenbürtig — steingewordene Verehrung einer hohen, liebenswerten, viel verehrten Frau.
H. L