F. W. Raiffeisen heiratete eine Apothekerstochter aus Remagen
VON JOSEF HOSS
„Wohin man im Kreis Ahrweiler auch kommt, in allen seinen Teilen begegnet man „Raiffeisen“. Überall entdeckt man den Schriftzug, der davon berichtet, daß eine Raiffeisengenossenschaft tätig ist, oder man erblickt das Giebelkreuzzeichen – das Symbol der genossenschaftlichen Selbsthilfe.
Überall sind Mitbürger am Werk, um den Gedanken der Selbsthilfe in der Genossenschaft zu verwirklichen.“
So berichtete das Heimatjahrbuch 1967 und erwähnte, daß die ersten genossenschaftlichen Zusammenschlüsse, die Friedrich Wilhelm Raiffeisens Gedanken im Ahrkreis in die Tat umsetzten, vor über 100 Jahren entstanden sind. Auch in unserem Kreis sah die Bevölkerung in der genossenschaftlichen Selbsthilfe ein vorzügliches Mittel, wirtschaftlichen Schwierigkeiten und Mißständen zu begegnen und viele Existenzen vor dem Ruin zu bewahren.
Über Raiffeisens Wirken als Bürgermeister und später als Gründer, Organisator und Betreuer seiner Genossenschaften ist oft berichtet worden. Was aber weniger bekannt zu sein scheint, ist die Tatsache, daß Raiffeisen auch in seinem privaten Leben in besonderer Weise dem Kreis Ahrweiler verbunden ist: Am 23. September 1845 heiratete er in Remagen die Apothekerstochter Emilie Storck.
In einem Freundeskreis „Euterpia“ (Euterpe ist die Muse der Freude und des Musizierens) machte Raiffeisen 1843 in Winningen an der Mosel, dem beliebtesten Treffpunkt der Kuterpier, die Bekanntschaft der 17jährigen Emilie, die von Remagen nach Winningen gekommen war, um dort die Hauswirtschaft zu erlernen. Emilies Vater war der Apotheker Georg Christian Storck in Remagen.
1845 fuhr Raiffeisen nach Remagen, um beim Apotheker Storck um die Hand seiner Tochter anzuhalten. Anfang Juni 1845 war Verlobung, und an Emilies 19. Geburtstag, dem 23. September 1845, fand die Hochzeit in Remagen statt. Die „Euterpier“ waren dabei, denn diesem Jugendbund hatte Raiffeisen es zu verdanken, daß er seine Frau fand. Mit Emilie verlebte er 18 Jahre. Von sieben Kindern starben drei bereits im frühesten Alter.
Erst 37 Jahre alt starb Emilie Raiffeisen am 28. Juli 1863 an einem Herzleiden. Zu dieser Zeit war Raiffeisen Bürgermeister in Neuwied-Heddesdorf. Zwei Jahre später mußte er im Alter von 47 Jahren, krank und halb erblindet, sein Amt aufgeben. Nach seiner Pensionierung widmete sich Raiffeisen noch entschlossener seiner Genossenschaftsarbeit. Von ihm selbst wurde unter anderem eine Kreditgenossenschaft im Kreis Ahrweiler verwaltet: die Raiffeisenbank Antweiler, die 1866 gegründet wurde und inzwischen mit der Volksbank Bad Neuenahr-Ahrweiler fusionierte.
Quelle:
Franz Baumann „Ein Mann bezwingt die Not“, Verlag Raiffeisendruckerei Neuwied.