Es begann vor 100 Jahren . . .
öffentliche Stromversorgung im Kreis Ahrweiler
Wir leben heute im Zeitalter der Elektrizität. Im Haushalt, in der Landwirtschaft, im Gewerbe und in der Industrie: In allen Lebensbereichen ist der elektrische Strom zum vielseitigen und unentbehrlichen Helfer der Menschen geworden.
Zu Anfang war sicher die Beleuchtung die wichtigste Aufgabe der Elektrizität. Doch schon bald gewann der Elektromotor an Bedeutung und ersetzte die durch Dampfmaschinen angetriebenen Transmissionen.
Dazu kam dann noch die Elektro-Wärmeerzeugung mit ihren ungezählten Anwendungsmöglichkeiten.
Diese Entwicklung begann vor etwa 100 Jahren, als Werner von Siemens die erste, sich selbst erregende Maschine zur Erzeugung von elektrischem Strom erfand. Dieser erste Generator, der Erfinder nannte ihn „Dynamo“, hatte eine Leistung von 0,03 Kilowatt. (Heute werden Turbogeneratoren von 600000 Kilowatt und mehr gebaut.) Werner von Siemens ahnte die Bedeutung seiner Erfindung; in einem Brief an seinen Bruder schrieb er damals: „Die Sache ist sehr ausbildungsfähig und kann eine neue Aera des Elektromagnetismus anbahnen.“
RWE-Beratungsstelle Ahrweiler, Am Markt 8
Die serienmäßige Herstellung von Glühlampen, die Entwicklung des Drehstrommotors und der Nachweis, daß die Übertragung von elektrischer Energie auch über große Entfernungen möglich ist, waren weitere Schritte in das neue Zeitalter. Die erste Drehstromfernleitung wurde 1891 von Oskar von Miller, dem Gründer des Deutschen Museums in München, anläßlich der Elektrotechnischen Ausstellung in Frankfurt am Main erbaut. Die Fernleitung hatte eine Länge von etwa 180 Kilometer und führte von Lauffen am Neckar nach Frankfurt. Damit waren die notwendigen Voraussetzungen für die Stromversorgung auch größerer Gebiete gegeben.
Die Anfänge der Stromversorgung im Kreis Ahrweiler
Bereits im vorigen Jahrhundert begann die Stromversorgung im Kreise Ahrweiler. Im Jahre 1898, dem Gründungsjahr der Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk AG in Essen, wurde von der Gemeinde Bad Neuenahr und dem Unternehmer Carl Francke aus Bremen eine Aktiengesellschaft gegründet, die am 29. April 1899 die Stromversorgung in der Gemeinde aufnahm. Damals kostete eine Kilowattstunde für Beleuchtungszwecke etwa 55 Pfennige.
Die Entwicklung im Norden
In den gleichen Jähren wurde in Brühl auf dem Gelände der Braunkohlengrube Berggeist ein Kraftwerk erbaut und die Elektrizitätswerk Berggeist AG mit dem Sitz in Brühl gegründet. Das Versorgungsgebiet umfaßte zunächst etwa 20 umliegende Gemeinden, es erweiterte sich jedoch ständig. Seit dem Jahre 1909 gehört das Elektrizitätswerk Berggeist zur Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk AG und ist heute eine der bedeutendsten RWE-Betriebsverwaltungen.
Ein Blick nach Süden
Südlich des Kreises Ahrweiler begann die Stromversorgung 1911 mit der Errichtung eines kleinen Elektrizitätswerkes mit dem romantischen Namen Rauschermühle. Dieses Kraftwerk nutzte, das Wasser des Nette-Baches zur Lichtstromerzeugung für die umliegenden Orte Kruft, Plaidt, Saffig, Miesenheim und andere. Diese Anlage wurde später als Wasser- und Dampfkraftwerk immer weiter ausgebaut. Im Jahre 1926 wurden die Versorgungsnetze der Rauschermühle AG Bestandteile des großen RWE-Verbundnetzes.
Der ganze Kreis wird mit Strom versorgt
Nachdem in Bad Neuenahr schon 1899 die öffentliche Stromversorgung aufgenommen worden war, dauerte es noch fast 15 Jahre, bis auch das übrige Gebiet des Kreises Ahrweiler durch Verträge mit der RWE-Betriebsverwaltung Berggeist in Brühl diesen Schritt in das neue Zeitalter wagte.
Die ersten Verträge wurden 1912 mit den Bürgermeistereien Gelsdorf und Ringen abgeschlossen. Entscheidend war jedoch der Vertragsabschluß mit dem Kreise Ahrweiler im Februar 1913, der für das RWE die Verpflichtung enthielt, bis 1914 die Elektrizitätsversorgung in den Gemeinden aufzunehmen.
Die Zusammenarbeit des Kreises mit dem RWE bewährte sich sehr gut. Aus diesem Grund hat man die Stromlieferungsverträge schon mehrfach verlängert.
Die Verträge mit den Gemeinden der Bürgermeistereien Königsfeld, Niederbreisig und Sinzig Stadt und Land sind 1926 von der RWE-Betriebsverwaltung Rauschermühle übernommen worden.
Die Gemeinde Bad Neuenahr, zunächst von dem eigenen Elektrizitätswerk Neuenahr AG mit Strom versorgt, verkaufte 1934 ihre Aktien an das RWE und schloß, ebenso wie vorher schon die anderen Gemeinden des Kreises Ahrweiler, einen Stromlieferungsvertrag mit der RWE-Betriebsverwaltung Berggeist ab. Seitdem liegt die Verantwortung für die sichere und zuverlässige Stromversorgung des ganzen Kreises beim größten Elektrizitätsversorgungsunternehmen der Bundesrepublik Deutschland, dem RWE.