Erinnerungen an Rektor Christoph Strauck – erzählt von einem Schüler
Erinnerungen an Rektor Christoph Strauck
– erzählt von einem Schüler
Josef Müller
Eine der markantesten Persönlichkeiten im ehemaligen Stadtgebiet von Ahrweiler war der Leiter der kath. Volksschule Rektor Christoph Strauck, der 45 Jahre Lehrer und Erzieher war, davon allein 41 Jahre in Ahrweiler.
Er wurde geboren 1867 in Mötsch bei Bitburg und trat 1885 nach Besuch der Volksschule in das Lehrerseminar in Prüm ein, wo er 1888 die „Prüfung zur provisorischen Verwaltung eines Elementarschulamtes“ ablegte. Nach seiner Lehrtätigkeit in Miesenheim und Rübenach kam er 1890 nach Ahrweiler. Am 1. 2.1899 wurde er nach der 2. Lehrerprüfung zum Hauptlehrer ernannt. Die Ernennung zum Rektor der Volksschule Ahrweiler erfolgte 1912. Bis Ende September 1931 bekleidete er dieses Amt.
Strauck war ein vorbildlicher Lehrer und Erzieher, von dem auch heute noch seine ehemaligen Schüler und viele ältere Mitbürger mit Hochachtung sprechen. Sein Leben wurde geprägt von den Grundsätzen Disziplin, Gewissenhaftigkeit, Zielstrebigkeit und tiefer Religiosität.Auch von seinen Schülern verlangte er Zucht, Ordnung und ordentliches Arbeiten.
Rektor Strauck bildete sich persönlich weiter zum Turnlehrer und zum Kreisjugendpfleger. Ein besonderes Anliegen war ihm dabei der Ausbau der Turn- und Sportvereine im Landkreise. Seine Besuche bei den einzelnen Vereinen wurden mit dem Fahrrad zurückgelegt. Sein Engagement für das Deutsche Jugendherbergswerk wurde mit der Treuenadel anerkannt. 1953 wurde die neue Jugendherberge in der Peter-Friedhofen-Straße nach ihm benannt.
In all seiner Arbeit stand dem Rektor seine Frau Maria Strauck und in der Schule die Konrektorin Frau Katharina Staub zur Seite. Soweit die nüchternen Daten. Und nun schauen wir im einzelnen Leben und Arbeit dieses Pädagogen an:
Deutsch: Außer Rechnen und Raumlehre war dies sein Hauptfach. Strauck legte größten Wert auf den Aufsatzunterricht, die Lesepflege und Sprecherziehung und vor allem die Rechtschreibung. Er sah dieses Fach als sehr wichtig an, weil er vielen gutbegabten Schülern den Weg in die Verwaltungsstellen der Stadt und des Kreises ebnen wollte. Diese seine Bemühungen fanden bei ihm einen vollen Erfolg.
Raumlehre: Hier ging es um die Berechnung von Flächen und Körperinhalten. Ab und zu -besonders vor den Zeugnissen – prüfte er seine Schüler, wieweit der behandelte Stoff auch »saß«. Der Prüfling mußte vor der Klasse einen Körper nach Grundfläche, Oberfläche und Rauminhalt beschreiben. Das war sicher nicht leicht und eine erhebliche sprecherzieherische Leistung. Dann hatte der Prüfling an der Schultafel laut alles auszurechnen. Jeder, der die Raumlehre so beherrschte, war fähig für gewisse Handwerksberufe.
Rechnen: Jede Stunde begann mit den mündlichen Übungen. Seine liebste Aufgabe lautete etwa so: »Die Zahlen, die ich nenne, werden 4-mal, 7mal, 2mal usw. genommen.« Dieses geistige Training – jeden Tag geübt – machte den Schülern viel Spaß. Der Rechenstorf des 7. und 8. Schuljahres erstreckte sich auf die Berechnung von Jahreszinsen, Monats- und Tageszinsen, von Zeit und Kapital. Die Besten bei diesen Berechnungen waren fähig, eine Lehre bei der Kreissparkasse oder einer Bank anzutreten. Als überzeugter Christ war Rektor Strauck in jeder Schulmesse in der Kirche anwesend. Besonders liebte er in derAdventszeit den Besuch des Rorate-Amtes. fast immer war die ganze Klasse dabei. Bei Prozessionen fehlte der Rektor nie.
Rektor Christoph Strauck
Christoph Strauck war ein großer Förderer des Aloisius-Brauchtums. Erorganisierte immer dieses große Schulfest und »übte« selbst mit den Jungen. Sehr aktiv war der Rektor bei der Organisation des alljährlichen Martinsfestes. Seit 1922 leitete er in dem neu gebildeten Martinsausschuß die Vorbereitungen zum Martinszug und die Gestaltung des Martinsabends. Er ging am Martinstag nachmittags auf die vier Berghöhen, führte Aufsicht aus und gab Anweisungen.
Es sei daran erinnert, daß die Junggesellenvereine in der 20er und 30er Jahren noch nicht so mithalfen beim Aufbau der Feuer wie das heute der Fall ist.
Rektor Strauck war eine starke Persönlichkeit. Jeder Zoll an ihm war ein Lehrer und Erzieher. Er war immer glaubwürdig. Er scheute keine Wege und Mühen, um seinen Schülern eine Lehrstelle zu besorgen. Die Ämter und Verwaltungsdienststellen vertrauten ihm und nahmen in der Regel den vom Rektor vorgeschlagenen Schüler als »Lehrling« – heute Azubi – an.
So war Rektor Strauck ein Schulmeister der »alten Schule«. Er war streng, aber bis aufs äußerste gerecht. Seine Strenge war immer Teil echter Güte, und deshalb lebt er in der Erinnerung der Bürgerschaft von Ahrweiler weiter.
Ich mache mich nun zum Sprecher der ehemaligen Schüler und vieler älterer Mitbürger von Ahrweiler, um ihm posthum ein Dankeswort zu widmen:
Danke für die zielstrebige Erziehungs- und Bildungsarbeit an der Jugend von Ahrweiler. Danke dafür, daß er alles tat, um die Schüler für das Leben vorzubereiten und ihnen in der Berufsfindung zu helfen.
Danke für das zündende Beispiel, daserseinen Schülern gerade auch im Fach Religion gab. Danke auch letztlich für sein immer großes Engagement um die Erhaltung des heimatlichen Brauchtums, insbesondere des Martinsfestes, des Schulsportfestes und vor allem der Verehrung des hl. Aloisius, des Schutzpatrons der Ahrweiler Jugend.