Eine Oase der Ruhe und Beschaulichkeit. Der Pfarrgarten in Wehr
Der barocke Pfarrgarten
Der Pfarrgarten in Wehr ist etwa 3000 qm groß (58 x 51 m). Er wird an drei Seiten von einer 3 m hohen Mauer aus Wehrer Tuffstein eingefriedet und im Südosten von der ‚Kirchstraße’ und im Südwesten von der Straße ‚Im Wingert’ begrenzt. Die Anlage ist der südwestlichste Teil der ehemaligen Prämonstratenserpropstei Wehr, bestehend aus der dem heiligen Potentinus geweihten Kirche, dem Propsteigebäude (Pfarrhaus), der Kellerei und eben diesem Garten. Darin herrscht ein für Wehrer Verhältnisse mildes Klima. Zudem ist der Boden der Gartenanlage besonders fruchtbar.
Die barocke Anlage des Propsteigartens mit der Aufteilung in vier Beete diente als Nutz-, Wandel- und Lustgarten. In der Ummauerung befanden sich außerdem Nischen für Bienenstöcke. Nicht zuletzt wegen des milden Gartenklimas wurden Mönche aus dem 520 m hoch gelegenen Steinfeld in das gut 200 m tiefer gelegene Wehr zur Genesung und Erholung geschickt.
Im Zuge der Säkularisation wurde die Steinfeldsche Propstei während der französischen Zeit aufgehoben und versteigert. Später gelangte das gesamte Areal um 1830 in den Besitz der Pfarrgemeinde Wehr.
Bis etwa 1970 wurde der Garten von Wehrer Pastören genutzt und gepflegt. An schönen Tagen konnte man dort den Herrn Pastor brevierbetend im Garten umhergehen sehen. In den letzten drei Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts, als die Kosten für die Pflege und den Erhalt des Pfarrgartens nicht mehr aufgebracht werden konnten und Wehr einer Seelsorgeeinheit mit Pastorensitz in Niederzissen zugeordnet wurde, verwilderte und verfiel die Anlage immer mehr. Zuletzt war der Pfarrgarten nur noch unansehnlich.
Zustand des Wehrer Pfarrgartens im Jahre 2003: Vor der Neugestaltung war das Gelände verwildert.
Brauchtums- und Verschönerungsverein
Im März 1999 wurde der Brauchtums- und Verschönerungsverein Wehr e.V. gegründet, der mittlerweile (Juli 2006) 180 Mitglieder zählt. Dieser Verein spielte von Anfang an mit dem Gedanken, die barocke Anlage wieder so herzurichten, wie sie in ihrer Blütezeit gewesen war. Nach vielen Gesprächen und Überlegungen wurde im September 2002 eine Vereinbarung, die zunächst 15 Jahre gilt, zwischen dem Eigentümer des Grundstücks, der kath. Kirchengemeinde St. Potentinus Wehr, und dem Brauchtums- und Verschönerungsverein Wehr e.V., unterschrieben. Dem BVV wurde gestattet, das Areal neu zu gestalten.
Der Wehrer Pfarrgarten lädt nach seiner Neugestaltung zum Verweilen ein, Zustand 2006.
Die Mitglieder der Wehrer ArbeitsgruppeÜ60 im Pfarrgarten, dessen Neugestaltung ihnen zu verdanken ist.
Der Verein verpflichtet sich ebenfalls zur späteren Pflege. Die Neugestaltung begann im Februar 2003 und endete im August 2005 mit einem Pfarrgartenfest.
Durchgeführte Arbeiten
Während der dreijährigen Bauzeit arbeitete die Arbeitsgruppe Ü60 („Über 60-Jährige“) von März bis Oktober jeden Donnerstag zusammen mit gelegentlichen Helfern. Sie setzte dabei einen Plan um, den Angelika Petrat, 2003 noch bei der VG Brohltal für die Dorferneuerung zuständig, gezeichnet hatte.
Ausgeführt wurden auf dem Gelände folgende Maßnahmen: Es wurden Wildwuchs und Unrat beseitigt, Bäume gefällt und entsorgt. Für Wege und Plätze (ca. 480 qm) wurde ca. 150 cbm Erdreich ausgehoben und wieder mit Lava verfüllt. Die Eingangstorpfeiler wurden neu gemauert und ein neues Eisentor geschmiedet und eingesetzt.
Rund 1770 qm Rasenflächen wurden umgepflügt, aufbereitet, neu eingesät und mit Blumenrondellen (50 qm) verschönert. In die Randbereiche (200 qm) der Südost- und der Nordwestmauer pflanzte die Arbeitsgruppe Blühpflanzen und an der Südwestmauer, die marode war und saniert wurde, entstand eine Spalierobstanlage.
Zwei Ruhebänke wurden integriert. Im Nordostbereich wurde ein Weinberg (240 qm) mit 90 Rebstöcken der Sorte „Regent“ (rot), ein Blumen- und Bauerngarten (200 qm) angelegt, der immer wieder neu gestaltet werden soll. Außerdem entstand ein Grillplatz (60 qm) mit einer Sitzgruppe. An den Wegeenden wurden insgesamt acht Kugelahornbäume gesetzt.
Die Mitglieder der Arbeitsgruppe „Ü60“ haben dafür über 2700 Stunden unentgeltlich gearbeitet. Dem Verein sind Kosten von 11.500,–Euro entstanden, die zum Teil aus Zuschüssen und Spenden abgedeckt worden sind. Der überwiegend aus barocken Elementen bestehende Pfarrgarten ist seit 2005 immer zugänglich. Er bietet Besuchern in den Sommermonaten eine Vielzahl an Blumen und Sträuchern mit unzähligen Blüten. Von den Bänken hat man sehr schöne Ausblicke auf den südlichen Teil des Wehrer Kessels mit den umliegenden Bergen, den um das Jahr 1230 erbauten Kirchturm und das zwischen 1725 und 1730 erbaute imposante Pfarrhaus (Propsteigebäude). Schatten spendende Weiden an der Südwestmauer vervollständigen die Anlage und machen sie zu einer Oase der Ruhe und der Beschaulichkeit.