Eine neue Zukunft als Gesundheits- und Fitneßregion
Eine neue Zukunft als Gesundheitsund Fitneßregion
Hubertus Kischkewitz
Fünf Jahre – sie können enorm lang scheinen, aber auch rasend und viel zu schnell dahinfliegen. Was die nächsten fünf Jahre bringen, daß weiß Maternus Fiedler natürlich nicht. Wohl aber, was sie bringen sollen. Denn Fiedler, der im Auftrag des Touristik-Service Ahr, Rhein, Eifel (TOUR) die „Gesundheits- und Fitneßregion Kreis Ahrweiler“ koordinieren wird, will in dieser Zeit laut eigener Aussage das Projekt zum Selbstläufer machen. Spätestens im Jahre 2000 soll jeder das neue Profil erkennen, das die Region an der Ahr von anderen unterscheidet. Und zwar so deutlich, daß der hervorragende Wirtschaftsstandort Kreis Ahrweiler, der wesentlich vom Fremdenverkehr, der Kur- und Freizeitwirtschaft geprägt ist, noch sichererwird. Trotz Bonn/Berlin.
Die Gesundheits- und Fitneßregion – auch nach langer Diskussion ist diese Begriffskombination immer noch ein Arbeitstitel jener Idee, für die der Bundestagsabgeordnete Dr. Dieter Thomae landauf, landab warb, wie kaum ein anderer. Die Region soll gesunder Lebens- und Arbeitsraum sein für ihre Bewohner und Gäste. Für die Kranken, die sich hier Heilung versprechen, aber auch für die gesunden Menschen, die sich hier fit machen und halten wollen. So gilt beispielsweise den präventiven medizinischen Methoden künftig besonderes Augenmerk. Sie sollen das vorhandene Angebotergänzen. Denn auf diesem Sektor, so wissen alle Fachleute, geschieht bundes- und europaweit noch immer zu wenig. Sport spielt in der neuen Philosophie natürlich eine große Rolle, aber auch alle jene Angebote, die das psychische Wohlbefinden des Menschen steigern. Genießen ist angesagt, viel Lebensfreude. Dazu können auch ein gutes Konzert, die hervorragende Küche und derWein der Region beitragen. Denn der Mensch wird ganzheitlich betrachtet. Um ihn an der Ahr künftig rundum zufriedenstellen zu können, müssen möglichst viele der infrastrukturellen Investitionen in den gesteckten Rahmen passen.
Zweifellos keine leichte Aufgabe. Das weiß auch der Koordinator. Doch was Fiedler zuversichtlich stimmen kann, sind nicht zuletzt die guten Voraussetzungen. Etwa die wunderbare Landschaft, die auf engstem Raum so nachdrücklich ihr Gesicht verändert. Oder die zahlreichen Heil- und Mineralquellen der Gegend. Und natürlich die Wälder, die zu mehr als 50 Prozent die Kreisfläche begrünen.
„Landschaft pur“ in der Gesundheitsregion: Ahrberge bei Altenahr, 1994.
Eine bedeutende Rolle weist Fiedler’s Strategiepapier auch dem gesunden Branchenmix in Dienstleistung, Handel, Handwerk, Gewerbe und Industrie zu. Und schließlich natürlich den drei Kurorten Bad Neuenahr, Bad Breisig und Bad Bodendorf.
Auf diesen Grundlagen aufbauend läßt sich zweifellos den aktuellen Trends des Marktes und Wettbewerbes Rechnung tragen. Doch Chancen hat das Projekt nur dann, wenn es von möglichst vielen AW-Bürgern getragen wird. Denn nur eine tiefgreifende und breitangelegte Strukturreform schafft die entscheidenden Weichenstellungen für die gewollte „runde Sache“. Alles muß stimmen. So spielt der Wunsch nach einer intakten Natur bei potentiellen Gästen der Region mehr denn je eine Rolle. Das Naturerleben beschränkt sich dabei nicht nur auf das Sichtbare. So muß sich beispielsweise die Landwirtschaft einbinden. Etwas über den ökologischen Anbau von heimischen Produkten, die über neu aufgebaute Vertriebswege vermarktet werden können.
Letzteres verlangt natürlich, daß sich Hotellerie und Gastronomie vor Ort nicht verschließen und ihre Speisekarten von möglichst viel Exotischem befreien. Alles andere wäre unglaubwürdig. Und nichts würde dem Projekt mehr schaden, als der Verdacht, die Gesundheits- und Fitneßregion sei nur ein neuer Werbegag, um auf Gästefang zu gehen.
Das Vertrauen spielt übrigens auch im „internen Umgang“ für Fiedler eine entscheidende Rolle. „Innen muß das gehalten werden, was nach außen versprochen wird“, läßt er keinen Zweifel aufkommen. Wieder fällt das Wort vom vielzitierten Wir-Gefühl, das in der Region seiner Meinung nach herausgebildetwerden muß. Zum „Missionar“ will er werden, um alle relevanten Gruppen zu aktivieren: die Einwohner, politische Entscheidungsträger, kommunale Gebietskörperschaften, Tourismus, Kurwesen, Handel, Handwerk, Landwirtschaft, die künftige Fachhochschule.
Wie gesagt, fünf Jahre gibt er sich selbst. Fünf Jahre, in denen nicht nur alle an einem Strang ziehen, sondern zu Eigeninitiative und realem Mitwirken motiviert werden. Das, und da hat er zweifellos recht, entscheidet über den Erfolg oder Mißerfolg des Projektes Gesundheits- und Fitßneßregion Ahrweiler.