Ein Mann für alle kulturellen Fälle – Zum Tode von Harry Lerch, Journalist und Mitarbeiter des Heimatjahrbuches
Ein Mann für alle kulturellen Fälle
Zum Tode von Harry Lerch, Journalist und Mitarbeiter des Heimatjahrbuchs
Wolfgang Pechtold
»Bild und Gestalt – Drei Künstler des Kreises Ahrweiler« lautete der Titel des Beitrages, in dem das Schaffen von Erna Jennes-Deisel, Manns Matschulla und Hermann Schmitzbonn gewürdigt wurde. Autor war ein gewisser Harry Lerch. Es war – im Jahre 1954 – sein Erstlingswerk für das Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler, der erste von mehr als drei Dutzend Beiträgen. Die Arbeit zum Jubiläum von St. Willibrord in Bad Neuenahr, im Jahrbuch 1991 unter der Überschrift „Tausend Jahre – wie ein Tag der Ewigkeit« abgedruckt, wurde zu seiner letzten: Am 7. September 1991 nahm der Tod dem 77jährigen die Feder aus der Hand.
Es war nicht zu überhören: Harry Lerch kam aus Sachsen. In Chemnitz geboren, studierte er in Dresden und Leipzig Kunstgeschichte, entschied sich dann aber für den Journalistenberuf und wurde Zeitungsmann mit Herz und Seele. Die „Leipziger Neue Nachrichten« waren die erste Stätte der Bewährung.
Harry Lerch: Kunstbetrachter. Kunstfreund und Kunstkritiker
Nach dem Kriege verschlug es ihn nach Koblenz. Bei der Rhein-Zeitung zählte er zu den Männern der ersten Stunde, leitete zunächst ihr Feuilleton-Ressort, übernahm dann Vertretungsaufgaben in den Lokalredaktionen, war schließlich von 1952 an maßgeblich am Aufbau der Lokalredaktion Bad Neuenahr beteiligt, die er bis 1970 führte. Danach durfte er sich wieder ganz dem Themenbereich widmen, der ihm am meisten am Herzen lag: Von der Ahr aus betreute er das lokale RZ-Feuilleton »nördlich der Mosel«. Auch nach der Pensionierung blieb er der Mann für alle kulturellen Fälle – auch und gerade im Kreis Ahrweiler.
Den kannte er, der »Zugereiste«, mit Sicherheit weit besser als viele Mitbürger, die hierzulande geboren und aufgewachsen sind. Sein Wissensschatz war so groß wie sein Wissensdurst, sein Fleiß so sprichwörtlich wie seine journalistische Neugier – Tugenden, die er sich bis zuletzt bewahrte. Das setzte ihn in die Lage, den Themenkreis seiner Arbeiten weit zu ziehen, auch im Heimatjahrbuch. Natürlich stand die Kultur in allen Spielarten, standen Kunst und Künstler im Mittelpunkt. Aber ein Harry Lerch interessierte sich auch für aktuelle Themen vom Wein bis zum Rennsport und schrieb darüber, unverwechselbar in Stil und Auffassung. Seine ständige Mitarbeit im Redaktionsausschuß war selbstverständlich und unverzichtbar. Und er war der kompetente Autor für den umfassenden Beitrag über die Kunstdenkmäler, als der Kreis im Jahre 1968 seine Heimatchronik herausgab. Den Dank dafür, daß Harry Lerch das kulturelle Geschehen von Rhein, Ahr und Eifel über Jahrzehnte hinweg kritisch, aber stets auch wegweisend begleitete, den Dank für seine kompetenten Rezensionen aus Konzertsaal, Theater, Museen und Ausstellungen, für die Beiträge zu den Heimatjahrbüchern und der Heimatchronik, nicht zuletzt auch für seinen Einsatz zugunsten kultureller Institutionen wie die Are-Künstlergilde, deren Ehrenmitglied er war, für den Bahnhof Rolandseck oder die ehemalige Synagoge Ahrweiler stattete der Landkreis 1988 ab, als er ihm seine Ehrenplakette verlieh.
Der Kreis, der Redaktionsausschuß und die Leser des Heimatjahrbuchs schulden ihm mehr: ein ehrendes Gedächtnis.