Ein Dichter in Bad Breisig
Max Barthel zum Gedächtnis
Walther Ottendorff-Simrock
Der in die Landschaft des Mittelrheins gebettete Kurort Bad Breisig blickt auf eine reiche Geschichte zurück. Der hier in den Rhein mündende Vinxtbach bildete einst die Grenze zwischen Ober- und Niedergermanien. Die römischen Bewacher dieser Grenze badeten bereits in den warmen Quellen von „Brisiacum“. Von der Vergangenheit des Ortes, der als Mittelpunkt des „Breisiger Ländchen“ neunhundert Jahre dem Stift Essen untenan war, erzählen die Burg Rheineck, romanische und barocke Kirchen, der „Templerhof“ und der „Zollhof“, das „Schultheißenhaus“ und malerische Fachwerkbauten. Der Entwicklung zum Heilbad, die 1900 mit der Erbohrung des „Geyr-Sprudels“ einsetzte, folgten bis in die Gegenwart hinein weitere wertvolle Quellenfunde, die den guten Ruf von Bad Breisig untermauern.
v. l. Matthias Heuft, Beigeordneter, Ehepaar Barthel, Verkehrsamtsleiter Josef Klerings
Foto: Döhrn
In Bad Breisig lebte in einem kleinen Haus auf dem Elzenberg viele Jahre der Dichter Max Barthel. Sein Name wird in der deutschen Literaturgeschichte zusammen mit zwei anderen genannt: Heinrich Lersch und Karl Bröger. Die Drei repräsentieren den Begriff „Arbeiterdichtung“. Als Handwerksburschen wanderten sie in jungen Jahren durch Europa und sangen die Lieder der Arbeit an Schraubstock, Dampfkessel und Hobelbank. Bröger und Lersch weilen schon lange nicht mehr unter den Lebenden. „Kein Bedarf an Weltgeschichte“ lautet der Titel eines der Bücher von Max Barthel. Er hatte sich den friedlichen Lebensabend auf dem Elzenberg, wo er auch noch Muße zu schriftstellerischem Schaffen fand, wohl verdient. Im April 1975 gab die Stadt Bad Breisig „ihrem“ Dichter noch einen Festabend. Im Juni schloß der Achtzigjährige für immer die Augen. Auf dem Waldfriedhof von Bad Breisig fand er seine letzte Ruhestätte. „Irgendwo traf man ihn einmal in einer der vielen Altbreisiger Gaststätten, bei einem geruhigen Schoppen. Noch immer leuchteten und lachten seine fröhlichen Augen, wenn er in guter Stimmung aus seinem Leben erzählte, das ihm doch so geringe irdische Güter beschert hatte. Aber dann lachte er nur und meinte, so sei es den Dichtern immer ergangen, wenn sie etwas getaugt hätten“. Dieses kleine Porträt zeichnete Jürgen Hahn-Butry von seinem Freunde Max Barthel.
Von der Verbundenheit des Dichters mit Bad Breisig und der ihm zur zweiten Heimat gewordenen Rheinlandschaft sprechen die Verse, die er anläßlich der Verleihung des Titels „Bad“ an die Gemeinde Breisig für die Festschrift zur Verfügung stellte:
Kommst von den eisigen Gletschern, freust dich am blühenden Tal, glühst in der goldenen Sonne, schimmerst im Mondenstrahl. Quellen und Wellen, sie tanzen, singen vom Vater, dem Rhein, so wie die Quellen, die Wellen, wollen wir Kinder ihm sein …