Ein Bollwerk der Nächstenliebe
100 Jahre St.-Anna-Kloster Remagen
VON HERMANN COMES
Der Jubiläumsgottesdienst in der Klosterkirche St. Anna, den Weihbischof C. Schmidt in Konzelebration feierte, leitete den Ehrentag des 100jährigen Bestehens mit einem Jubelakkord ein. In seiner Festpredigt nannte er das Jubiläum einen Beweis dafür, daß es auch heute noch Menschen gebe, die bereit seien, Liebe und Güte zu üben. Der teilnahmsvolle Blick auf die Nöte der Menschen sei Sinn und Größe dieses Hauses. Die seit kurzer Zeit eingerichtete Pflegevorschule sei eine Antwort auf ein dringendes Bedürfnis unserer Zeit. Der moderne Mensch beurteile die Mitmenschen danach, wie sie zueinander seien und was sie ausstrahlen. So ist am Fest des 100jährigen Bestehens dieses Klosters aller Grund gegeben, den Schwestern von St. Anna herzlichst zu gratulieren. Im Namen des Diözesanbischofes sagte er ihnen Glückwunsch und Dank; denn dieses Haus habe ihm viel Sorge abgenommen. Er übermittelte auch die Glückwünsche des Caritasverbandes. Über allem aber sei Gott Dank gesagt, daß er Menschen dieses Werk schaffen ließ. Die Jubiläumstage nannte der Weihbischof einen feierlichen Akt der Liebe zu den Menschen. Der Schwestern- und Schülerinnenchor, der unter Leitung von Schwester Sigrid, Insel Nonnenwerth, den Gottesdienst mitgestaltete, gab auch dem anschließenden Festakt im großen Saal mit Chor- und Instrumentalvor-trägen von Bach, Mozart, W. Rein und Marx die festliche Note.
Der Rektor des Hauses, lic. theol. Willi Leitges, begrüßte im Namen der Schwestern von St. Anna und der Hausoberin, Mutter Geb-harda, die zahlreichen Ehrengäste, unter ihnen Weihbischof Schmidt, Bundesminister a. D. Würmeling, Amtsbürgermeister Büchler, Bürgermeister Kürten, Regierungsassessor Schneider als Vertreter des Landrats, Landtagsabgeordneten Dr. Grotmann, die Ärzte von „Maria Stern“, Oberstudiendirektor Kley, Pfarrer Hentze, die früheren Rektoren von St. Anna, die beiden Provinzialoberinnen, Mutter Gregoria, Nonnenwerth, und Mutter Petrissa, Lüdinghausen, Pater Thomas als Vertreter des erkrankten Guardians des Franziskanerklosters auf dem Apollinarisberg, Domkapitular Dechant Dr. Peters und Oberstudienrat Dr. Becker.
Der Regierungspräsident hatte schriftlich seine Glückwünsche übermittelt und Dank für die vielseitige soziale Arbeit gesagt, die das St.-Anna-Kloster in den vergangenen hundert Jahren im Dienst der Allgemeinheit geleistet habe.
Rektor Leitges stellte seine Festansprache unter das Wort des großen Franzosen Saint Exupery: „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche bleibt den Augen verborgen!“ St. Anna von heute nannte er die Verwirklichung der kühnen Idee von Mutter Angela, jungen Mädchen die Kenntnisse für eine sinnerfüllte Haushaltsführung zu vermitteln. Diese Idee sei zur Tat geworden, die Haushaltsschule sei die erste ihrer Art in Deutschland gewesen. Er zeichnete die Notzeiten auf, die dieses Haus in den Kriegsund Nachkriegszeiten zu durchstehen hatte. „Gott wird sorgen“ sei das Leitwort der Stifterin gewesen, es war auch der Grundton, den man beim Blättern in der alten Chronik auf fast jeder Seite angeschlagen finde. Was hundert Jahre erfolgreich währte, soll uns Mut machen, die Aufgaben der Gegenwart mit der gleichen Verantwortung anzugehen.
St. Anna-Kloster, Remagen
Foto: Stang
Die neue Pflegevorschule war ein tastender Versuch, junge Mädchen anzuleiten, ihre fraulichen Fähigkeiten auf den verschiedensten sozialen Betätigungsfeldern in den Dienst des hilfsbedürftigen Menschen zu stellen. Die Erlebnisse im Haus lassen hoffen, daß auch die heutige Jugend zum Dienst bereit sei. Es gehe nach einem Wort Papst Pauls VI. darum, die Kirche als Kirche der Liebe den Menschen neu zu schenken. Daß dies im Bereich des Möglichen gelinge, sei der Wunsch der Schwestern von St. Anna an ihrem Ehrentag.
Die Glückwünsche der Ehrengäste waren zugleich Worte herzlichen Dankes. Im Auftrag von Kardinal Frings sprach Oberstudienrat Dr. Becker die Glück- und Segenswünsche der benachbarten Erzdiözese Köln aus. Dechant Dr. Peters nannte St. Anna einen bedeutungsvollen Faktor für Remagen und wies besonders auf die Notwendigkeit des Altersheimes und des Kindergartens hin. Bürgermeister Kürten nannte St. Anna ein Bollwerk der Nächstenliebe für Remagen. Mit einem gemeinsam gesungenen Lied klang der Festakt aus — die nächsten hundert Jahre tatgewordener Nächstenliebe begannen.