Eifeler Urgestein Im Motorsport – Johannes Scheid
Heimat Kottenborn
Kottenborn, unweit des Nürburgring-Streckenabschnitts Schwedenkreuz gelegen, ist ein kleiner, verträumter Ort. Hier kennt jeder jeden, Nachbarschaft und Dorfgemeinschaft haben hier noch eine Bedeutung. Der wohl bekannteste Einwohner ist Johannes Scheid, am 18. August 1949 in Kottenborn geboren und noch heute hier beheimatet. Das technische Interesse des Sohnes wurde von den Eltern gefördert, der Beginn einer Lehre als Kfz-Mechaniker in Welcherath war die logische Konsequenz. Nun liegt auch Welcherath nicht weit vom Nürburgring entfernt, bereits der tägliche Arbeitsweg führte den Lehrling stets an der weltberühmten Rennstrecke vorbei. So wurden viele Mittagspausen dort verbracht, die Rennwagen und die Fahrkünste der Männer am Lenkrad bewundert, der Rennbazillus aufgesogen.
Rennbazillus
Der Wunsch nach Führerschein und eigenem Auto ging früh in Erfüllung, bereits mit 17 1/2 Jahren hatte er den Schein in der Tasche und einen NSU TT auf dem Hof. 1969 folgten erste Versuche im Rennsport, 1970 das erste Rennen auf dem Nürburgring. Die Motorsportkarriere dauerte zunächst bis 1985 und brachte neben vielen anderen Erfolgen 1980 und 1981 jeweils den Gesamtsieg in der Langstreckenmeisterschaft auf dem Nürburgring, der Rennserie, die Johannes Scheid 1976 mit ins Leben gerufen hat. Der Hausbau in Kottenborn, 1986 natürlich in Eigenleistung und selbstverständlich mit einer großzügig angelegten Garage gebaut, führte dazu, dass Johannes Scheid den Helm zunächst an den Nagel hing. In den Folgejahren betreute er BMW-Teams als technischer Berater, setzte auch eigene Fahrzeuge ein, bevor er 1991 rückfällig wurde. Am Steuer eines BMW M3 kehrte er auf die Nordschleife zurück, errang zahlreiche Klassensiege und wurde Sechster beim 24-Stunden Rennen auf dem Nürburgring. Drei weitere Meistertitel im Langstreckenpokal folgten, mit den Gesamtsiegen bei den 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring 1996 und 1997 krönte er seine motorsportliche Laufbahn. Mit seinen bislang fünf Meistertiteln ist Johannes Scheid der erfolgreichste Teilnehmer der BF-Goodrich-Langstreckenmeisterschaft. Fahrer, Teamchef, technischer Direktor, Konstrukteur und Mechaniker: Johannes Scheid ist alles in einer Person. Welche Aufgabe ihn am meisten reizt? „Alles, da ist einmal die Technik, das Fahren, insbesondere auf der Nordschleife, was immer eine Herausforderung ist, das ganze Flair braucht man eben, wenn man das mehr als 30 Jahre lang gemacht hat.“ All das passierte nur in der Freizeit, neben dem Beruf, in dem Johannes Scheid lange Jahre für den Maschinen- und Fuhrpark einer Baufirma verantwortlich war.
Ein gefragter Mann: Johannes Scheid im Interview mit Radio Nürburgring
Der Helm, für den es keinen Nagel gibt: Scheid wartet auf seinen Einsatz.
Zwischen den Rennen investiert der Kottenborner die meiste Zeit in die technische Vorbereitung seines BMW M3
GTR-S, den er in langen Abenden in seiner Werkstatt ständig verbessert und präpariert. Die administrativen Aufgaben halten sich dagegen in Grenzen, verlässliche Sponsoren wie ATE Bremsen, Reifenhersteller Dunlop oder der Motorpartner FEVRacing sind seid Jahren Partner des Teams. Natürlich wird die Begeisterung auch von der Familie mitgetragen. Die Box des Scheid-Teams ist ohne Ehefrau Heidi und Tochter Daniela nicht vorstellbar.
Faszination Nürburgring-Nordschleife
Dem Reiz der Nürburgring-Nordschleife unterliegt Johannes Scheid auch heute noch immer wieder. „Hohe Acht runter zum Brünnchen, das macht richtig Spass, oder auch Wehrseifen runter!“ schwärmt er noch heute. Respekt hat er vor jeder Kurve. „Jede Stelle kann gefährlich sein!“ 2006 musste das Team Scheid-Motorsport diese Erfahrung gleich mehrmals machen. Mit einem neu aufgebauten BMW M3 war die Mannschaft um Johannes Scheid hoffnungsvoll in die neue Saison gestartet, ein dritter Platz war der verdiente Lohn beim ersten Einsatz des neuen Autos. Einem Motorschaden im zweiten Rennen folgte beim dritten Lauf das Aus durch einen Unfall.
Der „Eifelblitz“ beim 24-Stunden-Rennen 2006
Auf regennasser Fahrbahn war Oliver Kainz, neben Johannes Scheid und Denis Rostek einer der drei Fahrer des Teams, von der Strecke abgekommen, mit üblen Folgen für das Auto. In Tag- und Nachtarbeit schaffte es das Team, den Wagen für das nur drei Wochen später stattfindende 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring wieder flott zu bekommen. Hier lag das Team nach zwei Stunden aussichtsreich auf Rang fünf, als Oliver Kainz beim Überrunden eines langsameren Fahrzeugs unverschuldet mit diesem kolliderte und anschliessend in die Leitplanen prallte. Mit einem Kreuzbandriss und einem Innenbandabriss am Knie kam der BMW-Händler aus Mayen noch glimpflich davon. Anders der von den Fans liebevoll „Eifelblitz“ genannte BMW. „Das Auto ist leider nicht mehr zu verwenden“, stellte Johannes Scheid fest, „es ist ein kompletter Totalschaden.“ In den Tagen nach Unfall war es zunächst nicht klar, wie es im Team Scheid Motorsport weitergehen wird. „Der Unfall reißt ein Riesen Loch in unser Budget, wir wissen nicht, wie wir das stemmen können“, stellte Johannes Scheid nüchtern fest. Gespräche mit Sponsoren und Partnern folgten, parallel erhielt das Team eine große Menge an Zuspruch von Freunden und Fans. Schließlich die erlösende Meldung, ein neues Auto wird aufgebaut, Scheid-Motorsport nimmt auch künftig an der BF-Goodrich-Langstreckenmeisterschaft teil. „Insbesondere durch die vielen aufmunternden Worte, durch die angebotene Hilfe von vielen, vielen Seiten, konnte ich doch gar nicht anders, als wieder einen ähnlichen Eifelblitz wie zuletzt auf die Räder zu stellen“, bedankte sich Johannes Scheid bei Partnern, Freunden und Fans. „Wir wollen etwas zurückgeben für diese Aktionen, die uns in den schwierigen letzten Wochen sehr geholfen haben.“