Eefeler Stöckelche
Der Eifeler Bauernmund läßt aus tausenderlei Anlässen einen Schelm aus der Dorfrunde dem „Här“ (das ist der Pfarrer) oder gar dem Herrgott ein Wörtchen „schnack vüe de Schwaat“ sagen. Der Bauer, dem das angedichtet wird, ist immer längst verstorben. So hörte ich als Ferienjunge auf dem Gutshof meiner Großeltern, als ich beim Kannenspülen half, folgendes „Stöckelchen“:
„So wie heute“, erzählte der Ohm Kaspar, „so standen eines Tages die Kannen frischgescheuert in langer Reihe neben der Haustüre, als ein Platzregen plötzlich niederprasselte. Einer der Leute sprang unter die Tür, schaute auf die Kannen und dann in die Wolken, nickte und sprach: „Nüdig ha’mer da Rann |o net, ävver Du moß et wesse, leever Herrgott! On ons kann et räht sen! Nur eens: An da Kanne wled nix mlh ge-dohn, on et soll ens eener kumme on o n s Jet verzolle von wegen Wasser en der Millech!“
In den Ställen eines anderen Bauern wütete eine Seuche. Wochenlang lag der Hof einsam am Hang überm Dorf, gemieden von den anderen Bauersleuten. Nur den Tierarzt sah man hingehen. Endlich wurde das Warnschild vom Hoftor weggenommen. An diesem Tage spazierte der Pfarrer durch die Fluren und sann über die Sonntagspredigt nach. Er schaute zum Hof des schwer betroffenen Bauers hin, der just auf einem nahen Felde schaffte, und lenkte seine Schritte hin, um ihn zu trösi-en. Hier das Zwiegespräch:
„Gott help üch, Herr M.!“ „Gott dank üch, Hör Pastur!“
„Wie ich höre, hat der Herrgott aller Sorge ein Ende gemacht. So eine Reihe Tiere verlieren, ist gewiß schwer trotz der Versicherungshilfe, aber das Wetter ist gut, somit wird die Ernte auch gut und alles ist wieder aufgeholt. Es war nun einmal Herrgottswille, Herrgottsralschlag, was Sie betroffen hat . . .!“
„Wie meent Ehr, on wie saht Ehr, Hör? Herrgottswelle? Herrgottsrafschlag? Ehr künnt Jet sage! Wat wüed der do bovven Oge maache, wenn im dat met nem Dutzend Cherubims passieren dät! —