„Drä net die Meck zo, jew Jaas!“ 100 Jahre Bauunternehmen Rick im Brohltal

Bei diesem firmengeschichtlichen Porträt besonderer Art handelt es sich um die überarbeitete Fassung der Festansprache zum 100-jährigen Firmenjubiläum, die Pater Drutmar Cremer am 17.10.2003 in der Kaiserhalle zu Burgbrohl gehalten hat. (Die Redaktion) 

Das in der gesamten Region bekannte Bauunternehmen Rick aus Burgbrohl feierte im Oktober 2003 seinen 100. Geburtstag. Dabei zeigt die blühende Firma keinerlei Altersschwächen, keine Risse und Runzeln. Sie braucht im Alter von 100 Jahren noch keinen Rollstuhl! Im Gegenteil! Die vierte Unternehmergeneration bietet Jugend im Großformat. Drei junge Menschen stehen voll Eifer bereit, gut gerüstet, technisch, kaufmännisch und wirtschaftlich ausgebildet. Der Urgroßvater hätte seine helle Freude. Die Urgroßmutter und Großmutter würden wahrscheinlich vor Rührung in Tränen ausbrechen. Was sollen wir also sagen? Ich meine, wir müssen einen großen Dank aussprechen. Dank vor Gott und vielen Menschen. Die Gründer und Begleiter der ersten drei Generationen offenbarten viel Mut, vollen Einsatz, Verantwortung für das begonnene und wachsende Werk und für die unzähligen Menschen, die ihnen verbunden waren und sind. Diese Unternehmer bewiesen Weitblick und eine Verbundenheit mit den Menschen der ganzen Gegend, denen sie mit ihrem Wissen und Einsatz dienten. Dazu bemühten sich die jeweils Verantwortlichen des Familienunternehmens um einen liebenswürigen Kontakt und eine menschliche Redlichkeit mit den Geschäftspartnern auf den verschiedensten Ebenen, denen sie ihre Kenntnisse und Kräfte schenkten. Das sollten wir dankbar beachten und anerkennen. Das zusammen genommen lässt in unserer Zeit, in der es gerade die Bauwirtschaft sehr schwer hat, auf Zukunft hoffen. Wenn wir die Geschichte der Firma über 100 Jahre rückschauend betrachten, so mögen einige ganz spezielle Eigenheiten dieses wachsenden Familienunternehmens ins Auge fallen. 

Geschichte des Unternehmens 

Der Beginn des 20. Jahrhunderts im Brohltal war eindrucksvoll akzentuiert von einem allmählichen, aber stetigen Wechsel. Die kleinbäuerliche Landwirtschaft mit ihrer Armut, Anspruchslosigkeit und einer spürbaren Weltenge wurde nun zunehmend geprägt von der wachsenden Industrialisierung. Die Infrastruktur und Voraussetzungen dazu wurden auch im Brohltal geschaffen, besonders durch die Verbesserung der Straßen. Die Brohltaleisenbahn wurde 1901 eröffnet, der Aufbau der Brohltal AG „Stein und Ton“ hatte eingesetzt. Die Firma Rhodius hatte ihre Tätigkeit schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts begonnen. Nun gehört es sicher zu dem prägenden Mut der Firmengründer Anton und Gertrud Rick, 1903 aus dem kleinen Ort Westum bei Sinzig ins Brohltal zu siedeln, hier den vitalen Aufbruch zu erkennen und mit Vertrauen und Zukunftswillen ein eigenes Unternehmen zu gründen. Der familiäre Start begann nur mit wenigen Mitarbeitern. 1939 hatten schon rund 80 Mitarbeiter Arbeit und Erwerb in der Firma gefunden. 1980 waren es rund 110, heute (2004) sind es ungefähr 150, wobei es interessant ist, dass 85 % aller Beschäftigten auf den Baustellen ihre Arbeit tun und nur 15 % im Material- und Werklager und in den Büros die Grundlagen für die eigentliche Bauarbeit schaffen. Die Büros und Lager sind in den letzten Jahren an der Gleeser Straße in Burgbrohl in einer beachtlichen Schönheit und praktischen Dienlichkeit neu erbaut worden. Damit ist vielleicht eine deutliche Klammer zwischen dem Anfang und dem heutigen Stand der Firma gesetzt. Begonnen hatte Anton Rick 1903 mit seinem bemerkenswerten Mut in einer bescheidenen, kleinbürgerlichen Zeit des Aufbruchs. Mit dem neuen Geschäftsgebäude haben die Nachfahren heute mit Weitblick auf die Zukunft eine Abrundung geschaffen. Dieses neue Gebäude löst eben jenes Wohn- und Geschäftshaus ab, das Anton Rick in der Brohltalstraße im Jahre 1907 geschaffen hatte, in dem neben dem Baulager noch Hühner gackerten und Hähne krähten. Man konnte ja vor allem in den Anfangsjahren nicht wissen wie es sich entwickelte … lieber abends ein Spiegelei und Bratkartoffeln als Sorgenfalten. Und doch, wenn ich das richtig sehe, spielte in dieser Einstellung auch eine bäuerliche Liebe für Grund und Boden eine wesentliche Rolle. 

Der Firmengründer Anton Rick

Zwischen dem Beginn und heute liegen zwei weitere Generationen. Die Tätigkeit von Eduard Rick, geboren 1909, der nach seinem Bauingenieur-Studium in Bingen 1932 ins elterliche Unternehmen eingetreten war. Er heiratete dann eine echte Burgbrohlerin, nämlich Christine Schmitt, die sich als Ehefrau und Beraterin ein Leben lang bewährt hat. Vielleicht ist es überhaupt zu bemerken, dass gerade die Frauen in allen Generationen das Unternehmen Rick geheimnisvoll und erfolgreich mit gefördert haben. So war es früher und so ist es – Gott sei Dank! – auch heute. Das Leben von Eduard Rick wurde aber auch entscheidend geprägt von langen Kriegsjahren an der Front des Zweiten Weltkrieges und durch 8 schwere Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft, aus der er erst 1952 zurückkehrte. Er führte danach das Bauunternehmen in den Jahren des wirtschaftlichen Aufschwungs erfolgreich weiter und baute es aus. Er sandte seinen 1943 geborenen Sohn Klaus zum Studium an die staatliche Ingenieurschule für Bauwesen in Trier. 1966 trat Klaus Rick in das elterliche Unternehmen ein. Er leitete es inzwischen mit seinen ebenfalls gut ausgebildeten und gereiften Söhnen und mit der wirksamen Unterstützung seiner Frau bis heute. 

Tätigkeitsfelder

Es ist interessant, wo die besonderen Tätigkeitsfelder der Firma Rick in all diesen Jahrzehnten lagen. Hier ein kleiner Überblick: Bis in die Anfangsjahre des Zweiten Weltkrieges stand der Industrie- und Wohnungsbau im Mittelpunkt der Aufträge. Mit Eintritt von Eduard Rick ins Unternehmen erweiterte sich der Umfang der Geschäftsfelder auf den Tiefbau, vor allem vor dem Zweiten Weltkrieg in der Aufgabe der Trockenlegung von Feuchtgebieten, etwa durch Drainageleitungen im Raum Kelberg, nach dem Krieg auch durch Kanal- und Wasserleitungsbau. Hinzu kam wiederum der verstärkte Einsatz beim Industriebau. Dabei wäre der Tönissteiner Sprudel zu nennen, eine der ältesten Geschäftspartner der Firma Rick. 

Das neue Bürogebäude der Baufirma Rick an der Gleeser Straße in Burgbrohl, 2004 

In den Jahren 1955 bis 1960 kam es zu „Notstandsarbeiten“ im Bereich der Wasserversorgung. Es standen Arbeiten vor allem im Eifelgebiet im Vordergrund, die zur Sicherung und Schaffung neuer Arbeitsplätze vornehmlich ohne Maschineneinsatz durch menschliche Arbeitskraft zu bewältigen waren. In den 1960er Jahren wurden die Geschäftsfelder durch Innen- und Außenputzarbeiten erweitert. In der Mitte des Jahrzehnts kamen der Bau in Stahlbeton und der Straßenbau hinzu. Meist bewarb sich die Geschäftsleitung um Projekte wie Kläranlagen, Pumpenstationen,Regen-Überlaufbecken und Trinkwasserbehälter. 

Auftraggeber

Die meisten Auftraggeber kamen aus dem Bereich verantwortlicher Verwaltungsbehörden, also aus der sogenannten „öffentlichen Hand“. Dazu kamen verstärkt private Auftraggeber: neben dem schon erwähnten Tönissteiner Sprudel und der ortsansässigen Firma Rhodius sind auch die Laacher Benediktiner froh über die gute Verbindung zur Firma Rick. In vielen Bereichen des Klosters und seiner Wirtschaftsbetriebe hat sich die Firma Rick in einem freundschaftlichen Stil mit fachlicher Kompetenz bewährt. Das wachsende Bauunternehmen Rick war im Laufe der Jahrzehnte u. a. in folgenden Orten tätig: Es begann beim Ausbau der Brohltal AG in Burgbrohl. 1927 wäre der Neubau des Lydiaturms oberhalb Wassenachs in Höhe des Laacher Sees zu nennen. Hinzu käme die Überdachung einer Füllanlage im Tönissteiner Sprudel. Nachfolgend können nur einige ausgewählte Projekte genannt werden: So die Kläranlagen in Ochtendung, Andernach, Herschbach, im Nitzbachtal und in Lahnstein, im Brohltal, in Sinzig, in Virneburg, in Andernach, Polch, Höhr-Grenzhausen, Bendorf und Mendig. Regenüberlauf- und Durchlaufbecken wurden in Mayen geschaffen, in Plaidt, Koblenz-Immendorf, Sinzig-Löhndorf und Neuwied-Oberbieber. Trinkwasserbehälter entstanden in Koblenz, Plaidt, Nickenich, Weißenthurm, Kruft, Mendig, Wassenach und Sinzig. Kanalbauarbeiten führte die Firma in Burgbrohl, Saffig, Plaidt und in Mendig an der Laacher Mühle aus, Straßenbauten, etwa die Ortsdurchfahrt in Burgbrohl, in Plaidt und schließlich die Gesamterschließung des Gewerbegebietes in Polch. Das alles deutet nur an, was mit vielen tüchtigen Mitarbeitern im Laufe der Jahrzehnte erfolgreich bewältigt wurde. Einem rüstigen Hundertjährigen gebührt Anerkennung. Aus bewährten Leistungen der Vergangenheit wachsen auch neue, optimierte Aufgaben der Zukunft. Dank und Treue geben sich die Hand. 

Verbundenheit mit der Bevölkerung 

Zu Beginn erwähnte ich den Mut und die Verantwortung der Gründer-Generation. Es kommt noch etwas hinzu: Die Firma und die Familie Rick ist bekannt und beliebt in der ganzen Region durch ihre Verbundenheit mit der Bevölkerung. Darin drückt sich sicher auch eine beachtliche Heimatliebe aus. Ganz anschaulich wird das in der jahrzehntelangen Verbundenheit mit dem Sport, besonders dem Fußball. Schon Eduard Rick spielte bis 1939 in Burgbrohl. Er gehörte in jenen Jahren auch zu mehreren Auswahlmannschaften, die bei Sepp Herberger trainiert wurden. Ja, er stand sogar in Verhandlungen mit dem FC Schalke O4, die sich aber durch seine beruflichen Verpflichtungen und Engagements im Elternhaus nicht realisieren ließen. Ich kann mich selbst noch aus meiner Jugendzeit an ein Freundschaftsspiel von Schalke 04 auf dem Burgbrohler Sportplatz erinnern. Der Burgbrohler Fußball mit seinen blaugelben Trikots hatte schon damals eine legendäre Note und einen guten Ruf. Und zu dieser Mannschaft gehörten manche Burgbrohler, die bis heute einen guten Namen haben. Vor dem Krieg etwa Fritz Strang, Herbert Habermann und Josef Weidenbach und nach dem Krieg in gewisser Nachfolge Karl Meurer, Toni Marino, Friedel Spohrer und Kurt Degen. Bis in unserer Tage hat sich die Firma Rick um den Sport verdient gemacht. So wird von ihr seit 1992 die SG Brohltal maßgeblich unterstützt und beraten. In 11 Spielzeiten ist der Verein fünfmal aufgestiegen, von der Kreisliga C bis in die neu gegründete Rheinlandliga, der höchsten Spielklasse des Fußballverbandes Rheinland. Sollte es da nicht auch weitergehen? Mit Bescheidenheit und mit Augenmaß. Aber auch mit Klugheit und Optimismus. Und das unter der Regie des einflussreichen Verbandsbürgermeisters und Sportpräsidenten Hermann Höfer, mit seiner Macht und seinen Möglichkeiten?

Müsste es für Hermann Höfer als maßgeblichen Sportpräsidenten nicht eine große Freude und eine gewaltige Aufgabe sein, das untere und das obere Brohltal auch sportlich zusammenzuführen? Im oberen Brohltal in Weibern, also auch im „Königreich“ des Bürgermeisters, steht ein Handballclub der Frauen mit Bundesligareife. Das ist doch sehr beachtlich. Wäre es da nicht fantastisch, einen starken Fußballclub der Männer im unteren Brohltal, aber stehend für das ganze Brohltal, neu zu gründen?“Concordia Olbrück 04!“ Hoppla! Das wär’s! Das hätte fürwahr echt „Hand und Fuß“, eine werbende Wirkung für das ganze Brohltal. So stark wie die Vulkane der Umgebung, für die das Herz des Bürgermeisters ja geradezu in Flammen aufgeht. Nur, der moderne Fußball-Vulkan wäre nicht erstarrt und würde nicht erst in angeblich 10000 Jahren ausbrechen, sondern in der nächsten Zeit. 

Wünsche für die Zukunft 

Erfolg ist heute die Visitenkarte der Tüchtigen. Das gilt im Fußball, aber auch für die Führung eines Unternehmens. Der Baufirma Rick mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Freunden und Geschäftspartnern wünsche ich bei allen geschäftlichen Unternehmungen und bei ihrem Engagement für die Region Segen und Freude für die nächsten 100 Jahre. Ich tue es mit Humor, denn der ist ja das Einfallstor zu den Herzen der Menschen und zum Paradiesgarten der Zukunft: Darf ich es zudem in Burgbrohler Dialekt sagen: „Drä net die Meck zo, jew Jaas!“ Das heißt auf Hochdeutsch: „Nicht bremsen! Vorwärts!“