Dienst an den Erwerbslosen 1931—1983
Aus der Geschichte der Abtei Maria Laach
P. Dr. Emmanuel v. Severus OSB
Das in der Bundesrepublik seit 1948 erstmals wieder aktuell gewordene Problem der Arbeitslosigkeit lenkt im Jahre 1975 den Blick zurück in die Jahre der großen, Katastrophenmaß annehmenden Erwerbslosigkeit in der Zeit nach der Weltwirtschaftskrise von 1929. Wie jedes Benediktinerkloster auf Grund des benediktinischen Gelübdes der Verbands- und Ortsbeständigkeit auch eine besondere Beziehung zu dem Lande und seiner Bevölkerung eingeht, die meist noch durch eine über Jahrhunderte sich erstreckende Geschichte vertieft ist, so fragten auch die Mönche von Maria Laach sich, ob sie einen Beitrag zur Linderung der Not der immer größer werdenden Zahl der Arbeitslosen ihrer Umgebung leisten könnten. Die Patres mußten sich von vorneherein darüber klar sein, daß einer materiellen Hilfe von Seiten des Klosters Grenzen gesetzt seien: die finanzielle und wirtschaftliche Lage des Klosters war durch Neubauten in den Jahren 1923, 1929—1931 äußerst gespannt. Die Zahl der Arbeitslosen in den benachbarten Gemeinden überschritt im Herbst 1931 bereits die Größe einer kleinen bis mittleren Stadtgemeinde. Die Patres wußten zudem aus alter seelsorglicher Erfahrung, daß eine materielle Hilfe nicht genügt, wenn ihr nicht ein helfendes, aufrichtendes und von der äußeren Not ablenkendes Wort zur Seite tritt. So entschloß man sich in eingehenden Beratungen, deren Verlauf vom damaligen Prior Albert Hammenstede (1875—1955) und dem aus Mayen stammenden Leiter der landwirtschaftlichen Betriebe P. Beda Krümmel (1895—1967) wesentlich bestimmt wurde, in den Wintermonaten 1931/32 und 1932/33 zur Veranstaltung von Vorträgen und künstlerischen Darbietungen. Es ist für uns heute sehr interessant, die Vortragsfolgen einzusehen und dem Echo zu lauschen, das die Bemühungen der Patres bei den Behörden, Gewerkschaften und beim Bischof von Trier fanden.
Wir bringen daher einige Auszüge des umfangreichen Bestandes von Dokumenten aus dem Archiv der Abtei Maria Laach, Abt. II A Nr. 155.
1.
Der Veranstaltungskalender im Winter 1931/ 1932 bot folgende Vortrage und Darbietungen an:
P. Prior: Bilder aus dem Leben der Urkirche; P. Subprior: Katholisches Leben in Brasilien; P. Prior: Der Gemeinschaftssinn bei den ersten Christen; P. Subprior und P. Gabriel: Adventsspiel; P. Beda: Heimatvortrag; P. Beda: Historisches über Nickenich und Wehr; P. Prior: Musik und Erläuterungen; P. Stephan: Musik und Vortrag; P. Prior: Vortrag über Benediktinertum; P. Damasus: Das Klosterleben in einer Benediktinerabtei; P. Prior: Benediktinertum und Bolschewismus; P. Beda: Führung mit Vortrag über Kloster und Wirtschaft in Laach; P. Prior: Benediktinische Lebensauffassung; P. Stephan: Die Christianisierung der Umgebung und kirchliche Organisation; P. Prior: Die Kreuzverehrung und musikalische Darbietungen; P. Prior: Kartage und musikalische Darbietungen.
Erstaunlich ist das große Interesse an diesen Veranstaltungen, wie es sich In den Besucherzahlen ablesen läßt. Bei den insgesamt 19 Veranstaltungen wurden 3930 Teilnehmer gezählt. Das entspricht einer durchschnittlichen Beteiligung von über 200 Personen.
Die räumliche Ausstrahlungskraft dieser Veranstaltungen mögen die Herkunftsorte der Besucher verdeutlichen: Bell, Ettringen, Hamm, Kirchesch, Kottenheim, Kruft, Mayen, Miesenheim, Nieder- und Obermendig, Plaidt, Rieden, St. Johann, Thür, Trimbs, Volkesfeld, Wassenach und Weibern.
2.
Im Winter 1932/33 ergaben sich nach den Reichstagswahlen vom 5. März 1933 die ersten Schwierigkeiten, denn die beiden letzten Vortragstermine in der vorgesehenen Liste wurden nicht mehr eingehalten. Die Liste dieses Winters führt neben den Erwerbslosen auch Teilnehmer aus dem „Freiwilligen Arbeitsdienst“ auf. Die Gesamtzahl der Teilnehmer an 15 Veranstaltungen betrug 2208 Personen.
Die Themen waren: P. Albert: „Der sittl. Wert des kath. Arbeiters wird durch unfreiw. Arbeitslosigkeit nicht vermindert, ja durch Opfergesinnung vermehrt: P. Beda und P. Leo: „Wegekreuze“; J. Haas, Weihnachtsoratorium mit einleitenden Worten von P. Albert; P. Gabriel: Lichtblldervortrag über den Rhein; P. Burkhard: Lichtbildervortrag über Italien und Rom; P. Urbanus: Lichtbildervortrag über Venedig; P. Stephan: Lichtbildervortrag über Klöster und Kirchen des Benediktiner-Ordens P. Urbanus: Lichtbildervortrag über Sizilien; P. Adalbert: Lichtbildervortrag über die“ Laacher Kirche; P. Albert: „Nordische Reise“; P. Adalbert: „Bauwerke und Menschen“.
3.
Die Initiative der Benediktiner von Maria Laach blieb natürlich nicht unbeachtet, sondern fand ein lebhaftes Echo in der Presse, das für uns heute interessante zeitgeschichtliche Bemerkungen enthielt. Die nach Maria Laach eingeladenen Männer mußten den Weg dorthin zu Fuß gehen, sie „wanderten“ und konnten dabei auch ihre Gedanken über das Gehörte austauschen. Die Schilderungen klingen für den Leser im Zeitalter des Motors fast romantisch, doch kam gerade darin .auch die Not zum Ausdruck. Aber auch „Arbeitnehmervereinigungen nichteingeladener Gemeinden bewarben sich um Teilnahme, sei es unmittelbar oder über ihren Pfarrer. So schreibt Pastor Seibert von Miesenheim am 26. 2. 1932:
„Sehr geehrter Herr Pater!
Zunächst m. u. m. Erwerbslosen herzl. Dank für den schönen Nachmittag, den die Abtei am 3. Febr. den Erwerbslosen bereitet hat. Die Leute waren ganz begeistert trotz des weiten Weges (über 2 1/2 Stdn. hin u. wieder 2 1/2 zurück) u. des damaligen schlechten Wetters.
Nun hatten Sie bei Ihrem Besuche hier geäußert, vier Wochen danach dürften die Leute noch einmal kommen. Ich habe deshalb noch einmal mich an d. Arbeitsamt in Mayen gewandt u. erwirkt, daß der Miesenheimer Zahltag, der Mittwochs ist, nächste Woche noch einmal verlegt wird, so daß Mittwoch, 2. März, für den Weg nach der Abtei frei ist. Es ist nicht übertrieben, wenn ich schreibe, daß m. Erwerbslosen sich sehr auf den Besuch im Kloster freuen. In der Stärke von etwa 50 Mann, werden sie am Mittwoch, dem 2. März, dort sein, wie das vorige Mal um 1/2 4, am Ökonomieeingang …“
Die Wirtsch. Arbeiter-Vereinigung Nickenich schreibt unter dem 10. 1. 1932: „Wie wir erfahren, werden von der dortigen Klosterverwaltung allwöchentlich Vortragsstunden für die erwerbslose Bevölkerung der umliegenden Ortschaften veranstaltet. Ein Teil unserer arbeitslosen Mitbürger hat diese bisher schon mit Interesse besucht. Um nun allen unseren Mitgliedern, deren Zahl 200 weit übersteigt, Gelegenheit zu geben, diesen Vortragen beizuwohnen, gestatten wir uns die ergebenste Bitte, für die Erwerbslosen unserer Gemeinde einen bestimmten Tag in der nächsten Zeit freizuhalten.
Wir fühlten uns zu Dank, verpflichtet, wenn Sie uns unserer Bitte entsprechend, eine zusagende Antwort zugehen ließen. Bei der Benennung des betr. Tages wollen Sie jedoch Montag und Freitag unberücksichtigt lassen, da die Erwerbslosen an diesen Tagen ihrer Kontrollpflicht genügen müs-
Presseberichte
Naturgemäß fanden die Veranstaltungen in Maria Laach zunächst ihr Echo in der Presse des Kreises und Bezirks. Aber auch die Kölnische Volkszeitung 73 (1932) berichtete in ihrer Nr. 19 vom 19. 1. 1932 unter der Oberschrift
„Dankenswerte Erwerbslosenfürsorge“: Maria-Laach. 16. Jan. 1932. In origineller Weise nehmen sich die Benediktinerpatres des Klosters Maria-Laach der Erwerbslosen der ganzen engeren Umgebung von Laach an. Schon seit einiger Zeit versammeln sich allwöchentlich die Erwerbslosen aus der Umgegend im Kloster zu Irgendeinem Vortrage mit anschließender Speisung. Die Zahl der Teilnehmer hat nun derart zugenommen, daß man eine Teilung nach Ortschaften vornehmen mußte. Die letzte Zusammenkunft zählte wieder 250 Männer und Junglinge, die einem Vortrage Pater Bedas „über die Geschichte der engeren Heimat“ lauschten. Nach den hochinteressanten Ausführungen konnten sich alle an einer reich gedeckten Kaffeetafel für den zum Teil stundenweiten Heimmarsch stärken.“
Ein besonders warmherziges Echo fand die Laacher Bemühungen in der Trierischen Landeszeitung 58 (1932) Nr. 62 vom 15. März 1932:
„Erwerbslosenhilfe in der Abtei Maria Laach In dem von der Not der Arbeitslosigkeit besonders hart betroffenen Gebiet von Mayen bewährt sich das Kloster Maria-Laach schon lange als Zufluchtsstätte aller Armen und Bedrängten. Die Abtei begnügt sich nicht damit, den zahllosen Hilfesuchenden an der Klosterpforte leibliche Stärkung darzureichen und zum Weihnachtsfest die Gaben helfender Liebe zu verdoppeln: sie hat schon im November vergangenen Jahres ein neuartiges, überaus zeitgemäßes Werk tatkräftiger Nächstenliebe ins Leben gerufen, das mit der leiblichen Fürsorge auch die geistige Betreuung der Erwerbslosen verbindet.
Allwöchentlich lädt das Kloster die Arbeitslosen eines oder mehrerer Orte der Umgebung für einen Nachmittag zu sich ein, bietet ihnen zunächst geistige Anregung durch Vorträge über religiöse, geschichtliche und wirtschaftliche Fragen, erfreut sie mit musi-
Kalischen und anderen künstlerischen Darbietungen und spendet schließlich allen Teilnehmern mit Kaffee und Butterbroten auch eine ersehnte leibliche Stärkung.
Sicherlich lockt manchen die leibliche Wohltat, aber bei weitaus den meisten ist es der Hunger nach geistigem Brot, der sie aus der Not des Heimatortes in den Frieden des Klosters treibt, um dort geistige Anregung und seelische Erhebung zu finden. Seit November 1931 haben insgesamt mehr als 3700 Männer und Jungmänner der Einladung des Klosters Folge geleistet. Durchschnittlich erschienen zu jedem Vortrag 200, zuweilen über 300, so daß der große Saal der Ökonomie fast zu klein war, um alle aufzunehmen. Die Vorträge, die Pater Prior und andere Patres der Abtei hielten, fanden — nicht zuletzt wegen ihres zeitgemäßen Inhaltes — aufmerksame und dankbare Zuhörer. Den tiefsten Eindruck hinterließen die künstlerischen Darbietungen, mit denen sich die Klostergemeinde selbst in den Dienst der Arbeitslosenhilfe stellte; einmal die Vorführung eines Adventsspieles durch 35 Patres und Brüder und später Mozarts Klavierkonzert, das vom Klosterorchester vorgetragen wurde.
Selbstlose, echt christliche Bruderliebe, die wahrhaft Christus im Arbeitslosen dienen will, teilt hier von ihren geistigen und seelischen Reichtümern mit und stillt ‚mit dem Brot des Geistes den Hunger der Seelen. Echte Bruderliebe vergißt aber auch nicht die Not des Leibes, und so spenden Patres und Brüder am gemeinsamen Tisch ihren erwerbslosen Brüdern auch willkommene leibliche Stärkung. Da auch die Abtei Maria-Laach mit der wirtschaftlichen Not unserer Tage zu kämpfen hat, verdient dies leibliche Werk der Barmherzigkeit an Hunderten und Tausenden besondere Anerkennung.
Davon schweigen freilich alle jene Zeitungen und Flugblätter, die nun einmal Unwahrheit, Ungerechtigkeit und Haß auf ihre Fahne geschrieben haben und nach wie vor gerade die Klöster zum Gegenstand ihrer lügenhaften und gehässigen Kritik machen. Um so ehrenvoller ist für die opferfreudige Caritas der Laacher Mönche und Brüder ein Zeugnis, das vor kurzem in einer katholischen Zeltung zu lesen war (Ändern. Volksztg. Nr. 22; 28. 1. 32): „Wenn Laach es still in seinem Archiv bewahrt, was es getan in schweren Tagen — wir werden es in unseren Dorfchroniken noch unseren Nachkommen zurufen: daß die Benediktiner von Laach uns Brüder waren In ernster Notzeit, daß die Abtei für manchen und manche die rettende Oase war.“
Abteikirche Maria-Laach
Foto: Kreisbildstelle
Durch Besucher, die nach einem Wort des Heiligen Benedikt dem Kloster nie fehlen, erfuhr man auch im Ausland von der Laacher Veranstaltung, und so brachte die Katholische Kirchenzeitung Salzburg in ihrer Nr. 34 des Jahrgangs 1932 folgenden Bericht:
Wer macht’s nach?
In manchen Orden ist es üblich, daß sich die Klöster gegenseitig ein- oder mehreremal im Jahre eine Chronik zusenden, welche von den wichtigsten Ereignissen der letzten Monate berichtet: wie vom Personalstand und vom Wirken der Mitglieder, über Unternehmungen, Baulichkeiten etc. Die letzte Chronik der rühmlichst bekannten Beuroner Abtei Maria-Laach brachte nun eine überaus interessante Schilderung einer wohlgelungenen Veranstaltung für die Arbeitslosen, bei der Abt, Mönche und Brüder, Hausorchester und Kirche in regem Wetteifer ihre Kräfte einsetzten, um diesen armen, vielfach so wenig betreuten und so ganz verlassenen und daher so verbitterten Menschen wöchentlich einen angenehmen Nachmittag zu verschaffen. Ist es auch nicht jedem Kloster oder Verein möglich, in solchem Umfange wie in Maria-Laach für die Arbeitslosen zu sorgen, in kleinerem Maßstab und bei einigem guten Willen könnte ihnen aber sicher hin und wieder auch anderseits solche Feierstunden bereitet werden. — Eine andere deutsche Benediktiner-Abtei hat übrigens mit glücklichem Erfolg sogar versucht, Arbeitslosen Exerzitien zu geben.
Die „Klostersuppe“, an Hunderte und Tausende monatlich verteilt, ist gewiß ein großes und gutes Werk: mußte doch selbst ein fanatischer Kommunist gestehen: „Ohne die Suppen der schwarzen Brüder wären wir längst verhungert!“ Gehen wir doch einen Schritt weiter. Lassen wir Geist und Herz dieser Armen, die sich genug ausgestoßen und getreten fühlen, auch nicht ganz verhungern und verderben! Und nun der Bericht von Maria-Laach, dessen Veröffentlichung auf Bitte hin gerne gestattet wurde.
„Wenn allüberall die Not der Arbeitslosigkeit auf unserem Vaterlande lastet, so ist unsere Gegend davon im besonderen betroffen. Fast die ganze Steinindustrie, die für manche Dörfer unserer Umgebung geradezu die Existenz bedeutet, liegt still, und das melodische Hämmern in den Basaltbrüchen, das uns allen auf der Straße von Niedermendig so vertraut war, Ist verstummt Die arbeitsfähige Jugend, soweit sie nicht aus bäuerlichen Familien stammt, ist zum Müßigsein verurteilt und der Straße überlassen. Diese traurige Lage der uns umgebenden Bevölkerung gab unserem hochwürdigen Vater den Gedanken, in einer besonderen, unserem Hause entsprechenden Weise für die Arbeitslosen zu sorgen. Wir luden seit November die Männer und Jungmänner unserer Nachbardörfer den Winter hindurch für den Mittwoch-Nachmittag zu uns ein. Die einzelnen Dörfer erhielten ihre bestimmten Termine, an denen sie kommen konnten. Und wie sind sie gekommen, wie gerne und in welcher Zahl! Da sah man an jedem Mittwoch die Straßen nach Laach bevölkert von den Scharen, die sich am Ökonomietore sammelten und dann zum Brüdersaal geführt wurden und ihn bald bis zum letzten Platz füllten. Es waren manches Mal über 300, die sich zu einem solchen Nachmittag einfanden; vom November bis zum Mittwoch in der Passionswoche sind 4000 Männer bei uns gewesen. Im Brüderzimmer fand dann ein Vortrag statt über ein religiöses oder geschichtliches Thema, auch über benediktinisches Leben, oder unser Hausorchester erfreute die Leute durch eine musikalische Darbietung, oder es wurde, wie vor Weihnachten, von unserer Jugend ein Adventspiel mit Sprechchören und Musik aufgeführt. Nach dem Vortrag erhielten die Leute einen kleinen Imbiß, und mit einbrechender Dunkelheit gingen sie dann wieder den Weg in ihre Heimat zurück, der für solche, die aus Plaidt oder Kirchesch kamen, zwei bis zweieinhalb Stunden betrug. Für die Mühen, die wir an diesen Tagen auf uns nahmen, wurden wir reichlich belohnt durch die Aufnahmefreudigkeit, die stete Aufmerksamkeit und die echte Dankbarkeit all derer, die zu uns kamen. Selbst entferntere Dörfer meldeten sich und fragten an, ob auch nicht ihre Jugend kommen könne. Es war rührend, wie diese Männer weder Weg noch Wetter scheuten, um am Mittwoch nach Laach zu kommen. Und es war nicht der kleinen Erquickung wegen, die ihnen geboten wurde, denn manche gingen gleich nach dem Vortrag wieder nach Hause und sagten, sie hätten ja noch zu essen zu Hause, aber nicht die Vorträge und die Musik. Patres, Fratres und Brüder nahmen alle freudig und einmütig die besondere Last dieses Tages auf sich, um das zu erreichen, was der hochwürdigste Vater als das Ziel’dieser Betreuung uns gegeben hatte, unsere Nachbarschaft vertraut zu machen mit dem besonderen Leben und Geiste unserer Abtei, und ihnen die Werte, aus denen wir selbst leben, näher zu bringen. Es sollte nicht einfache Fürsorge sein, sondern ein Teilnehmenlassen an dem, was Gottes Güte uns, und gerade im Bereich des Geistig-Ideellen, geschenkt hat. Und wir alle durften Gott danken, als der letzte Mittwoch kam, daß er durch uns so manchem seelisch und geistig Notleidenden die Cari-tas Christi offenbaren ließ.“ Über die Würdigung der Laacher Vortragsveranstaltung gibt ein Bericht der Anderna-cher Volkszeitung 62 (1032) Nr. 49 vom 29. Februar 1932 Auskunft, in der unter anderem Ausführungen des Gewerkschaftssekretärs Junglas anläßlich der Generalversammlung des Berufsverbandes deutscher Steinarbeiter im Gesamtverband der christlichen Gewerkschaften wiedergegeben werden: „Besonders hervorheben möchte ich auch den guten Geist, der alle unsere Mitglieder beseelt. Trotz aller Not, Ruhe und Sachlichkeit; ruft die Führung, so sind die Massen da, das zeigt klar der Massenbesuch der kombinierten Versammlungen, das zeigte auch die Tatsache, daß auf kurzen Anruf sich am Freitag 200 Jugendliche in Maria-Laach einfanden. Bei dieser Gelegenheit möchte ich nicht versäumen, den Hochw. Herrn Patres herzlichst zu danken für ihre liebenswürdige Führung in Kirche und Kloster, für den wertvollen Vortrag des Hochw. Herrn P. Prior und für die Erfrischung, die uns gegeben wurde.“
4.
Der damalige Bischof von Trier, der spätere Erzbischof Franz Rudolf Bornewasser, hatte gleichfalls von der neuartigen Initiative der Laacher Mönche gehört und Abt lldefons Herwegen gebeten, Näheres zu berichten. Nachdem der Laacher Abt ihm einige Presseberichte gesandt hatte, schrieb er am 17. 2. 1932:
„Hochwürdigster Herr Abt Ihre Mitteilungen über die Vortrage vor den Arbeitslosen habe ich jnit sehr großem Interesse gelesen, und es ist mir ein Bedürfnis, Ihnen als Oberhirte dieser armen Menschen von ganzem Herzen für die große geistige Wohltat, die die Abtei neben den vielen, vielen materiellen Wohltäten erweist, zu danken. Gott lohne es Ihnen! Ich bin fest überzeugt, daß diese große Tat der Liebe für die Leute von besonderem Segen sein wird…
mit herzlichstem Gruß bin ich
Ihr In Liebe und Verehrung
ergebenster
gez. + Franz Rudolf
Bischof von Trier