Die St. Rochus-Kapelle in Galenberg
Die St. Rochus-Kapelle in Galenberg
Wolfgang Dietz
Im Jahre 1990 wurde die St. Rochus-Kapelle in Galenberg einer grundlegenden Innenbaure-novierung unterzogen und im Dezember 1993 jährt sich zum 10. Male der Einbau eines elektrischen Glockengeläutes – Anlaß genug, um ihrer Geschichte einen Beitrag zu widmen.
Um das alte, im Laufe der Jahrhunderte zu klein gewordene Gotteshaus auf Dauer seiner Bestimmung zu erhalten und sein Inneres zu verschönern, fanden mehrere Renovierungen und eine Erweiterung der Rochus-Kapelle statt. Zu den entscheidendsten Verbesserungen gehört zweifellos der Aus- und Umbau der 1950er Jahre. Indem man eine neue Sakristei und einen Querflügel anbaute und das Kirchlein so zu einem auf den Altarraum hin zentrierten Winkelbau erweiterte, konnte man den bis dahin sehr beengten Platzverhältnissen (ursprüngliche Fläche: 4 x 9 m ) im Innern abhelfen.
„Die Gemeinde erwarb am 11. 4. 1951 von Heinrich Porz den erforderlichen Baugrund. Nachdem der ursprüngliche Erweiterungsplan, bei dem die Kapelle in den Gemeindeweg hineingesprungen wäre, baupolizeilich abgelehnt worden war, beschloß man. die Kapelle seitlich zu vergrößern. Der Plan wurde am 29.10.1953 genehmigt. Die Bauarbeiten begannen 1954. Finanziert wurde der Anbau unter anderem durch eine Haussammlung, durch Spenden ehemaliger Galenberger und die Erträge der Jagd-pacht1)
Im Jahre 1966 mußte die Kapelle (wiederum) renoviert werden (Kosten DM 5 000.-), wozu die Gemeinde DM 450.- beisteuerte und erneut eine Haussammlung abgehalten wurde.“2)
Über 200 Jahre lang vernahmen die Galenberger, deren St. Rochus-Kapelle in ihren ältesten barocken Teilen wohl in das Jahr 1729 zurückreicht3), den wohlbekannten Ton des ersten Glöckleins aus dem Jahre 1739 – nicht nur morgens, mittags und abends, vor der Messe und während der Wandlung, sondern ebenso anläßlich von Geburten, Sterbefällen und allen besonderen Vorkommnissen, seien sie freudiger oder trauriger Natur (Hochzeiten, Bischofsbesuche, Kriege, Brände u.a.m.). Nachdem die Glocke so alle Wirren und Wechselfälle der Zeit unbeschadet überstanden hatte, schlug im Zweiten Weltkrieg für sie die Stunde des Abschieds von Galenberg und ihres Endes im Schmelzofen – als Folge der verbrecherischen Politik des NS-Regimes.
Welch hohe Wellen der Empörung und Trauer die zwangsweise Enteignung und der Abtransport der konfiszierten Glocke im Hochsommer 1942 schlug, läßt die zeitgenössische Eintragung in der Chronik des Dorfes Galenberg erkennen:
„Abgabe der einzigen Glocke 23. 7. 1942. Schon lange war das hiesige Glöcklein der Kapelle beschlagnahmt u. sollte eingeschmolzen werden. Man glaubte schon, so’n kleines Glöcklein bliebe verschont. Aberdertotale Krieg erfordert alles, auch die kleinste Menge wird dringend benötigt. So kamen am 23. 7. 42 fremde Männer (Kölner) u. holten das Glöcklein vom Turm. Hiesige Gespanne zum Abtransportieren wurden nicht gestellt! Niemand half. Vorher läutete man noch schnell 1/4 Stunde zum Abschied, es war gegen 12 Uhr. Die Leute auf dem Feld waren ganz bestürzt u. eilten heim. Dann standen sie ganz stumm, sich gegenseitig anschauend.“4)
Eingeklebt in die Chronik ist „eine Abbildung des Glöckchens (Bleistiftskizze) mit eingegossenem Spruch: S. ROGVS COSMAN DOMI-CANANN01739+.“5)
Erst Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges – wann genau, konnte aufgrund fehlender Unterlagen nicht mehr ermittelt werden -gelang es, einen Ersatz für die verlorengegangene Bronzeglocke zu beschaffen. Dabei handelte es sich um eine im Krieg wohl als Alarmglocke eingesetzte Stahlglocke ohne jede Inschrift, die gegen Kriegsende oder kurz danach neben weiteren herrenlosen Exemplaren von der Glockengießerei J. Mark in Brockscheid auf einem niederländischen Bahnhof abgeholt worden sein soll und später von den Galenbergern käuflich erworben wurde.
Nachdem diese „Ersatz“-Glocke mehr als 30 Jahre gute Dienste geleistet hatte, fielen in den Jahren 1981 /82 einige Reparaturen am Glockenstuhl und hier insbesondere an der Glockenhalterung an. Dabei stellte sich heraus, daß der unter Denkmalschutz stehende kleine Zwiebelturm ebenfalls einer gründlichen Innenraum-Renovierung und Verstärkung seiner Konstruktion bedurfte. Zugleich kam es zu ersten Vorüberlegungen über den Einbau eines elektrischen Läutewerks6)einschließlich einer neuen, nun wieder bronzenen Glocke.
Nach einigen Debatten in der Galenberger Jagdgenossenschaft, die aus ihren Pachteinkünften auch Projekte von allgemeinem Interesse für den Ort Galenberg bezuschußt, ganz oder teilweise finanziert, wurde dort am 30.10.1982 der Beschluß gefaßt, DM 9 000.- für die Sanierung des Glockenturms und den Einbau eines elektrischen Läutewerks samt Glocke bereitzustellen. Als somit der Hauptteil der Finanzierung gesichert war, beschloß auch der Gemeinderat auf seiner ordentlichen Sitzung vom 14. 12. 1982, im Haushaltsplan 1983 DM 3000.- für diesen Zweck auszuweisen.
Im Frühjahr 1983 wurden zwei Glockengießereien angeschrieben und um entsprechende Kostenvoranschläge gebeten: Die Firmen „Eifeler Glockengießerei Johannes August Mark“, Brockscheid, Krs. Daun, und „Petit & Gebrüder Edelbrock – Glocken- und Kunstgießerei“, Gescher (Westfalen).
Der Zuschlag für eines der relativ rasch unterbreiteten Angebote verzögerte sich allerdings noch bis zum Herbst 1983, weil sowohl seitens der Kirchengemeinde als auch des Gemeinderates noch die Antwort auf den ebenfalls im Frühjahr 1983 an das Bischöfliche Generalvikariat in Trier gerichteten Antrag auf Gewährung eines Zuschusses abgewartet werden mußte. Als dieser Antrag am 21. 9. 1983 von Trier abschlägig beschieden worden war – es gebe, so hieß es, generell keine Zuschüsse mehr für Glocken und Turmrenovierungen -, wurde für den 12. 10. 1983 die nächste Sitzung des Gemeinderates einberufen, auf der die beiden Angebote geprüft wurden und das preisgünstigere der Firma Petit (DM 9 940,80 ohne elektrische Zuleitung) angenommen und damit vergeben wurde. Mit der Elektro-lnstallation wurde die Firma Esten, Oberzissen, betraut (Kosten ca. DM 600.-).
Mit Schreiben vom 31.10.1983 teilte die beauftragte Glockengießerei dem Ortsbürgermeister mit, daß für Freitag, den 11. 11. 1983, der nächste Glockenguß von insgesamt 24 Kirchenglocken geplant sei, unter denen sich auch die Glocke für Galenberg befinde.
Vier Wochen später, am 13. 12. 1983, war es dann soweit: Die Stahlglocke wurde ausgebaut und die neue Glocke, deren Klang nach der Installation eines elektrischen Läutewerkes am 14. 12. 1983 erstmals zu vernehmen war, im Turm befestigt. Ihr Ton als Bronzeglocke ist weicher und auch etwas tiefer als der ihrer Vorgängerin aus Stahl. Obwohl die mitbestellte Zeitschaltuhr zunächst noch fehlte, konnten Läutewerk und Glocke noch rechtzeitig zum Weihnachtsfest 1983 in Betrieb genommen werden, weil die Gießerei für die vorläufige Benutzung eine Austauschuhr anschloß.
Kapelle in Galenberg
So konnten die Festtage in gewohnter Weise, begleitet jedoch von einem leicht veränderten Glockenklang, gefeiert und am 8. 1. 1984 die Weihnachtszeit mit der Glockenweihe würdig beschlossen werden. Pater Eugen Loos, der seit Ende 1979 die beiden Filialgemeinden Brenk und Galenberg der inzwischen in Personalunion mit der Pfarrei Niederzissen von Pfarrer Hans-Peter Müssenich verwalteten Pfarrei Wehr seelsorgerisch betreut, nahm unter großer Anteilnahme der Gläubigen vor der Sonntagsmesse gegen 10 Uhr die feierliche Einsegnung des neuen Geläutes vor, indem er vom Altar aus die Weihegebete sprach, den Segen spendete und stellvertretend für die im kleinen Zwiebeltürm-chen nur schwer erreichbare Glocke die in der Sakristei angebrachte elektrische Anlage mit Weihwasser besprengte. Die Glockenweihe bildete so den festlichen Höhe- und Schlußpunkt dieser Modernisierungsmaßnahme.
Im Jahre 1986 konnte vom Musikhaus Geiermann in Mayen eine gebrauchte, zweimanualige elektrische Orgel zum Preis von DM 1 500.- erworben werden, so daß seitdem an Sonn- und Feiertagen den Gottesdiensten ein festlicherer Rahmen gegeben werden kann, als dies bis dahin mit reinem a capella-Gesang der Gemeinde möglich war.
Weitere Veränderungen brachte das Jahre 1990. Am 23. Oktober begannen die Reparaturarbeiten am schadhaften Kirchendach, in deren Verlauf man über dem Kircheneingang und der Sakristei auch ein Schneegitter gegen Dachlawinen anbrachte. Von größerer Bedeutung war jedoch, daß man im Kapelleninneren nun auch baulich der inzwischen vorgenommenen Liturgiereform Rechnung zu tragen suchte:
„Auf Wunsch des Pfarrers, der die Messe auch hier, wie heute allgemein üblich, zum Volke gewandt feiern möchte, wurde der Altar in der Kapelle nach vorne gerückt. Im Zuge dieser Baumaßnahmen wurde der Bodenbelag im Chorraum erneuert und die Form des Podestes leicht verändert. Am heutigen Tage (6.11.1990) wurde der Altarfisch am neuen Standort aufgestellt. … Die Arbeiten wurden von der Firma Winnen, Ettringen, ausgeführt.“7)
Das neue Geläute hat nun bereits 10 Jahre lang seinen kirchlichen Dienst versehen, ohne daß man es während dieser Zeitspanne auch für zivilgemeindliche Notfälle hätte in Anspruch nehmen müssen.
Wenn sich Zivil- und Kirchengemeinde sowie die Jagdgenossenschaft wie bisher, so auch in Zukunft die Pflege und Unterhaltung der Galenberger St. Rochus-Kapelle mit ihrem z. T. recht wertvollen Inventar und dem denkmalgeschützten Zwiebeltürmchen als Wahrzeichen des Ortes angelegen sein lassen, wird das kleine Kirchlein auch kommenden Generationen von christlich geprägter Ortstradition künden können.
Anmerkungen:
- Unter den Spendern sei der 1964 verstorbene Prof. Dr, Martini, der ehemalige Leibarzt von Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer Bonn hervorgehoben, der den Altar und das Altarkreuz stiftete.
- Maschinenschrift der Ortschronik der Gemeinde Galenberg, angelegt am 6. April 1987 von Peter Dietz, S. 25
- Vgl.: Busley, Josef/Neu. Heinrich, Die Kunstdenkmaler des Kreises Mayen. 1. Halbband, Düsseldorf 1941, S. 233: Schug. Peter. Geschichte der Dekanate Mayen und Burgbrohl und einzelner Pfarreien der Dekanate Daun, Gerolstein. Ketberg und Remagen. Trier 1961, S. 502
- Chronik des Dorfes Galenberg. Bd. 1. o.S. Jahr 1942
- Ebenda.:Jahr 1942
- Vor dem Einbau des elektrischen Läutewerks hatte reihum jedes Haus des Dorfes neben der Reinigung und dem Ausschmücken der St, Rochus-Kapelle auch das Läuten der G locke für ein Jahr-jeweils Mitte September eines jeden Jahres beginnend – zu übernehmen,
- Maschinenschrift der Ortschronik Galenberg, S, 64.