Die Schutzhütte auf dem Steinerberg bei Kesseling

Erschließung der Eifel 

Wer einmal von den Eifelbergen Ausschau gehalten und die geologische Eigenart und vielgestaltige Schönheit der Landschaft mit ihren Vulkankegeln und bewaldeten Bergrücken betrachtet hat, kann verstehen, aus welchem Grund die Erschließung der Eifel durch Wanderwege, Aussichtstürme und Schutzhütten bereits um die Jahrhundertwende ein Hauptziel des 1888 gegründeten Eifelvereins war. Schon in den Anfangsjahren der Vereinsgeschichte haben einzelne Ortsgruppen maßgeblich dazu beigetragen, daß die Eifel, welche noch bis zum Ende des vergangenen Jahrhunderts für Wanderer und Touristen fast unerschlossen war. heute über ein dichtes Netz von markierten Wanderwegen, Schutzhütten und Aussichtstürmen verfügt „…Wenn Du das Bedürfnis hast, Dich an Leib und Seele zu erholen, – so ein Rat der Gründerväter des Eifelvereins –greife zum Stock, entfliehe den engen Räumen, umgeben vom Dunst und Staub der Straßen und wandere. Es wird Dir bald wohler ums Herz, klarer im Kopf und Deine Muskeln werden gestärkt.“

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Eröffnung der Schutzhütte auf dem Steinerberg am 11. Mai 1908 

Besonders der Wald sollte hierbei als eine Quelle der Erholung und der Erfrischung angesehen und geschützt werden.
Unter diesen Gesichtspunkten wurde auch seinerzeit schon die Wanderstrecke über den Höhenzug von Ramersbach zum Steinerberg geplant, wobei die Ortsgruppen Bonn und Ahrweiler als erste die Initiative dazu ergriffen hatten.

In der Jahreshauptversammlung der Ortsgruppe Bonn vom 11. Mai 1906 war der Plan diskutiert worden, das Gebiet zwischen Ahr und Kesselinger Tal für Wanderer zu erschließen. Doch die Ausrührung mußte noch einige Jahre aufsich warten lassen.1) Auch die Ortsgruppe Ahrweiler hatte das gleiche Ziel verfolgt und bereits im Winter 1907/08 den Bau eines Aussichtsturmes und einer Schutzhütte auf dem 506,5 m hoch gelegenen Häuschen beschlossen. Der Grundstein dazu wurde am 29. März 1908 gelegt, und die Einweihung des Aussichtsturmes konnte am 11. Mai 1908 vorgenommen werden.2)

Schon damals engagierte sich der Eifelverein für den Wald. Zum Schutz der Natur hatte die Ortsgruppe Köln des Eifelvereins bereits 1907 an alle Wanderfreunde den Hinweis gerichtet, daß es eine Dankespflicht aller Wanderer sei ….. Die Sicherheit des Waldes nicht durch Rauchen zu gefährden.“ Sie fügte noch folgende Bitte hinzu: „… mutwillige Zerstörer zur Anzeige zu bringen“ und nicht „durch Fortwerfen von Papier, Blechdosen, Eierschalen, Flaschen, den Wald zur Müllabladestätte …“ zu machen.3)
Man kämpfte demnach schon vor 90 Jahren gegen die gleichen Probleme an wie heute.

Plan und Bau der Schutzhütte

Auch die Ortsgruppe Bonn hat ihren bereits 1906 diskutierten Plan von der Erschließung des Gebietes zwischen der Ahr und dem Kesselinger Tal erneut aufgegriffen und sich die Errichtung einer Schutzhütte auf dem Steinerberg zum Ziel gesetzt. Nach dem bereits ausgearbeiteten Bauplan war für die Schutzhütte auf dem Steinerberg eine Grundfläche von 7,5 x 7,5 m vorgesehen. Im 25 Quadratmeter geschlossenen Innenteil sollte eine Kochstelle eingebaut werden, und die restliche Fläche war für eine überdachte Veranda vorgesehen.4)

Da die Finanzierung des Projektes in Höhe von rund 3000 Mark gesichert war, wurde in der Sitzung vom 3. August 1911 der Bau endgültig beschlossen. Im Protokoll dieser Sitzung ist zu lesen:

„Desweiteren beschließt die Versammlung, die vom Hüttenausschuß ausgesuchte, von Herrn Regierungs-Baumeister Thoma entworfene Schutzhütte auf dem Steinerberg im Ahrgebiet zwischen Rech, Altenahr und Kesseling nach den Plänen und dem Kostenanschlag zu bauen. Es ist bereits mit dem Rohbau begonnen …“ Die für den Hüttenbau erforderlichen Steine konnten aus dem Schieferfels an Ort und Stelle gewonnen werden. Die übrigen Materialien mußten aber von Kesseling aus zur 300 m höher gelegenen Baustelle mit Pferdewagen transponiert werden. Das erforderliche Wasser mußte ebenfalls von Kesseling in Bottichen zur Baustelle hinaufgeschafft werden, was besonders schwierig und kostenaufwendig war, da die Transportkosten pro Kubikmeter Wasser 10 Mark betrugen.5)

Einweihung

An der Einweihung der Schutzhütte auf dem Steinerberg am 24. September 1911 haben dann Abordnungen der Ortsgruppen Bonn. Adenau, Ahrweiler. Brück. Burgbrohl. Euskirchen und Köln teilgenommen. Über den Ausblick vom Steinerberg schreibt der Chronist….. Der Kreuzbcrg bei Bonn, der Michaelsberg bei Siegburq, das Siebengebirge. die Westerwaldberge, das Laacher See-Gebiet ist deutlich sichtbar.“ Nachdem der Staffeler Chor unter Leitung von Lehrer Beil ein Ahrlied vorgetragen hatte, hielt der Vorsitzende der Bonner Ortsgruppe, Amtsgerichtsrat Arimond eine Ansprache und begrüßte die Gäste.

Der Vorsitzende des Eifelvereins, Landrat Dr. Kaufmann, beglückwünschte anschließend die Bonner Ortsgruppe zu dem schönen Bau und lobte ihre großen Verdienste um die Erschließung der Ahrberge.

Der Redner erwähnte auch den Erwerb des Wacholderschutzgebietes „Wibbelsberg“ und betonte „…. wie der Verein bestrebt sei, die Eigentümlichkeiten der Eifel zu erhalten. „

Danach sang der Kesselinger Gesangverein unter Leitung von Lehrer Schrandt, noch stimmungsvolle Lieder.

Zerstörungen/Wiederaufbau

Dem ersten Hüttenbau war allerdings kein lange Zeit vergönnt, da die Besatzungssoldaten nach dem Ersten Weltkrieg die Schutzhütte zerstörten. Doch die Erbauer haben sich davon nicht entmutigen lassen und richteten die Hütte erneut auf. Schon am 5. Juni 1921. nur knapp 10 Jahre nach der ersten Einweihung. folgte nochmals eine Einweihungsfeier. Die Schutzhütte war fortan für Wanderer ein vielbesuchtes Ausflugsziel, das auch Übernachtungsmöglichkeiten bot.
Im Zweiten Weltkrieg bekam die Hütte andere Besucher:
Die Luftwaffe übernahm die Hütte und richtete hier eine Funkstelle ein. Erst Anfang 1946 durften die Mitglieder des Eifelvereins der Ortsgruppe Bonn die Hütte wieder in Besitz nehmen und dem ursprünglichen Zweck entsprechend ausstatten. 1952 erlebte die Hütte auf dem Steinerberg dann ihre dritte Einweihungsfeier.

Im Jahre 1969 gab es einen Besitzerwechsel. Ein Kölner Pharmazieunternehmen kaufte den ganzen Besitz auf dem Steinerberg. Im gleichen Jahr wurde etwa 200 m talwärts ein 45 m tiefer Brunnenschacht angelegt und die Wasserversorgung des Steinerberghauses durch eine leistungsstarke Pumpe gesichert. Fast drei Generationen nach der Grundsteinlegung kann der Wanderer heute wieder im Steinerberghaus, das ganzjährig vom Hüttenwirt Hans Zabbae betreut wird, zur Rast einkehren.

Eine Wanderung von Ramersbach über den Höhenzug zum Steinerberg führt „Auf Nentert“. einer mittelalterlichen Wüstung, vorbei. Nach einer alten Sage ist der Hof auf Nentert an einem „Heiligabend“ von einer Räuberbande überfallen worden, wobei die Bewohner ermordet wurden und der Hof in Flammen aufging.6) Eine Wanderung zum Steinerberg kann somit gleichzeitig ein Gang durch die Geschichte sein.

Wem es also Freude bereitet zu wandern, der kann frohgestimmt vom einmaligen Aussichtspunkt Steinerberghaus den ganzen Bilderreichtum der schönen Eifellandschaft genießen.

Anmerkungen:

  1. Eifelvereinsblatt 1906, S. 55
  2. Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1988, S. 118 ff.
  3. Eifelvereinsblatt 1907, S. 101
  4. Eifelvereinsblatt 1911, S. 204
  5. Eifelvereinsblatt 1911, S. 186
  6. Hans-Georg Klein: Sagen & Legenden von der Bunten Kuh bis zur Landskron, Bad Neuenahr-Ahrweiler 1990, S. 33f

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