Die Post in Bad Breisig
Heinz Schmalz
Das neue Postamt in Bad Breisig
Foto: Kreisbildstelle
Am 7. September 1981 wurde das Postamt Bad Breisig von der Bachstraße in die neuen Postdiensträume in der Zehnerstraße verlegt. Die bisherigen Diensträume reichten für eine ordnungsgemäße Dienstabwicklung nicht mehr aus, eine Erweiterung war aufgrund der örtlichen Verhältnisse nicht möglich.
Der Bezug des neuen Postdienstgebäudes gibt Anlaß, einen kurzen Rückblick auf die fast 500jährige Geschichte der Post in Bad Breisig zu halten. In der postalisch-geschichtlichen Entwicklung innerhalb des Kreises Ahrweiler nimmt Bad Breisig eine herausragende Stellung ein Es ist der älteste Postort im weiten Umkreis.
1490
Erste Einrichtung einer Postroute von Innsbruck nach den Niederlanden durch die Thurn-und-Taxissche Post mit Pferdewechsel in Breisig. Dadurch ist Bad Breisig der älteste Postort im Kreis Ahrweiler. Alle anderen Orte erhielten wesentlich später eine postalische Einrichtung, z. B. Sinzig 1741, Oberwinter 1749, Remagen 1763, Ahrweiler 1818, Altenahr 1838, Rolandseck 1858, Bad Neuenahr1864.
1506
Aus zwei im Postmuseum in Wien aufbewahrten Stundenzettel aus dem Jahre 1506 ist zu ersehen, daß die Thurn-und-Taxissche Reitpost von Mecheln nach Wien von der Eifel über Bad Breisig kommend, Andernach berührte, über das Maifeld weiterging, bei Hatzenport die Mosel überquerte und über den Hunsrück nach Bad Kreuznach führte. Aus einem der Stundenzettel ist zu entnehmen:
Die Strecke Mecheln – Innsbruck – Wien umfaßte etwa 1 300 km, die in 9 1/2 Tagen zurückgelegt wurden. 40 Relaisstationen mit einem Durchschnittsabstand von etwa 32 km (4 Meilen) sind aufgezeichnet. Die durchschnittliche Wegeleistung betrug 5,7 km/h oder 137 km je Tag. Für uns ist von Bedeutung, »5. Vee – Büllesheim 48 km, 10 Stunden 26. März 2 Uhr nachm., 6. Büllesheim – Breisig 38 km, 6 Stunden 26. März 12 Uhr nachts, 7. Breisig – Hatzenport 34 km 61/2 Stunden 27. März 6 Uhr vorm.«
Man darf die damals erzielten Leistungen nicht mit den heutigen Verhältnissen vergleichen. Auf den schlechten Wegen und bei Dunkelheit war es unmöglich eine schnellere Gangart anzuschlagen. Trotzdem muß es als eine gute Geschwindigkeit angesehen werden, die Strecke Büllesheim – Bad Breisig oder weiter bis Hatzenport in jeweils etwa 6 Stunden in der Nacht abzureiten.
1615
Einstellung eines ständigen Posthalters.
1624
»Kontakt des Kaiserlichen Postmeisteren zu Köln Henot mit Werner Mandt zu Breisich wegen Führung der Post von Breisich nach Wesseling und Koblenz«.
Inzwischen durften bei der Post auch Privatbriefe zur Beförderung mitgegeben werden. Die Städte im Kreisgebiet bedienten sich nachweislich der Post in Bad Breisig.
1691
Erstmals kamen schwerfällige Postfuhrwerke zur Entlastung der Postreiter durch Bad Breisig.
1702
Verbesserte Postkutschen, mit denen auch Personen befördert werden konnten, hielten in Bad Breisig. Daneben blieben die schnelleren Reitposten noch bestehen.
1704
Reit-, Paket- und Personenposten verkehren mit festgesetzten Haltezeiten und Pferdewechsel in Bad Breisig.
1729
Aus der Jahresrechnung des Bürgermeisters von Sinzig ist zu entnehmen: »Dem Post. Meister zu Breysich wahr über das Briefporto rechnung bey zu legen und quittieren zu lassen … 32 rhtlr«.
1817
Einsatz von »wöchentlich viermal bequeme, in Riemen hängende Postkutschen« mit Halt in Bad Breisig und Pferdewechsel in Remagen.
1820
Schnellposten oder Eilwagen, die von 4 Pferden gezogen wurden und 12 bis 15 Sitze hatten, leiteten die romatische Postkutschenzeit ein. Sie verkehrten nach einem genauen Fahrplan und hatten in Bad Breisig nur eine kurze Haltezeit. Der Reisende zahlte für die Meile (7,420 km) 6 Silbergroschen und hatte 30 Pfund an Gepäck frei.
1821
Die Vielzahl der zu befördernden Pakete und andere, nicht eilige Sachen, machten eine Trennung von den normalen Briefen sowie eilige Reisende in der Art der Beförderung notwendig. Die Post ließ deshalb außer den Schnellposten, die bisher alle Gegenstände mitnahmen, ab 24. 8. 1821 »wöchentlich zweimal von Koblenz nach Köln, Mittwoch und Sonnabend um 4 Uhr morgens, zum Transport von Geldern und Pakete Postwagen abgehen, welche auch von Reisenden benutzt werden können, im Falle sie wegen vielen bei sich habenden Sachen solche jener vorziehen sollten. Die Meile wird mit 4 Sgr bezahlt, wofür 50 Pfund an Sachen frei mitgenommen werden können. Das Mehrgewicht wird nach der gewöhnlichen Posttaxe erhoben. . .«
1827
Mit dem gestiegenen Reiseverkehr mußte die Post, als führendes Personenbeförderungsunternehmen, sich den Anforderungen anpassen.
»Vom 1. 2. 1827 wird zur noch größeren Bequemlichkeit des Publikums eine zweite Schnellpost täglich von Koblenz nach Köln und nach Mainz abgehen und von daher ankommen. Der Abgang ist nach Mainz morgens um 6 Uhr, die Ankunft in Koblenz abends um 5 Uhr, nach Köln abends um 8 Uhr, die Ankunft morgens um 4 Uhr. Da diese Post mit den von Köln abgehenden Schnellposten nach Aachen, Düsseldorf, Cleve und Elberfeld in unmittelbarer Verbindung steht, so gewährt sie den Reisenden eine vorzugsweise schnelle Beförderung«.
1830
Durch eine Verordnung der Post mußten von den Posthaltern für die Reisenden genügend Unterkunfts- und Warteraum zur Verfügung gestellt werden. Aus den sich daraus ergebenden Gaststuben wurden später die Gasthäuser und Hotels »zur Post«.
1849
Die eingehenden Briefsendungen und Pakete blieben früher bei der Post liegen, bis sie abgeholt wurden oder gelegentlichen Marktgängern, Amtsboten oder sonstigen Personen mitgegeben werden konnten. Meist wurde eine mündliche Benachrichtigung zur Abholung der Sendungen den Empfängern zukommen gelassen. Nur zögernd ging man in den Postorten auf die Zustellung der eingegangenen Sendungen über.
Laut Bekanntmachung vom 18. 9. 1849 wurde in Niederbreisig die Landzustellung eingeführt.
»Auf Anordnung des hohen General-Post-Amtes sind bei den untergeordneten Postexpeditionen . . . Niederbreisig . . . nunmehr Landbriefbestellungen eingerichtet worden.
Der Landbriefträger bestellt alle Briefe, Adressen, Geldscheine, Geldsendungen von geringem Betrag und Pakete bis zu einem Gewicht von 5 Pfund an bestimmten Tagen jeder Woche mehrere Male.
Auf den zu bestellenden Briefen usw. ist das Porto auf der Adreßseite und das Bestellgeld auf der Siegelseite des Briefes in Zahlen in roter Tinte verzeichnet.
Das Bestellgeld beträgt für den einzelnen Brief, wovon auch herrschaftliche Dienstbriefe nicht ausgenommen sind, 1 Sgr. Die Tage, an welchen die Landbriefträger und für welche Tour sie abgefertigt werden, sind bei den obengenannten Postanstalten zu erfahren.«
Seit dieser Zeit gingen die Landzusteller von der Post in Bad Breisig nach Oberbreisig, Rheineck, Gönnersdorf und Waldorf (bis 1923).
Alte Bad Breisiger Bürger können sich noch an die Zeit erinnern, da der verstorbene Postbeamte Flerus mit einer Handschubkarre voll Pakete oft zweimal am Tage zu den Dörfern fuhr. Vorspann leistete hierbei öfters die Schuljugend, um sich die übliche Gebühr von 5 Pfennig zu verdienen.
1850
Mit der Einführung der Briefmarken kamen auch zur Entwertung »Vernichtungsstempel« in Gebrauch. Der Abdruck eines solchen Stempels zeigt 4 Ringe und in der Mitte die damals für Niederbreisig festgelegte Zahl »1048«. 1860 fiel der Ringstempel weg und dafür kam ein Stempel mit Orts- und Datumangabe.
1858
Bei der Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie Rolandseck – Koblenz fielen folgende Postkutschenverbindungen, die in Bad Breisig an der Postexpedition hielten, weg: Von Bonn nach Koblenz in Bad Breisig gegen 2.00 Uhr, vierspännig mit 12 Sitzen, 4.30 Uhr, dreispännig mit 8 Sitzen, 12.30 Uhr, vierspännig mit 12 Sitzen, 15.00 Uhr, vierspännig mit 12 Sitzen. Von Koblenz nach Bonn in Bad Breisig gegen 2.30 Uhr, vierspännig mit 12 Sitzen, 9.30 Uhr, vierspännig mit 12 Sitzen, 10.00 Uhr, vierspännig mit 12 Sitzen, 22.45 Uhr, dreispännig mit 8 Sitzen. Darüber hinaus kamen auch alle ohne genauen Fahrplan verkehrenden Frachtposten in Wegfall.
1877
Bad Breisig erhielt eine Telegraphendienststelle.
1894
Waldorf, bisher zum Landzustellbereich von Niederbreisig gehörend, erhielt eine eigene Postagentur. Derselben waren zugeteilt: Franken, obere Waldorfer Mühle, untere Waldorfer Mühle, Gönnersdorf, Frauenberger Hof und Rodderhöfe. Die Postzuführung ging weiterhin über das Postamt Niederbreisig.
1898
Der erste Fernsprecher wurde in Niederbreisig angeschlossen.
1905
Einsatz eines einspännigen Pferdefuhrwerks zur täglichen Postversorgung durch das Vinxt-bachtal bis nach Waldorf. 1923
Durch den Einsatz von Kraftfahrzeugen wurden die bisher zum Postamt Niederbreisig gehörenden Landorte in der Postversorgung abgetrennt und anderen Postämtern unterstellt.
1929
In Gönnersdorf wurde eine Poststelle II eingerichtet und diese dem Postamt Brohl unterstellt. 1947
In Rheineck wurde eine Poststelle II eingerichtet und diese ebenfalls dem Postamt Brohl unterstellt.
1958
Die Postversorgung von Bad Breisig wurde vom Bahnpostdienst losgelöst und kam in die Versorgung mittels Kraftfahrzeugen vom Postamt Remagen. Gleichzeitig wurde auch die Verteilung der Briefsendungen des Briefabgangs auf das Postamt Remagen verlagert.
1959
Das Postamt Niederbreisig erhielt sein erstes
Kraftfahrzeug für die Paketzustellung.
1961
Bei der Einführung der Postleitzahlen wurde für
Niederbreisig die Zahl »5484« festgelegt.
1968
In dem Ortsteil Oberbreisig wurde nach langen Bemühungen eine Annahmepoststelle eingerichtet.
1969
Im Zuge der Verwaltungsreform in Rheinland-Pfalz wurden die Gemeinden Niederbreisig, Oberbreisig und Rheineck zu der Gemeinde Bad Breisig zusammengeschlossen. Die Zustellung von Postsendungen im Ortsteil Rheineck wurde zum Postamt Bad Breisig zentralisiert. Die Poststelle blieb als Annahmestelle weiterhin bestehen.
1972
Die Öffnung eines Postschalters an Sonntagen fiel aus wirtschaftlichen Überlegungen weg.
1980
Mit Ablauf des Monats Juni wurde die Annahmepoststelle im Ortsteil Rheineck aufgehoben. Vom 1. Juli wird die Zustellung der bis dahin selbständigen Poststelle in Gönnersdorf von Bad Breisig aus durchgeführt und die Poststelle in eine Annahmepoststelle umgewandelt. Heute sind nur noch einige Häuser bekannt, in denen die Post räumlich untergebracht war. Um 1800 war sie im Haus Corzilius (Löbler, Bürgerstube) in der Vogelsangstraße. Später wechselte der Standort in die Zehnerstraße (»Zum weißen Roß«), dann in die Bachstraße (»Zur alten Post«) und von 1877 bis 1958 in das Haus Queckenberg (jetzt Schuhgeschäft Hansen). Im Jahre 1958 wurden die Diensträume in der Bachstraße bezogen, die 1981 in den Neubau in der Zehnerstraße verlegt wurden.