Die Polizei im Kreis Ahrweiler im Wandel der Zeit
Nachkriegszeit
Ein kompletter Neuanfang musste auf dem Gebiet der Inneren Sicherheit nach dem Zweiten Weltkrieg begonnen werden. Mit dem Einmarsch der Amerikaner im März 1945 war im Kreisgebiet das Ende der NS-Zeit gekommen. Auf die amerikanische Besatzung folgte im Juli 1945 die französische, von der die Aufgaben zur Aufrechterhaltung von Recht, Sicherheit und Ordnung schon früh in die Hände deutscher, sprich einheimischer Kräfte vor Ort, gelegt wurden.
In den ersten Nachkriegsmonaten wurden zum Dienst verpflichtete Männer nicht in Uniform eingesetzt, sondern mit einer Armbinde gekennzeichnete „Beamte“. Es handelte sich dabei um nach einer ersten Prüfung als „unbelastet“ eingestufte Bürger.
In dieser Zeit mangelte es aufgrund von Kriegszerstörungen und Beschlagnahme durch die Besatzungsmacht an geeigneten Dienstgebäuden und nicht zuletzt auch an Verkehrsmitteln, um die anstehenden Aufgaben zu erledigen. Dienstfahrzeug war vor allem das Fahrrad.
So wurden über das ganze Kreisgebiet verteilt Polizeiposten (Gendarmerieposten) eingerichtet, die sich durchweg in der Wohnung der Polizeibeamten befanden. Die Ehefrau und sonstige Familienmitglieder mussten zwangsläufig den Polizisten (Gendarmen) vor Ort unterstützen, sei es durch die Entgegennahme von Telefongesprächen oder auch durch Auskünfte.
Solche Einzelposten hat es in vielen Orten des Kreises gegeben; u. a. in der Gemeinde Hochacht (bei Jammelshofen), in Dümpelfeld und Gelsdorf, um nur einige zu nennen.
Mit welchen Schwierigkeiten ein solcher Einzelposten in der Nachkriegszeit zu kämpfen hatte, zeigt schon die Tatsache, dass ein Polizist aus Hochacht einen ganzen Tag mit dem Fahrrad unterwegs war, um an einer zentralen Dienstbesprechung in der Kreisstadt Ahrweiler teilzunehmen.
Nach der Bildung von Rheinland-Pfalz im Jahre 1947 wurden innerhalb des Kreises Ahrweiler drei staatliche Polizeibehörden eingerichtet, nämlich die Polizeiämter Ahrweiler, Bad Neuenahr und Remagen. Gendarmerie-Kommandos gab es in Sinzig und Altenahr, während an den Standorten Niederbreisig, Niederzissen, Adenau, Antweiler und Ringen Gendarmerie-Stationen zu Lasten der Einzelposten eingerichtet wurden.
Die Gendarmerie-Stationen waren zu dieser Zeit stets in den Rathäusern der Amtsverwaltungen untergebracht. In Ringen und Antweiler waren sie mit jeweils zwei Beamten besetzt.
Adenau, Bad Breisig und auch Niederzissen konnten auf einen etwas stärkeren Personalbestand zurückgreifen, was auf das entsprechend größere Gebiet zurückzuführen war, das betreut werden musste.
Organisationsveränderungen
Im Zuge der Gebiets- und Verwaltungsreform in Rheinland-Pfalz kam es auch bei der Polizei zu Organisationsveränderungen. Nach der Zusammenlegung der Städte Bad Neuenahr und Ahrweiler zur Gesamtstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler im Jahre 1969 wurden auch die Polizeiämter der beiden Städte zu einer Dienststelle in Ahrweiler, Wilhelmstraße, zusammengeführt.
Zu Beginn des Jahres 1971 wurde das Polizeiamt Remagen und das Gendarmerie-Kommando Sinzig zu einer Dienststelle, dem Gendarmerie-Kommando Remagen, zusammengelegt und in der Seelenstraße in Remagen, ehemaliges Betriebsgelände der Firma Pomp, untergebracht.
Die kleineren Gendarmerie-Stationen u. a. in Antweiler, Ringen, Bad Breisig und Niederzissen wurden aufgelöst. Die Aufgaben der Stationen in der Umgebung übernahmen die Gendarmeriekommandos in Remagen und Altenahr. Freiwerdende Einsatzkräfte verstärkten die jetzt zuständigen Dienststellen.
Ab 1974 wurden die damaligen Gendarmerie-Kommandos in Schutzpolizeiinspektionen umgewandelt.
In Adenau wurde dem politischen Anliegen, Standort einer Polizeidienststelle zu sein, weiterhin Rechnung getragen. Die ehemalige Gendarmerie-Station wurde in eine Polizeiwache umgewandelt, auf der zeitweilig fünf, in aller Regel aber vier Beamte Polizeivollzugsdienst im Tagesdienst verrichteten. Nachts, aber auch teilweise tagsüber, wurde dieser Dienstbezirk von der Schutzpolizeiinspektion Altenahr mit betreut.
Mithin gehörten zum Zuständigkeitsbereich der Schutzpolizeiinspektion Altenahr die zu den Verbandsgemeindeverwaltungen Altenahr und Adenau gehörenden Gemeinden.
Neue Zuständigkeitsgebiete der Dienststellen Bad Neuenahr-Ahrweiler und Altenahr
Bereits 1974 kam die bis dahin zur Verbandsgemeinde Brohltal gehörende Gemeinde Ramersbach aufgrund eines Bürgerentscheids als Stadtteil zur Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler.
Die polizeiliche Zuständigkeit wechselte damit von der Schutzpolizeiinspektion Remagen zum Polizeiamt Bad Neuenahr-Ahrweiler.
Luftaufnahme des Polizeigebäudes in Bad Neuenahr-Ahrweiler, 2003
Bis zum Jahr 1979 gehörte das gesamte Gebiet der Gemeinde Grafschaft zum Zuständigkeitsbereich der Schutzpolizeiinspektion Altenahr. Nicht nur für die Bevölkerung dieser Gemeinden war es eine wohltuende Änderung, dass in diesem Jahr die dort anfallenden polizeilichen Aufgaben in die Zuständigkeit der Beamten des damals noch existierenden Polizeiamtes Bad Neuenahr-Ahrweiler gefallen sind. Ab diesem Zeitpunkt war es dann nicht mehr erforderlich, dass Beamte aus Altenahr vor der Haustür der Kreisstadtpolizei (Lantershofen, Karweiler usw.) Verkehrsunfälle aufzunehmen und darüber hinaus gehende Tätigkeiten wahrzunehmen hatten. Nicht selten führten die Anfahrtswege zu den Einsatzorten über die Ahrstrecke durch das Gebiet des Polizeiamtes, um so schnell wie möglich in die untere Grafschaft zu gelangen.
Luftaufnahme des Polizeigebäudes in Adenau, 2003
Die Schutzpolizeiinspektion Altenahr war bis zu dieser Zeit flächenmäßig wohl die größte Polizeidienststelle im Kreis Ahrweiler, denn ihr Zuständigkeitsbereich dehnte sich bis dahin von Nohn und Müllenbach bis hin nach Birresdorf aus. Der Schwerpunkt dieser Dienststelle lag aber eindeutig im Bereich der Mittelahr. Vor allem in den Weinorten von Altenahr bis Dernau, und im Bereich des Nürburgringes gab es während der Saison im Sommer und Herbst viel zu tun. Der Bereich Nohn gehört seit der Gebietsreform zur Verbandsgemeindeverwaltung Kelberg und somit nicht mehr zum Kreis Ahrweiler.
Schutzpolizeiinspektionen
Im Jahr 1987 wurde das Polizeiverwaltungsgesetz erneut novelliert.
Die im Land Rheinland-Pfalz noch vorhandenen Polizeiämter, so auch das Polizeiamt Bad Neuenahr-Ahrweiler, wurden in sogenannte Schutzpolizeiinspektionen umgewandelt.
Sinzig und Remagen bildeten eine Einheit mit Sitz in der Stadt Remagen,
Die Schutzpolizeiinspektion Remagen war nun im gesamten Rheingraben von der Landesgrenze zu NRW bis Brohl und darüber hinaus im gesamten Brohltal zuständig.
Der Zuständigkeitsbereich der Schutzpolizeiinspektion Bad Neuenahr-Ahrweiler erstreckte sich auf das gesamte Stadtgebiet, zu dem bekanntlich alle umliegenden Stadtteile zählen und die seit Ende der 70er Jahre zum Polizeiamt gehörende Gemeinde Grafschaft.
Die Führungsstrukturen waren bis zur Auflösung der Polizeiämter insgesamt recht unterschiedlich. Während die Dienst- und Fachaufsicht über die Polizeiämter unmittelbar der Bezirksregierung oblag, waren die übrigen Polizeidienststellen in die Kreisverwaltung Ahrweiler eingebunden. Das bedeutete, dass der Landrat hier die Aufgaben des Dienstvorgesetzten ausübte. Hierzu bediente er sich eines uniformierten Leiters, des sogenannten „Kreischefs“.
Neben der uniformierten Polizei gab es selbstverständlich auch die Kriminalpolizei, die folgerichtig ebenfalls unterschiedliche Strukturen aufwies.
Bei den Gendarmerie-Stationen wurden Ende 1970 zunächst einmal Ermittlungsgruppen eingerichtet, die in Uniform die kleine Kriminalität (Diebstähle etc.) bearbeiteten und die später nach einer Spezialausbildung als Kriminalbeamte übernommen wurden. So gab es in Altenahr wegen der spärlichen Besetzung von zunächst vier und später fünf Beamten das Kriminalkommissariat Altenahr und in Remagen die Kriminalpolizeiinspektion Remagen, deren Leiter die unmittelbare Vorgesetztenfunktion für die Kollegen in Altenahr zu übernehmen hatte.
Über allen stand der Landrat des Kreises mit seinem Dezernenten, dem Leiter der Vollzugspolizei.
Bei den Polizeiämtern übte diese Funktion ein Verwaltungsbeamter aus, da zum Polizeiamt wesentliche Aufgabenbereiche mit Verwaltungsaufgaben gehörten: Meldebehörde, Verkehrsbehörde, Fundamt. Neben der Verwaltungsabteilung gliederte sich das Polizeiamt weiterhin in die Schutz- und Kriminalpolizei.
Mittlerweile kristallisierte sich heraus, dass zwar die Dienstaufsicht weiterhin bei der Bezirksregierung angesiedelt war, die Fachaufsicht aber dem Leiter der Vollzugspolizei bei der Kreisverwaltung oblag. Dieser gehörte mittlerweile dem höheren Polizeidienst an und ließ erkennen, dass das bis dahin selbstständige Handeln der Polizeiämter reinen „Anachronismus“ darstellte.
Nicht zuletzt diese Bestrebungen führten zur Auflösung aller Polizeiämter im Lande Rheinland-Pfalz, was gleichzeitig auch den Wechsel aller Verwaltungsaufgaben zu den Stadt- und Verbandsgemeindeverwaltungen zur Folge hatte.
Luftaufnahme des Polizeigebäudes in Remagen, 2003
Anstelle der Polizeiämter wurden je ein Kriminalkommissariat und eine Schutzpolizeiinspektion in den Räumen der Polizeiämter eingerichtet.
Unter einem Dach waren nunmehr an den drei Standorten Bad Neuenahr-Ahrweiler, Altenahr und Remagen uniformierte Polizei (Schutzpolizeiinspektionen) und Kriminalpolizei untergebracht.
Die Kriminalpolizei wurde zu einer Kriminalpolizeiinspektion (KPI) zusammengefasst, deren Leiter ab jetzt beim Leiter der Vollzugspolizei innerhalb des Dienstgebäudes der Kreisverwaltung Ahrweiler Dienst verrichtete.
Ihm nachgeordnet waren die Kriminalkommissariate Remagen, Bad Neuenahr-Ahrweiler und Altenahr.
Neuorganisation 1993
Im Oktober 1993 hat es erneut für die Polizei des Landes Rheinland-Pfalz eine bedeutende Neuorganisation gegeben. Die Polizei wurde aus der allgemeinen Verwaltung herausgelöst und in einer eigenen Struktur dem Innenministerium unmittelbar unterstellt.
Die Führungsstruktur setzt sich über die Polizeipräsidien und Polizeidirektionen bis hin zu den Polizeiinspektionen fort.
Die drei Polizeiinspektionen des Kreises Ahrweiler gehören seit dieser Zeit der Polizeidirektion Mayen an, die wiederum dem Polizeipräsidium Koblenz unterstellt ist. Der Dienstvorgesetzte der Polizeibeamten im Kreis Ahrweiler ist mithin nicht mehr der Landrat, sondern der Polizeipräsident als Leiter des Polizeipräsidiums Koblenz.
Nicht nur diese Änderung war für die Bevölkerung und die Polizeibediensteten von Bedeutung, sondern auch geographische und innerorganisatorische Maßnahmen.
So wurde entschieden, dass die Polizeiinspektion Altenahr ganz nach Adenau verlegt wird.
Die statistischen Fallzahlen, nicht zuletzt wegen der starken Belastung am Nürburgring, hatten eindeutig ergeben, dass der Standort der Dienststelle verändert werden musste – allerdings fehlte es zunächst an einem geeigneten Gebäude für die neu einzurichtende Dienststelle.
So gab es ab September 1993 das Kuriosum, dass die jetzt eingerichtete Polizeiinspektion Adenau ihren Sitz in Altenahr-Altenburg (Im Weiher) behielt. Mit Errichtung eines neuen Polizeigebäudes in Adenau (Im Straußenpech) wurde der Standort der Dienststelle im November 1996 schließlich verlegt. Die Beamten dieser Dienststelle sind unverändert für die Gemeinden der Verbandsgemeinde Altenahr und Adenau und auch für die Stadt Adenau zuständig.
Auch die Kriminalkommissariate im Kreis Ahrweiler wurde aufgelöst und der neu gegründeten Kriminalinspektion Mayen mit ihrer überörtlichen Zuständigkeit für den Landkreis Ahrweiler sowie Teile des Landkreises Cochem als auch große Teile des Kreises Mayen-Koblenz zugegliedert.
An den Standorten Remagen und Bad Neuenahr-Ahrweiler wurden zur Aufgabenerfüllung innerhalb der Polizeiinspektionen jeweils ein Kriminal- und Bezirksdienst eingerichtet, in dem Uniformierte und Kriminalbeamte gemeinsam ein eng umfasstes Aufgabengebiet bei der Verbrechensbekämpfung wahrzunehmen haben. Im Bereich der Polizeiinspektion Adenau verzichtete man auf Zuweisung von Kriminalbeamten. Deren Aufgaben werden unmittelbar von den Beamten der Kriminalinspektion Mayen wahrgenommen.
Diese Darstellung des organisatorischen Wandels kann nur einen kleinen Einblick in die Struktur der Polizei im Kreisgebiet gewähren. Insbesondere die Schilderung aus den Nachkriegsjahren beruhen auf dem Erinnerungsvermögen noch lebender Zeitzeugen.
Aus dem zurückliegenden Kalenderjahr (2002) lässt sich anhand der erfassten Verkehrsunfälle und auch Straftaten ablesen, welche Belastungen neben dem Alltagsgeschehen von den im Kreis Ahrweiler beschäftigten Polizeibeamten zu bewältigen sind.
So hat die Polizei im Kreis Ahrweiler im vergangenen Kalenderjahr immerhin 4177 Verkehrsunfällen aufgenommen und bearbeitet (s. Statistik aus 2002 auf S. 550.).
Die Zahlen aus der Kriminalstatistik für den Bereich des Kreises Ahrweiler zeigen das Spektrum der Straftaten.
Unfälle insgesamt: | 4177 | Getötete | Schwerverletzte | Leichtverletzte |
Unfälle mit Personenschaden: | 762 | 16 | 204 | 542 |
davon mit Fußgängerbeteiligung: | 70 | 0 | 13 | 57 |
davon mit Radfahrerbeteiligung: | 89 | 1 | 23 | 65 |
Im Jahr 2002 wurden insgesamt 9179 Straftaten erfasst, wobei der Schwerpunkt eindeutig auf dem Sektor „Eigentumskriminalität“ lag. So wurden insgesamt 3860 Diebstähle zur Anzeige gebracht; 1000 Sachbeschädigungen und 630 Körperverletzungen angezeigt. 493 Rauschgiftdelikte gehörten auch zum Spektrum der Strafanzeigen. Die Organisationsstruktur der Polizei des Landes Rheinland-Pfalz wird auch weiterhin dafür Sorge tragen, dass im Kreis Ahrweiler das Alltagsgeschäft bewältigt und dem Sicherheitsgefühl des Bürgers Rechnung getragen wird.