Die Pfarrkirche in Königsfeld
Die Pfarrkirche in Königsfeld
VON PFARRER PETER SCHUG
Sicherlich besaß Königsfeld schon um 1100 eine Pfarrkirche. Die erste urkundliche Nennung einer Kirche geschieht aber erst am 7. 10. 1226, da der Staufenkönig Heinrich, der Sohn Friedrichs II., seinem Getreuen Gerichin von Sinnig das Patronatsrecht in Königsfeld überträgt. Dieser darf jedoch nur einen Kleriker präsentieren, der Resident hüll und selbst oder durch einen Vertreter den Gottesdienst in Königsfeld und in der Kapelle Landskron verrichten läßt. Heinrichs Bruder, König Konrad IV., bestätigt 1246 die Übertragung von 1226. 1276 begegnet uns der fromme Rudolf von Habsburg, der als deutscher König den Burgherrn Gerhard von Landskron mit Königsfeld und Heckenbach belehnt; später wiederholt Kaiser Heinrich VII. die Belehnung und nennt ausdrücklich die beiden Kirchen, denen der Belehnte einen Priester geben soll. Damals hatte Königsfeld schon Vorrecht vor der Kirche Heckenbach, dessen Inhaber nur Vikar war.
Der ,,Liber valoris“ zählt Königsfeld zu den Pfarreien des alten kölnischen Ahrgaudekanates, bei dem es bis 1802 blieb. Vorübergehend der Diözese Aachen zugeteilt, ist es seit l824 bei der Diözese Trier, zunächst im Dekanat Ahrweiler, seit 1869 im Dekanat Remagen. Der Umfang der Pfarrei war stets wie heute; Heckenbach wird nur 1351 Filiale genannt, scheint aber stets ein eigener Seelsorgsbezirk gewesen zu sein, wenn auch in gewisser Abhängigkeit von Königsfeld. Im Jahre 1594 will der Pastor Karl Wilhelm bei der Besetzung der Pfarrei Waldorf ein altes Recht ausüben: er und seine Vorgänger hätten stets den Kaplan in den Filialen angestellt und die Hälfte des Zehnten in Waldorf gehabt. Wohl aber hatten später die Herren von Königsfeld-Bassenheim das Kollationsrecht daselbst, und sie haben dabei sicher den Pastor von Königsfeld zu Rate gezogen. Wir finden jedoch keine anderen Belege, die Waldorf Filiale von Königsfeld nennen.
Kirche
Die älteste heule noch erhaltene Anlage ist der Chor, der in der Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut sein dürfte, in der Zeit, in der Gerhard von Landskron von Rudolf von Habsburg mit Königsfeld belehnt wurde. Das Langhaus, etwas jünger, wurde 1532 auf einer Mittelsäule gotisch eingeweiht, in unseren Tagen 1912 nach Plänen des Architekten Peter Marx in Trier neu gebaut. Der alte Turm, 1736 gebaut, blieb bis heute erhalten. Die Sakristei, fast quadratisch, 1495 errichtet, ist heute Kriegsgedächtniskapelle. Da Königsfeld im Mittelalter mehr Bedeutung als heute hatte, als ein Ort mit Stadtrechten und Hauptsitz eines adeligen Geschlechtes werden diese Herren viel Wert darauf gelegt haben, eine gut ausgestattete Kirche zu haben. Lehfeld und die „Kunstdenktmäler des Kreises Ahrweiler“ haben diese alte dreiachsige Pfeilerbasilika mit dem im Übergangsstil gebauten Westturm genau beschrieben. Sie war im Lichten 25,60 m lang und 13,40 m breit. Seit 1845 trug man sich mit dem Gedanken, ein neues Gotteshaus zu bauen; 2000 Taler lagen für diesen Zweck bereit, doch der Bürgermeister und sein Sekretär vereitelten den Plan. Daher wurde es 1859 vorläufig restauriert. Erst 1898 begann die Sammeltätigkeit von neuem, 1911 waren 35000 Mark zusammen. Dechant Müller in Remagen konnte am 17. 6. 1912 den Grundstein zur neuen Kirche legen, die er bereits am 10. 11. 1912 benedizieren durfte. Die feierliche Konsekration nahm der hochselige Bischof Korum am 4. 5. 1915 vor. Man feierte das Kirchweihfest am 1. Sonntag im August. Patron der Kirche war stets der hl. Nikolaus, Bischof und Bekenner.
Ausstattung
Da die Herren des Dorfes und der Herrschaft Königsfeld, die Waldbott von Bassenheim, 1628, 1684 und 1697 eine Visitation verhinderten und diese sich selber vorbehielten, fehlen uns leider wichtige Aufschlüsse über die Kirche und deren Ausstattung. 1743 waren drei Altäre vorhanden : der St. Nikolausaltar, ein Muttergottes- und Isidoraltar (1762: letzterer zu Ehren des hl. Joseph). Der Hochaltar war aus Holz, 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts mit dem Waldboltschen Wappen und Kreuzigungsbild. Ein ehemals berühmter Jodokusaltar erscheint nicht mehr; sollte nicht die Statue außen an der Ecknische mit der Jahreszahl 1495, in der die „Kuiistdenk-mäler“ den hl. Wendelmus vermuten, St. Jodokus darstellen? Der 1743 erwähnte romanische Taufstein ist verschwunden und 1930 durch eine neue Arbeit von Ernst Riegel in Köln ersetzt worden. Bemerkenswert ist das Sakramentshäuschen aus Tuff, aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, mit 2 Schildern mit dem Ehewappen des Anton Waldbott von Bassenheim (+ 1536) und seiner Ehefrau Elisabeth von Volrats (+ 1537).
Der Turm besitzt drei Glocken. Die erste Glocke hat einen Durchmesser von 98 cm und stammt aus dem Jahre 1710. Die zweite Glocke aus dem Jahre 1763 hat einen Durchmesser von 70 cm. Die dritte und größte Glocke mit einem Durchmesser von 114 cm aus dem Jahre 1737 wurde, da sie gesprungen war, 1846 umgegossen. Alle drei Glocken tragen Wappen und Namen der Waldbott von Bassenheim.
Die 1737 gegossene Glocke trägt die Umschrift:
Vivos voco,
mortuos plango,
fulgura frango.
Diese drei Sinnsprüche schrieb Friedrich von Schiller sechzig Jahre später auch vor sein „Lied von der Glocke“.
Die Lebenden rufe ich,
die Toten beklage ich,
die Blitze breche ich.
Das alte Uhrwerk im Turm stammt aus der Ahrweiler Pfarrkirche.