Die Landskrone – ökologisches Kleinod

Welche Geschichten mag dieser 272 m hoch ins Ahrtal vorspringende Basaltberg schon gesehen haben?

Die Germanen hatten dort angeblich eine Kultstätte, die Römer einen Wachturm unterhalten, die Staufer 1206 die Burg erbaut und der heutige Mensch bis 1889 einen Steinbruch unterhalten. Aber welche Spuren haben diese Menschen hinterlassen?

Die Römer einige Münzen und Tonscherben, die Staufer eine Burgruine, deren westliche Reste beim letzten Erdbeben fielen und der moderne Mensch ein ausgebeutetes Loch im Hang.

Und dennoch, es gibt auch ansehnlichere Spuren der Vergangenheit. Keine Bauwerke, keine Juwelen, sondern kleine Schätze der Natur. Vor allem im felsigen Südhang findet man auf einer dort vermuteten Gartenterrasse bemerkenswerte Hinterlassenschaften des Mittelalters; Würz-kräuter wie den echten Gartenkerbel (Anthris-cus cerefolium), die Katzenminze (Nepeta cata-ria), den Runden Lauch (Allium rotundum) und das Bilsenkraut (Hyoscyamus niger). Dieses war nicht nur bei den Heilern, sondern auch wegen seiner halluzinogenen Wirkung in „Hexensalben“ und bei Bierbrauern („Pilsener Bier“) gefragt. In stillen Ecken auf dem Plateau findet sich neben dem Immergrün, mit welchen schon die Römer ihre Gräber schmückten, der Efeu, der hiervon einem besonderen Pflänzchen „umgarnt“ wird. Die Efeu-Sommerwurz (Orobanche hederea) wickelt ihre Wurzeln um und in die des Efeus und saugt so, quasi „per Strohhalm“, Zucker und Nährstoffe aus der Wirtspflanze. So spart sich die braune Sommerwurz aufwendiges Blattwerk und Blattgrün. Im Bereich des nährstoffreichen Plateaus wächst manchmal noch die seltene, übermannshohe Eselsdistel (Onopordum acanthium), eine alte Zier- und Gartenpflanze.

Auch die Niederwälder der Nord- und Osthänge haben einiges an Heilpflanzen zu bieten: den Gelben Fingerhut (Digitalis grandiflora), den Zahntrost (Dentaria bulbifera) und die Arznei-Schlüsselblume (Primula veris). Die sehr sauren Beeren der wilden Stachelbeere (Ribes uvacrispa), die Wildrosen (Rosa spec.) und die Vogelkirsche (Prunus avium) standen schon bei den Steinzeitmenschen auf dem Speiseplan. Die Grüne Nieswurz (Helleborus viridis), ein stark reizender Bestandteil von Niespulvern, findet sich nur noch vereinzelt.

Nicht nur die Pflanzenwelt trumpft mit Seltenheiten auf! Von der Schlingnatter über die Mauereidechsen, vom Segelfalter bis zum Rosen-käfer kann man alle Arten nachweisen. Sogar die seit 1928 als ausgestorben geltende mediterrane Bergzikade (Cicadetta montana) konnte 1995 durch den Autor wiedergefunden werden.

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Die Kuppe der Landskrone – ökologisches Kleinod mit großer Artenvielfalt

Wie an jedem interessanten Aussichtspunkt gibt es auch hier nicht nur einen Sonnenblick, sondern auch Schattenecken, deren man sich in den letzten Jahren angenommen hat. Die Landespflegebehörden haben in Zusammenarbeit mit den engagierten Umweltverbänden einen Maßnahmenkatalog erarbeitet, der die Bewahrung der historischen Pflanzenschätze und deren Ökosysteme gewährleisten soll. Ver-buschte Trockenrasen mit Vorkommen der Bocksriemenzunge (Himantoglossum hircinum), einer Orchidee, müssen freigestellt und dauerhaft gepflegt werden. Zum Schutz der bedrohten Lerchensporne und Gelbsterne (Corydalis bulbosa und Gagea villosa) müssen die wiederholten Raubgrabungen unterbunden werden. Da die Besucher des Plateaus vor allem wegen der schönen Natur auf das Bergplateau kommen, müssen sie hierfür besonders sensibel gemacht werden. Wildes Feuermachen, Querfeldeinlaufen und wilde Müll-„Entsorgung“ sollten dann nicht mehr vorkommen. Durch naturgemäßen Vertragsackerbau können dann auch die steinzeitlichen Pflanzen – Erbstücke wie der Frauenspiegel (Legousia seculum veneris) auf den angrenzenden Lößböden erhalten werden. Da die Kräutersammler und Blumenpflücker in einem Naturschutzgebiet hoffentlich sowieso nicht sammeln, könnten sich die Bestände bald wieder erholen.

So können ohne umständliche Maßnahmen, ohne viel Aufwand und Verdruß auch die kleinen Schätze der Natur bis in die Zukunft erhalten werden. Länger als Münzen und Mauern!

Literatur:

  • Bezirksregierung Koblenz (Hrsg.) (1933): Flora und Fauna im Regierungsbezirk Koblenz: Koblenz
  • Frick. H. (1956): Von der Lage und von der Erbauung des Hauses Landskron: HeimatJahrbuch für den Kreis Ahrweiler, 79 – 91
  • Hante, A. (Hrsg.) (1990); Mayers Naturführer Eifel; Mannheim
  • Hilgers, J. (1995): Zur aktuellen Bestandssituation einigerbamerkens-werter Ruderal- und alter Kulturpflanzen an den Burgen und Burgruinen im Regierungsbezirk Koblenz: Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz, Bd. 8(1). 79-133
  • Kreisverwaltung Ahrweiler (Hrsg.) (1995); Wege zum Wandel: Ahrweiler
  • Ministerium für Umwelt Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (1994): Planung verhetzter Biotopsysteme Bereich Landkreis Ahrweiler: Mainz
  • Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (Hrsg.) (1993): Naturschutz im Rheinland; Neuss
  • Schewe. D. (1984): Wie es vor 777 Jahren zum Bau der Burg Landskron kam; Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler. 127 -134