Die Herren von Gelsdorf
VON WILLY GEBHARD
Laut Schulchronik soll Gelsdorf eine der Kolonien sein, die Kaiser Karl der Große durch die Ansiedlung vertriebener Sachsen zwischen Rhein und Maas gegründet hat. Mit Sicherheit ist Gelsdorf eine fränkische Siedlung (Endung -dorf), wie alte Urkunden es bestätigen. Die erste Urkunde über den Ort stammt bereits aus dem Jahre 846 (drei Jahre nach der Teilung des großen Frankenreiches im Vertrag zu Verdun von 843). Durch diese Urkunde schenkte Kaiser Lothar I. dem Kloster Prüm „dreieinhalb Maß Ackerland zu Gelichsdorp“ im Eifelgau. 877 wird Gelsdorf wiederum urkundlich erwähnt: Kaiser Karl der Kahle bestätigt dem Stift St. Omer und dem Kloster St. Bertin in Flandern den Besitz von „Kirche, Weingütern und 12 Hufen (360 Morgen) Land in Gefwaldasthorp“. Damit waren die beiden Klöster Lehnsherren von Gelsdorf. Um 1200 entstand die Wasserburg als Mittelpunkt der Güter, die zur Herrschaft der Herren von Gelsdorf gehörten. Um diese Zeit tibertrugen Kloster St. Bertin und Stift St. Omer den Herren von Gelsdorf Schultheißenamt und Zehntrechte. Diese Rechte blieben bei den Burgherren von Gelsdorf bis zum Jahre 1358, als die Herren von der Saffenburg Lehnsherren von Gelsdorf mit Schultheißenamt und Zehntrecht wurden. In diese Zeit fällt auch die Verleihung der Stadtrechte an Gelsdorf durch Kaiser Karl IV. (1347—1378) im Jahre 1359. Diese Verleihung war eine Auszeichnung der Grafen von Neu-enahr-Saffenburg, wie aus der Verleihungsurkunde hervorgeht. Eine Abschrift der Urkunde mit der Übertragung ins Neudeutsche aus dem Archiv der Stadt Bensheim Nr. 123 Jahr: 1359 befindet sich im Besitz der Volksschule Gelsdorf. Ihr Inhalt lautet auszugsweise:
Luftaufnahme aus dem Archiv des Kreises Ahrweiler Freigegeben unter Nr. LU 2895 Bezirksregierung für Rheinhessen
Gelsdorf
„Wir, Karl von Gottes Gnaden, Römischer Kaiser … bekennen und bekunden öffentlich durch diesen Brief, … daß der Burggraf Johann von Neuenahr und seine Erben das Dorf Gelsdorf bei Tomburg im Kölner Bistum zu einer gemauerten Stadt mit Gräben, Türmen, Toren und Mauern u. a. Bestimmungen her- und aufrichten dürfen. Wir beweisen dem Grafen von Neuenahr diese Huld, weil sein Vater, der edle Johann von Saffenburg, sich durch Lauterkeit, stete Treue und fleißige Dienste unverdrießlich zur Ehre und Würde des Römischen Reiches ausgezeichnet hat. So möge auch er und sein Sohn, der Graf von Neuenahr, in künftigen Zeiten treu zu Kaiser und Reich stehen … Auch haben Johann von Neuenahr und seine Erben durch besondere kaiserliche Gnade das Recht, Leute, aus welchen Landen sie auch kommen mögen, als neue Bürger von Gelsdorf mit den üblichen städtischen Rechten und Freiheiten aufzunehmen … Dieser Brief wird beurkundet und mit kaiserlichem Siegel versehen zu Mainz im Jahre 1359 am Freitag vor Palmsonntag im 13. Jahre unserer Regierung im 4. Jahre unseres Kaisertums.“
Mit diesen Stadtrechten war auch das Marktrecht verbunden. Leider ist nicht zu erfahren, wie lange Gelsdorf diese Stadtrechte besaß. Über die dreifache Befestigung Gelsdorfs durch Burg, Burggraben und Dorfwall habe ich im vorigen Jahre in der Geschichte der Burg und ihrer Bedeutung für das Dorf berichtet.
1382 wurde „Gelsthorp“ aus der Grafschaft Neuenahr entlassen, zur Saffenburg geschlagen und geteilt; die Burg kam als Lehen unter kölnische Herrschaft, das Dorf zu Jülich. Dies geschah durch ein Übereinkommen des Kölner Erzbischofs Friedrich und Johann III. von Saffenburg, Graf zu Neuenahr. Im Jahre 1410 belehnte der Erzbischof von Köln den Grafen Wilhelm von Neuenahr-Saffenburg mit Schloß Gelsdorf, in den Jahren 1425 und 144; erfolgte die Belehnung der Grafen von Virneburg-Saffenburg-Neuenahr mit Schloß Gelsdorf. 1524, also zoo Jahre nach der Belehnung von 1425, belehnte Cuno, der letzte Ritter von Virneburg-Saffenburg-Neuenahr, Edmund von Metternich mit dem Dorfe Gelsdorf. Nachfahren und Erben der Familie von Metternich besaßen noch bis zum Jahre 1737 den Kolffenhof zu Gelsdorf, der 1738 durch Kauf an den Freiherrn von Hallberg überging, der in der Geschichte von Gelsdorf eine bedeutende Rolle gespielt hat. 1528 sprach Cuno seiner Gemahlin Ottilie von Mark-Arenberg das Schloß Gelsdorf als Witwensitz zu. Bei seinem Tode 1545 übernahm Ottilie das Schloß Gelsdorf bis zu ihrem Tode 1558.
Nach dem Erlöschen des Mannesstammes zog das Erzstift Köln Gelsdorf als verfallenes Lehen ein. Die von der Mark und von Manderscheid erhoben nun Anspruch auf Gelsdorf. 1572 erhielt der Verwandte Ottilies, Graf Dietrich VI. von Manderscheid, das Schloß Gelsdorf, während das Dorf weiterhin von den Jülichern regiert wurde. 1574 übergab Dietrich von Manderscheid-Schleiden seinem Schwager Graf Philipp von der Mark-Saffenburg die Burg Gelsdorf. Der anhaltende Wechsel der Herren von Burg und Dorf Gelsdorf führte zu einem fast hundertjährigen Erbschaftsstreit zwischen den beteiligten Grafen und Herren, der sich bis weit in den Dreißigjährigen Krieg hineinzog. 1640 wurde vertraglich geregelt, daß die Saf-fenburger endgültig Gelsdorf behielten.
Foto: Krelsbildstelle
Burg Gelsdorf
15 Jahre später, 1655, übergab auch Jülich die Rechte von Gelsdorf an die Grafen von Mark-Saffenburg.
1716 endete die Geschichte der Herren von Gelsdorf, die durch Belehnung und Erbschaft ihre Herrschaft über Burg und Dorf ausübten, Jetzt kaufte ein Freiherr von Hundheim Burg und Dorf und war damit durch käuflich erworbenes Recht Herr von Gelsdorf, wenn auch in anderem Sinne als die früheren Herren.
1737 verkaufte Herr von Hundheim seinen Besitz wieder an den vorhin erwähnten Freiherrn von Hallberg, der sehr viel für Gelsdorf getan hat. Er ließ einen Teil der alten Wasserburg erneuern. Von jeher waren die Herren von Gelsdorf auch Patronatsherren der Pfarrkirche. Der „liber valoris“ der Pfarreien des Erzbistums Köln aus dem 14. Jahrhundert nennt Gelsdorf zuerst als Pfarrei. Ein Papstbrief im Pfarrarchiv stammt jedoch schon aus dem Jahre 1290. Der alte Zwiebelturm unserer Pfarrkirche stammt aus dem 12. Jahrhundert. 1738 ließ die Familie von Hallberg das Schiff der Pfarrkirche neu erbauen; den alten Zwiebelturm ließ man stehen. Das Wappen dieser Familie befand sich auf den inzwischen entfernten alten Chorstühlen der Kirche. Die Grabplatte der Familie befindet sich in der rechten Seitenwand des Kirchenschiffes. Das Wappen der Familie von Hallberg ist ferner über dem Tor der Vorburg zu sehen und ziert die Eingangshalle unserer neuen Volksschule, von Malermeister Guido Klöckner aus Gelsdorf gemalt. 1766 ging der Besitz von Gelsdorf durch Kauf an den Freiherrn Konstantin von Gruben, der die Burg in ihrer heutigen Form erbauen ließ. Ein Sohn des Freiherrn wurde 1817 der erste Landrat des Kreises Ahrweiler. 1821 verpfändete die Familie von Gruben ihre Besitzungen für i 700 Taler an den Freiherrn von Geyr, der sie im gleichen Jahre für 30 00 Taler kaufte und damit der letzte Herr von Gelsdorf wurde. 1840 kaufte Herr Pastor Weber die Burg und richtete den Ostflügel als Pfarrhaus ein. 1847 ging die Burg in den Besitz der Pfarr- und Zivilgemeinde Gelsdorf über. Sie diente nun als Pfarrhaus (Pastorat) und einige Jahre später im Westflügel als Schule und Lehrerdienstwohnung. Der Besitz der Güter der ehemaligen Herren von Gelsdorf ist teilweise im Kirchenbesitz, teilweise aber nach und nach in privaten Besitz übergegangen. Seit 1960 ein neues Pfarrhaus und 1965 eine neue Schule bezogen wurde, steht unsere alte Burg, einst Sinnbild einer wechselvollen Herrengeschichte, nun verlassen und leer und wartet auf eine zweckdienliche Verwendung.