Die Geschichte des Karweiler Marienkapellchens
Von Robert Krämer
Die fromme Mutter, die über die Karweiler Heide schreitet und ihr Anliegen zur Muttergottes ins Karweiler Kapellchen trägt, dort eine Kerze entzündet und ein Scherflein in den Opferkasten fallen läßt, weiß nicht um die Geschichte der hl. Stätte. Die verwitterten Steine, der eichene, vom Zahn der Zeit angenagte Dachfries haben ihr nichts zu sagen. Ihr Herz ist erfüllt vom Vertrauen auf die Hilfe der Gottesmutter.
In den vielen Marmortafeln ist es in goldenen Lettern eingegraben: „Der Mutter Gottes Dank für Hilfe.“ 43 Votivtafeln künden von der Gebetserhöhung der himmlischen Mutter. Und wie viele Herzen glühen in stillem Danke für Hilfe, von der niemand weiß.
Marienkapelle bei Karweiler
Foto: Kreisbildstelle
Damals — vor mehr als 300 Jahren — beunruhigte der Dreißigjährige Krieg unsere Heimat, die sich Grafschaft nennt. Die Schweden fanden in den Gehöften der gesegneten Grafschaft reiche Beute und suchten diesen Landstrich zu halten. Auf der Karweiler Heide fuhren sie ihre Kanonen auf und schössen hinüber zu dem Waldrande von Ringen, von wo aus man ihnen die Grafschaft wieder entreißen wollte. Der Gegner schwieg nicht — er antwortete.
Die Kugeln zischten über das kleine Dörflein Karweiler hin und her. Haus und Hof gerieten in höchste Gefahr. Die um ihr Leben bangenden, aber gläubigen Bewohner beteten. Sie beteten zur Gottesmutter. Ja, sie machten ein Versprechen: Ein Muttergotteshäuschen sollte als Dankstätte errichtet werden, wenn das Dörflein unversehrt bliebe.
Schon bald verstummten die Kanonen auf beiden Seiten, und Karweiler und sein gläubiges Völkchen waren gerettet. Wo die drohenden Kanonen der Schweden gestanden hatten, bauten die dankerfüllten Menschen das Muttergotteshäuschen. Klein und bescheiden muß es gewesen sein, denn wie der Bau zeigt, hat es in späteren Jahren eine Erweiterung erfahren, so daß auch einige Betstühle darin Platz fanden. Der baufällig gewordene Dachstuhl des Kapellchens wurde 1956 von der Firma „Kettiger Thonwerke“ erneuert und beschiefert. Dem Dach setzte man ein Reitertürmchen auf. Das Glöckchen, das einst in der Tongrube Lantershofen das Tagewerk ein= und ausläutete und stumm und verlassen in einem Winkel lag, baute man sinnvoll in das Türmchen ein. Nun versieht es einen hehren Dienst und ruft die Marienverehrer zur Gnadenstätte. Einer alten Tradition folgend, ziehen die Grafschafter Marienverehrer jedes Jahr am letzten Sonntag des Marienmonats in langer Prozession über die Heide zum Kapellchen, um dort in einer Andacht mit Marienpredigt der Gottesmutter zu huldigen. Peter Mombauer — 79 Jahre — ist der eifrige Betreuer des Kapellchens und der umliegenden Blumenbeete. Er hält alles in würdiger Pflege, so daß die Pilgerstätte besinnlich stimmt und zur Einkehr einlädt. Möge die himmlische Mutter weiterhin ihren Segen ausstreuen auf Land und Leute unserer schönen Heimat!
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