Die Frühmessen-Stiftung in Kempenich

Durch fromme Stiftungen für die Kirche hofften die jeweiligen Stifter etwas für das eigene oder das Seelenheil der Familie zu tun.

So wurden z. B. in größeren Pfarreien durch Vikarien und Frühmess-Stiftungen eine Reihe von Priestern versorgt. Sie halfen dem jeweiligen Ortspfarrer in der Seelsorge und vergrößerten das Angebot an Messen, die es allen Gläubigen erleichterten, auch an Werktagen den Gottesdienst zu besuchen.

In Kempenich stellte die Gräfin Catherina Helena von und zu Eltz-Kempenich das Anfangskapital für eine Frühmesse an allen Sonn- und Feiertagen zur Verfügung. Graf Anselm Casimir Franz stiftete 1771 schließlich die Frühmesse mit einem Kapital von 910 Talern.

Der Frühmessner sollte von der Burg 200 Rheinische Gulden und 10 Ohm Messwein erhalten. Dazu kamen 300 Gulden für Paramente und Wein für die Pfarrei.

Von dem Trierer Erzbischof Wencelaus wurde die Stiftung am 13. Januar 1772 bestätigt. Als Ziel der Stiftung gab der Kempenicher Pfarrherr Beck, ein Doktor der Theologie und beider Rechte an: „Zur Erweiterung göttlicher Ehr und besseren Beförderung zu Geist und weltlichem Nutzen, soll eine tägliche Frühmesse für ewige Zeiten an vorerwähntem Ort Kempenich gehalten werden.“ Der Frühmessner hatte die Verpflichtung, nach jeder Messe drei Vater unser und ein Ave Maria mit dem Volk für die Gründer und Wohltäter zu beten.

Blick in die Kempenicher Pfarrkirche, Richtung Westen, vor 1940

Dem Frühmessner sollte auch der Schulunterricht obliegen. „Ferner sollte er in Kempenich Pfarrschule halten, sowie im Christentum und guten Sitten, auch im Lesen, Schreiben und Rechnen fleißig und nützlich unterrichten. Erster Frühmessner war von 1774 bis 1792 Hubert Franz Zeininger, geboren in Mayen.“ Da es zu Differenzen mit dem Pfarrherrn, Pastor Beck, kam, wurde er aber in den letzten Jahren seiner Amtszeit aus dem Schuldienst entfernt. Ihm wurde wohl vorgeworfen, „er hält nicht lange Schul“.

Die Verbindung von Gottesdienst und Schuldienst bewährte sich hier nicht.

Ab 1800 wurde der in der Seelsorge von Kempenich tätige Kaplan von der Familie v. Eltz unterhalten.

Über Versuche, ihre Einkünfte zu schmälern, beschwerten sich verschiedentlich Frühmessner. Das gräfliche Rentamt zu Eltz erklärte mit Schreiben vom 9. April 1833 die Stiftung für aufgehoben. Hiergegen erhob die Kirchenfabrik von Kempenich Klage beim königlichen Landgericht zu Koblenz. Dieses erkannte alle Ansprüche des Klägers an. DieGegenklage des Grafen Jacob v. Eltz wurde abgewiesen.

Die Familie v. Eltz leitete schließlich ab 1868 eine Ablösung von der Belastung durch die Frühmess-Stiftung ein. So wurden in diesem Jahr für den jährlich zu liefernden Mess-wein 120 Taler an die Kirchenfabrik übergeben. Als Ablösung für die Frühmess-Stiftung wurden von 1869 bis 1874 in Ratenzahlungen 2222 Taler vom Rentenamt an die Kirchenfabrik zu Kempenich gezahlt. Die Stiftung der auf „ewige Zeit“ vorgesehenen Frühmessen war damit erloschen.

Quellen:

Pfarrarchiv Kempenich