Die Flurbereinigung im Kreise Ahrweiler

Die Dorfsiedlungsform und das französische Gesetz des code civil, das durchs ganze 19. Jahrhundert bei uns galt, förderten die Realteilung, so daß die größeren Parzellen in Splitterbesitz zerfielen. Außerdem fanden sich diese Splitter in der ganzen Gemarkung als Gemenglage zerstreut. Dieser Splitter- und Streubesitz hatte folgende Nachteile:

1. Er bedingt eine maßlose Verzettelung der Arbeitskraft von Mensch und Tier.

2. Er läßt den vollen Einsatz von modernen Maschinen und Geräten nicht zu.

3. Durch die vielen Grenzfurchen, die oft Raine bilden, wird die fruchttragende Parzelle nicht nur verkleinert, sondern diese Rainfurchen sind Brutstätten von Unkräutern.

4. Das Wegenetz ist durch die Erbteilung derart verkümmert, daß viele Parzellen vom Wege nicht erreichbar sind. Man muß oft über ein benachbartes Grundstück fahren, um sein Grundstück erreichen. Darum verharrt man noch bei dem Gebrauch, daß ein Flurteil im gleichen Jahr die gleiche Frucht tragen muß, wodurch eine gesunde Fruchtfolge verhindert wird.

5. Entwässerungen und Meliorationen können bei Splitterparzellen nicht durchgeführt werden.

6. Auch die Dorfsiedlung bedarf einer frischen Auflockerung, damit endlich geräumige Höfe mit gesunden Stallungen, in welche Luft und Licht dringen kann, entstehen. Alle diese Nachteile werden beseitigt durch eine Umlegung. Im Kreise Ahrweiler ist die Flurbereinigung am besten in der Bürgermeisterei Antweiler durchgeführt, wodurch sich die Landwirtschaft und besonders die Viehzucht beträchtlich hoben. In unserem Kreisgebiet sind bereits bereinigt bzw. werden augenblicklich bereinigt 36 000 ha. Es sind noch zu bereinigen 35 091 ha. Diese gliedern sich in 12 000 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, 16 000 ha Waldfläche und 3 000 ha Ortslagen und Verkehrswege.

Die noch zu bereinigenden Flächen verteilen sich auf die Ämter:

Adenau   8 060 ha
Altenahr   9 540 ha
Bad Neuenahr   2 810 ha
Niederbreisig   1 750 ha
Niederzissen   5 291 ha
Remagen   660 ha
Ringen   820 ha
Sinzig   3 780 ha
Ahrweiler   2380 ha
Summe   35 091 ha

Das Kulturamt Adenau arbeitet auf Hochtouren, um die weiteren Bereinigungen durchzuführen. Die Maßnahmen sind notwendig, um durch eine intensive Betriebswirtschaft die Landwirtschaft krisenfest und rentabel zu gestalten, so daß ein gesundes Bauerntum als Quickborn des ganzen Volkes erhalten bleibt.

*) Die Angaben sind den Beiträgen von Landwirtschaftsrat Dr. Persch und von Regierungsvermessungsrat Stein in der Festschrift „50 Jahre Kulturamt Adenau“ entnommen.

Autor