Die Einweihung des Kriegerdenkmals 1930 in Oberwinter

Ute Metternich

Nach dem Ende des 1. Weltkrieges mit Millionen Toten kam auch in Oberwinter der Wunsch auf, den gefallenen Soldaten des Ortes ein Denkmal zu errichten. Seit 1924 stellte hierfür die Gemeinde monatlich 50 Mark zur Verfügung, erwartete aber auch die Beteiligung der Vereine an der Finanzierung und Planung1).

Ein Ausschuss kümmert sich um Entwurf und Kosten

Kurz darauf hatte man einen Denkmalausschuss eingerichtet, dem neben dem Gemeinderat die Vorstände der örtlichen Vereine angehörten und an dem sich auch die Ortsgruppe Oberwinter des Reichsverbands deutscher Kriegsbeschädigter und Kriegshinterbliebener beteiligte. Bei einem Godesberger Architekten war ein Entwurf eingeholt worden, der jedoch mit 8.000 bis 9.000 Mark als zu teuer befunden wurde. Als finanzierbar galt ein Objekt mit höchstens 4.000 Mark2). Bis zum Baubeginn sollte noch einige Zeit vergehen, da auch die Ausgestaltung des Ehrenfriedhofes in Angriff genommen werden musste. 1929 stellte die Gemeinde dann 4.500 Mark für die Baukosten zur Verfügung, von denen über 3.000 Mark bereits vorhanden waren, hierfür sollten Entwürfe von vier Architekten eingeholt werden.3)

Zustimmung zum Neubau und Abriss des Vorgängermahnmals

An der Stelle des neu zu errichtenden Denkmals befand sich bereits eines für die Gefallenen des Krieges von 1870/71. Von ihm ist kein Bild erhalten, jedoch ist auf einer alten lithografierten Postkarte des daneben errichteten Rhein-Hotels erkennbar, dass es sich um einen kleinen Obelisken handelte, eine Denkmalform, die damals sehr populär war4). Ferdinand Stausberg, der einen Teil seiner Kindheit in Oberwinter verbrachte5), erinnerte sich daran, dass neben diesem alten Denkmal auch eine Eiche gepflanzt wurde, die sogenannte „Friedenseiche“, die anfangs nicht schön wuchs und daher zurückgestutzt wurde. Nach 40 Jahren sah er sie wieder und sie hatte sich zu einem stattlichen Baum entwickelt. Bis 1929 marschierten der Krieger-Verein (der sich 1926 in den Schützenverein umwandelte) noch zum alten Denkmal, wo unter Musik zum Gedenken an die Gefallenen ein Kranz niedergelegt wurde6).

Einweihung des neuen Denkmals am 16. März 1930 durch Landrat Dr. Meyers

Ausschnitt aus einer Postkarte des Rhein-Hotels mit dem alten Krieger-Denkmal unter dem Fahnenmast

Nachdem sich der Gemeinderat 1929 für einen Entwurf des Bildhauers Maas aus Remagen aussprach, wurde dessen Planung vom Sachverständigen für Kriegerehrungen, Professor Burger, Mayen, gutgeheißen. Dieser schlug auch vor, das neue Monument unter die Friedenseiche von 1871 zu setzen7), da er den Standort des bisherigen, das wegen Baufälligkeit entfernt werden musste, für ungünstig hielt. Zu diesem Zeitpunkt war der Platz bereits mit einem schmiedeeisernen Gitter eingefriedet und gärtnerisch gestaltet8). Hiermit war die Neuerrichtung beschlossene Sache, Bildhauer Maas wurde mit der Ausführung beauftragt. Der neu gewählte Gemeinderat unter Gemeindevorsteher Bernhard Geisthoff legte in seiner Sitzung vom Februar 1930 das Datum der Einweihung auf den 16. März 1930 um 15.00 Uhr fest9).

Urkundenfund im Sockel

Beim Abriss des alten Ehrenmals für die Gefallenen von 1870/71 wurde im Fundament eine Flasche mit einer Urkunde gefunden, auf der die Namen aller Spender aufgeführt waren und von denen zwei 1930 noch lebten, die Veteranen Pawlowski und Prinz10). Der Bandorfer Martin Pawlowski galt als ältester Feuerwehrmann der Rheinprovinz und verstarb im Oktober 1931 kurz vor seinem 86. Geburtstag.11)

Ein gemeinsames Denkmal

Der 16. März 1930 war der Volkstrauertag, der in jenem Jahr noch im Frühjahr gefeiert wurde. Initiiert wurde dieser Gedenktag 1922 vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge als ein Zeichen der Solidarität mit den Hinterbliebenen der Kriegstoten. 1934 machten die neuen national-sozialistischen Machthaber den Tag zum staatlichen Feiertag und erklärten ihn zum „Heldengedenktag“, wodurch sich Inhalt und Ausführung änderten12), statt „Gefallener“ wurde nun der „Helden“ gedacht.

Der Entwurf des Bildhauers Maas lässt schon viel von dieser neuen Ausrichtung erkennen. Als Material wurde Basaltlava aus den Mayener Brüchen gewählt13), trutzig und martialisch anmutend erhebt sich die nach unten verjüngende Säule mit dem aufgesetzten Stahlhelm auf einem 70 cm hohen Block, der auf einem zweistufigen Sockel steht. Auf diesem unteren Block befinden sich auf drei Seiten die Namen der Gefallenen des Krieges von 1914/18 und auf der vierten Seite die der Gefallenen von 1870/71. Unterhalb des Stahlhelms finden sich zwischen den Jahreszahlen 1914 und 1918 jeweils eiserne Kreuze auf dem Kopfteil der Säule, die an ihrer breitesten Stelle folgende Widmungen trägt: „Unsern gefallenen Helden zum Gedenken“, „Ich hatt´einen Kameraden“, „Und Wer den Tod im heil´gen Kampfe fand, ruht auch in fremder Erde im Vaterland“ sowie „Niemand hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde“.

Der Tag der Einweihung

Gegen 15.00 Uhr versammelten sich die Einwohner von Oberwinter, Bandorf, Birgel und Rolandseck, Angehörige der Gefallenen und Vertreter der örtlichen Vereine mit ihren Fahnen am Denkmal, wo auch der Bürgermeister von Remagen-Land, Josef Froitzheim, die Geistlichen und der Gemeinderat sowie der Landrat des Kreises Ahrweiler, Dr. Paul Meyers erschienen waren. Die Zeremonie wurde mit einem Musikstück des örtlichen Musikvereins eröffnet, unter der Leitung seines Dirigenten Backhausen aus Bonn sang der MGV Liederkranz das Soldatenlied „Morgenrot“. Unter Böllerschüssen fiel die Hülle des Denkmals, während der Schützenverein präsentierte. Landrat Dr. Meyers ergriff das Wort und mahnte die Anwesenden, Partei und Konfession durch den Dienst am Vaterland zu überwinden, gemeinsam wurde das Deutschlandlied gesungen, bevor er das Denkmal an Gemeindevorsteher Geisthoff übergab. Geisthoff versprach, es in Obhut zu nehmen und legte den ersten Kranz nieder.

Auch in diesem 1930 eingeweihten vier Meter hohen Monument befindet sich eine Urkunde, die zusammen mit der, im Denkmal für 1870/71 gefundenen, in das Fundament eingemauert wurde. Die Inschrift lautet: „Am 16. März im Jahre des Heils 1930 wurde zufolge allseitiger Hilfe und edler Spende der ganzen Bürgerschaft der Gemeinde Oberwinter mit Rolandseck, Bandorf und Birgel, insbesondere der regen Mitarbeit aller Vereine unter der Regierung des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, zur Zeit wo Dr. Paul Meyers Landrat des Kreises Ahrweiler, Josef Froitzheim Bürgermeister von Remagen Stadt und Land und Bernhard Geisthoff Vorsteher von Oberwinter war, unter dem Gemeinderate von: Brand Heinr., Clausen Peter, Decker Ludwig, Gütgemann Friedr. Wilh., Hesseler Karl, Königsfeld Josef, Langen Josef, Müllenbach Otto, Müller Albert, Ockenfels Math., Schöter Margarete, Wissen Jakob, dieser Gedenkstein gesetzt zum ehrenvollen, ewigen Andenken unserer im Weltkriege 1914– 18 gefallenen Brüder, die als Helden starben für ihr heiliges Vaterland. Sie gaben ihr Alles, ihr Leben, ihr Blut, Sie gaben es hin mit heiligem Mut, Für uns14). Nur wenige Jahrzehnte stand das Denkmal von 1930 alleine an seinem Platz. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es um einen sarkophagförmigen Stein ergänzt, der die Namen der gefallenen und im Krieg gestorbenen Soldaten und Zivilpersonen aus Oberwinter aus der Zeit des Nationalsozialismus trägt.

Wandel der Gedenkkultur

Inzwischen hat sich die Gedenkkultur geändert, es wird nicht mehr nur der eigenen, sondern aller Opfer von Krieg und Gewalt gedacht, die Grundaussage der Ansprachen liegt im Wunsch nach anhaltendem Frieden und Versöhnung. Hoffen wir, dass an dieser Stelle nie wieder ein neues Mahnmal errichtet werden muss.

Anmerkungen:

  1. General-Anzeiger vom 4.11.1925
  2. General-Anzeiger vom 25.11.1925
  3. General-Anzeiger vom 1.2.und 5.4.1929
  4. Sammlung Metternich
  5. Ferdinand Stausberg, Lebenserinnerungen Februar 1917: Eine Kindheit in Oberwinter, Auszug aus seinem Tagebuch, herausgegeben vom Rathausverein Oberwinter 2006
  6. General-Anzeiger vom 5.6.1929
  7. General-Anzeiger vom 11.11.1929
  8. General-Anzeiger vom 30.1.1929
  9. General-Anzeiger vom 26.2.1930
  10. General-Anzeiger vom 24.3.1930
  11. General-Anzeiger vom 30.10.1931
  12. https://www.volksbund.de/volksbund-volkstrauertag/geschichte-volkstrauertag.html
  13. General-Anzeiger vom 18.3.1930
  14. General-Anzeiger vom 18.3.1930