Die Burg Gelsdorf ein Schutz und Hort für den Ort
VON WILLI GERHARD
Am 29. Januar 1965 wurde zur Freude der ganzen Gemeinde die neuerrichtete zweiklassige Schule feierlich ihrer Bestimmung übergeben. Vorher diente die Burg als Schulhaus, seit sie im Jahre 1847 durch Kauf in den Besitz der Gemeinde übergegangen war. Betrachten wir aus diesem Anlaß einmal die Geschichte der Burg Gelsdorf in ihrer wechselvollen Bedeutung für das Dorf.
Während das Dorf, eine fränkische Siedlung, urkundlich schon im 9. Jahrhundert als „Gelichsdorp“ (Schenkungsurkunde Kaiser Lothars I. an das Kloster Prüm) und 877 als „Gefwaldastorp“ erwähnt wird, entstand um 1200 die Burg als Wasserburg.
Burg Gelsdorf
Foto: Oscar Lorenz
Genauere Zeitangaben über die Erbauung liegen nicht vor. Zur Burg gehörte ein Gutshof, auf dem die Herren von Gelsdorf das Zehntrecht besaßen. Man kennt heute noch die „Zehntscheune“, die zu den Wirtschaftsgebäuden der Burg gehörte. So wurde die Burg Mittelpunkt des Dorfes als Herrensitz, aber auch Schutz- und Trutzburg in den Zeiten der Wirren.
Im Nordwesten führte eine wichtige Heer- und Handelsstraße an Gelsdorf vorbei. Um sich gegen Plünderungen durchziehender Truppen zu schützen, mußten die an der Heerstraße liegenden Orte Befestigungen erbauen. Während die Städte starke Mauern und Wehrtürme errichteten, legten die Dörfer und Herrenhöfe Wassergräben und Wälle zu ihrem Schütze an. Gelsdorf war durch solche Befestigungen und die wehrhafte Burg dreifach gesichert. Um das Herrenhaus der Burg lag der erste Wassergraben. Ein noch erhaltener Brückenbogen läßt darauf schließen, daß der Eingang zum Herrenhaus über eine Zugbrücke führte. Um die gesamte Hofanlage war ein zweiter Wassergraben gezogen, der heute noch im Nordwesten der Burg zu sehen ist. Um das ganze Dorf lag ein dritter Wassergraben von 10 Meter Breite. Zwischen dem zweiten und dritten Graben war ein etwa 3 Meter hoher Wall errichtet, der mit hohen Hecken bewachsen war. Dieser Wall ist heute noch teilweise erhalten. Vor dem zweiten Graben lag der etwas niedrigere Damm. Der Eingang zu den Wirtschaftsgebäuden der Burg führte durch das noch erhaltene Burgtor. Man sieht die eingebauten Rollen, über die die Ketten der Zugbrücke liefen. Durch diese Befestigungen schützten sich die Bewohner des Dorfes vor Überfällen. Wenn auch das Dorf selbst nicht immer vor Feinden sicher war, so blieb als letzte Zuflucht doch die Burg, und hier war man sicher. So war die Burg nicht nur Herrensitz und Abgabeort für den jährlichen „Zehnten“, sondern jahrhundertelang eine sichere Zufluchtsstätte für die Bauern des Dorfes. In Kriegs- und Notzeiten brachten die Dorfbewohner auch ihre Habe und Erntevorräte in den zahlreichen Gebäuden der Burg unter, wo sie vor fremdem Zugriff sicher waren.
Foto: Oscar Lorenz
Wappen am Toreingang
Während das Dorf im dreißigjährigen Krieg am Pfingstmontag des Jahres 1647 durch spanische Truppen ganz ausgeplündert wurde, blieb die Burg unversehrt. Ebenso blieb die Burg erhalten, als im dritten Raubkrieg des Sonnenkönigs Ludwigs XIV. französische Soldaten das Dorf restlos einäscherten, trotzdem vorher ein sehr hohes Lösegeld von 12000 Talern gezahlt worden war (1690). Später erhielt die Burg, die 1766 von Freiherrn Konstantin von Gruben gekauft und neu erbaut wurde, eine andere Bedeutung für das Dorf bzw. für die Gemeinde. Nachdem mehrere Herren die Burg gekauft und wieder verkauft hatten, kaufte Pastor Weber 1840 die Burg und richtete den Ostflügel als Pfarrhaus ein. Im Jahre 1847 erfolgte die Übernahme der Burg in den Besitz der Pfarr- und Zivilgemeinde. Im Westflügel wurde danach (um 1850) die zweiklassige Schule mit zwei Lehrer Wohnungen eingerichtet. Der zur Burg gehörende Gutshof war teilweise in Privatbesitz übergegangen, teilweise gehört er der Kirchengemeinde. So war die Burg nun für über l Jahrhundert Pfarrhaus und Schule des Dorfes. Seit Kriegsende, als die Burg von ihren Bewohnern auf Befehl der amerikanischen Streitkräfte geräumt werden mußte, steht das „Pastorat“, wie der Ostflügel im Dorf genannt wird, leer. Seit 1960 hat Gelsdorf ein neues Pfarrhaus. Nach Kriegsende wurde der Unterricht wieder in der Burg aufgenommen. Seit dem Umzug in die neuen Lehrerdienstwohnungen und der Verlegung des Unterrichtes in die neue Schule am 30. Januar 1965 steht nun auch der Westflügel der Burg unbenutzt; sie hat ausgedient.
So hat die alte Burg ihre vielfache Bedeutung für das Dorf verloren. Nur die Erinnerung an ihre einstige Bedeutung für Dorf und Gemeinde als Herrensitz, als Schutz- und Trutzburg und später als Pfarrhaus und Schule ist geblieben. Auch die Tatsache, daß die Burg mit ihren Anlagen einmal eine Zierde des Dorfes war, ist heute nur noch der Erinnerung verblieben. Die Burg steht unter Denkmalschutz und ist für die Gemeinde heute eine unzumutbare finanzielle Belastung. Sie steht zum Verkauf an, und jedermann fragt sich: „Was soll nun aus unserer alten Burg werden?“