DIE BROHLTALBAHN –

ihr Bau und ihre wirtschaftliche Bedeutung

Als am 22. Januar 1896 in Köln die Brohltal-Eisenbahn-Gesellschaft mit dem Zweck, den Bau einer Kleinbahn von Brohl aus durch das Brohltal in die Eifel auszuführen, gegründet wurde, waren sich die Gründer voll und ganz bewußt, daß die Erschließung des schönen Brohltals und seiner reichen Bodenschätze in ganz neue Bahnen gelenkt würde, die von größter Bedeutung für die Bevölkerung des Tales werden sollte.

Das Brohltal ist eines der reizvollsten Täler des Mittelrheins und bekannt durch seine erloschenen Vulkane, etwa vierzig im ganzen Gebiet, den Laacher See mit der altehrwürdigen Abtei Maria-Laach, die von hier aus in bequemer und schöner Wanderung zu erreichen ist, und weiter durch die vorhandenen Industriewerke für feuerfeste Steine, Basalt, Phonolith usw. Leider wurde die Brohltalbahn mit einer Gleisspur von l m gebaut, um die Baukosten in mäßigen Grenzen zu halten, was sich heute für die wirtschaftliche Weiterentwicklung des ganzen Brohltals sehr hemmend auswirkt.

Der Bau der Eisenbahn wurde 1899 begonnen und in 2 1/2 Jahren durchgeführt, allerdings mit einzelnen Etappen, so daß die Eröffnung der Bahn von Brohl bis Engeln am 14. Januar 1901, der Reststrecken von Engeln nach Weibern am 1. Mai 1901 und von Weibern nach Kempenich am 7. Januar 1902 erfolgen konnte. Es mußten bei dem Bau Höhenunterschiede von 65 m ü. M. bis 445 m ü. M. auf einer Betriebslänge von 24 km überwunden werden, was nur durch kunstvolle Viadukte, einen Tunnel und eine 5,8 km lange Zahnradstrecke möglich wurde. Diese letztere wurde erst während des Baues noch geplant, weil die erste Linienführung von Oberzissen über Wollscheid nach Kempenich gehen sollte. Um aber die reichen Phonolithvorkommen bei Brenk und Engeln und weiter die ergiebigen Tuffsteinlager bei Weibern zu erschließen, führte man die Bahn endgültig über Engeln—Weibern nach Kempenich. Hier zeigte sich schon, welche wirtschaftliche Bedeutung die Bahn haben sollte, da mit ihr alle Bodenschätze des Brohltals und der näheren Umgegend erschlossen werden konnten. Im unteren Brohltal sind es die ungeheuren Traßvorkommen, die bereits seit Jahrhunderten ausgebeutet werden, die Mineralwasserquellen, die ihre köstlichen Tafelwässer in die ganze Welt versenden, die Tonhalden, welche eine eigene, bodenständige Industrie für feuerfeste Steine begründeten, die Kohlensäure, die als solche zum Versand kommt oder den Grundstock für eine bedeutende Industrie der Farben und Lacke bildet und weiter im oberen Brohltal die Basaltvorkommen, die Phonolithlager, die beide täglich ungeheure Mengen liefern, und nicht zuletzt die Tuffsteinbrüche und die großen Waldbestände der Eifel, deren Produkte durch die Brohltalbahn dem Arbeitsmarkt zugeführt werden.

Außerdem muß unbedingt als weitere Folge verzeichnet werden, daß die Bevölkerung, die Reisenden und Wanderlustigen jetzt die Möglichkeit hatten, leicht und bequem die Schönheiten des Brohltals, des Laacher-See-Gebietes mit der berühmten Abtei-Maria-Laach, die ganze vulkanische Eifellandschaft bis zur Höhen-Acht, dem höchsten Berg der Eifel, kennen zu lernen und damit der Fremdenverkehr in jeder Weise gehoben wurde. Um die Bodenschätze, die sonstigen Produkte der Industrie des Brohltals noch besser und schneller an die Abnehmer und Verbraucher heranzubringen, wurde bereits im Jahre 1905 die Bahn durch einen Anschluß an den Brohler Hafen vergrößert, wodurch der Umschlag von Bahn in Schiff und umgekehrt bedeutend belebt und erweitert wurde. Der Umschlag gerade auf diesem Sektor stieg von Jahr zu Jahr, und stellten sich die Jahresumschlagsmengen im Hafen Brohl 1939 auf 345 000 t, 1940 auf 250 000 t und 1941 auf 342 000 t. Nach der Katastrophe von 1945, die den Gesamtverkehr auf der Brohltalbahn fast zum Erliegen brachte, setzte gerade im Hafen Brohl wieder eine Aufwärtsbewegung ein, die für den ganzen Betrieb und weiter für das ganze Brohltal von größter Bedeutung ist. Im Jahre 1951 erreichte der Hafenumschlag bereits die Menge von 180 000 t und wird voraussichtlich 1953 auf über 200 000 t steigen.

Die wichtigste und größte Leistung des Verkehrs hatte die Brohltalbahn im Güterverkehr 1939, wo eine Jahresbeförderung an Gütern von 513 000 t erreicht wurde. Daneben stieg fast in gleichem Maße die Beförderungszahl im Personenverkehr, die von durchschnittlich 150 000 auf 236 000 in 1940 und 1943 auf 588 000 im Jahr anwuchs. Im Zuge der Motorisierung des Verkehrs wurde bereits 1927 die Brohltal-Eisenbahn teilweise auf den Omnibus- und Lastwagenbetrieb umgestellt, wodurch die wirtschaftliche Bedeutung der Bahn noch mehr zunahm. Der Anschluß der abseits gelegenen Ortschaften an das Bahnnetz und damit an den Verkehrsstrom erforderte neue Verkehrslinien, die durch Omnibusse geführt werden. Zurzeit bestehen sechs solcher Verbindungen, und zwar: Brohl — Oberzissen — Wehr — Kempenich, Brohl — N. und Oberlützingen — Burgbrohl, Bad Kripp — Brohl— Maria-Laach — Niedermendig, Kempenich — Mayen, Kempenich — Adenau, Kempenich — Ahrweiler. Damit werden insgesamt 122 km mit Omnibussen befahren, so daß die Betriebslänge der Brohltal-Eisenbahn einschließlich der Eisenbahnlinie heute insgesamt 157 km beträgt.

Für die Beförderung der Güter und Personen stehen jetzt zur Verfügung: 6 Lokomotiven, 2 Triebwagen mit 3 Triebwagenhängern, 188 Güterwagen, 16 Rollwagen für den Transport von Bundesbahnwaggons, 6 Omnibusse mit Anhängern und 2 Lastwagenzüge.

Die Bedeutung der Brohltal-Eisenbahn erhellt sich besonders aus den Verkehrszahlen für 1951, wo 227253 Personen auf der Eisenbahn und 285907 Personen in Omnibussen, insgesamt also 513 160 Personen befördert wurden. Der Güterverkehr zeigte 1951 einen Umschlag von 217917 t auf der Eisenbahn, 180681 t im Hafen und 15 466 t auf Lastwagen, so daß der Gesamtumschlag an Gütern 1951 414 064 t betrug.

Für 1953 sind diese Verkehrszahlen in stetiger Aufwärtsbewegung insbesondere im Hafenverkehr, der in den letzten Monaten über den Stand der besten Jahre hinaus anwuchs, was unzweifelhaft beweist, daß die Industrie des Brohltals ständig sich vergrößert und die Ausweitung des Hafenumschlagverkehrs für die Brohltalbahn und die Industrie von größter Bedeutung ist.